Atomkraft ist schon deshalb widernatürlich, weil bei dieser Technik Menschen grundsätzlich keine Fehler machen dürfen. Aber Menschen machen Fehler, so lange es sie gibt. Mit einem christlichen Verständnis vom Menschen, das um die Sündhaftigkeit und Fehlerhaftigkeit von Menschen weiß, ist Atomenergie nie und nimmer zu vereinbaren. Das müssten doch auch deutsche Christdemokraten und Christsoziale, die mehrheitlich für längere Laufzeiten von AKWs plädieren, verstehen. Aber sie tun es leider immer noch nicht. Muss erst im dicht besiedelten Westeuropa ein großer Unfall mit Hunderttausenden Toten passieren bis auch CDU/CSU-Politiker endlich zur Vernunft kommen? Wie christlich ist diese Atompolitik? Das muss ich meine ehemaligen Parteifreunde immer wieder fragen.
Ich bin nach Tschernobyl und wegen Tschernobyl aus der CDU ausgetreten, der ich 26 Jahre angehört hatte. Meine Partei war nicht lernfähig. Es ist kein Fehler, dass wir Fehler machen, aber es ist ein großer Fehler aus Fehlern nichts zu lernen. Der große jüdische Religionsphilosoph Martin Buber sagte es so: “Die große Schuld des Menschen sind nicht die Sünden, die er begeht; die große Schuld des Menschen ist, dass er in jedem Augenblick die Umkehr tun kann und nicht tut.”
Nach allem, was ich seither gelernt habe, wurde mir immer bewusster: Atompolitik ist hauptsächlich aus moralischen Gründen unverantwortlich. Kernspaltung ist Ausdruck mangelnder Menschen- und Gottesliebe, eine Missachtung der Schöpfungsgesetze, ein Zeichen fehlender “Ehrfurcht vor allem Leben”, würde Albert Schweitzer sagen.
Kohle, Gas und Öl bewirken den Klimawandel und Atomkraftwerke bleiben gefährlich und eine Einladung an Terroristen. Wer diese Zusammenhänge nicht sieht, kann im 21. Jahrhundert keine verantwortliche Politik betreiben.
Das elfte Gebot im Atomzeitalter heißt: Du darfst den Kern nicht spalten - weder den Atomkern noch den Zellkern.
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Franz Alt, 26.04.2008
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