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Brisbane / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 | Der Golfstrom ist Teil eines weltumspannenden Netzes von Meeresströmungen, die den Temperaturhaushalt auf dieser Erde regeln.

© Brisbane / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 | Der Golfstrom ist Teil eines weltumspannenden Netzes von Meeresströmungen, die den Temperaturhaushalt auf dieser Erde regeln.

Der Golfstrom könnte sich verschieben

Eine neue Simulation renommierter Geologen zeigt: der Klimawandel könnte atlantische Umwälzströmungen nicht nur schwächen, sondern auch verschieben, mit möglichen katastrophalen Auswirkungen auf den Wärmeaustausch zwischen Nord- und Südhalbkugel.

Dass sich der Golfstrom immer weiter abschwächt, ist inzwischen bekannt und auch dass dies erhebliche Auswirkungen auf das Wetter haben wird. Europa könnte durch einen sich abschwächenden und damit abkühlenden Golfstrom im Nordatlantik in eine Eiszeit schlittern. Schuld daran: aller Voraussicht nach der Klimawandel. Und dieser schwächt den Golfstrom nicht nur ab, sondern könnte ihn sogar entscheidend verschieben.

Dabei könnten sich die Absinkgebiete im Nordatlantik verändern, wie die Geologen Camille Lique und Matthew Thomas in einer Simulation ermittelten. Dafür nutzten die Forscher der Universitäten Brest und Yale ein hochauflösendes Klima-Ozeanmodell, welches sie mit virtuellen Partikeln fütterten, um den Weg der Strömungen und damit Zonen der vertikalen Durchmischung zu finden. Die wichtigsten dieser Zonen werden als Atlantische Meridionale Umwälzströmungen bezeichnet und befinden sich aktuell vor allem in der nördlichen Atlantikregion rund um Grönland. Dort sinkt warmes Oberflächenwasser aus dem Süden in die Tiefe und strömt als abgekühltes Tiefenwasser zurück Richtung Äquator.

Neue Umwälzströmungen in tropischen Breiten

Dies sorgt bislang für ein vergleichsweise mildes Klima in Europa. Doch mit steigenden Temperaturen auf der Erde könnten sich die Umwälzströmungen verlagern. Zu diesen Ergebnissen kamen Lique und Thomas, indem sie die Simulation sowohl unter präindustriellen Bedingungen, als auch unter stark erhöhten Treibhausgaswerten ablaufen ließen. Und bei einem Szenario mit hohen Treibhausgaswerten und entsprechend starker globaler Erderwärmung würden neue Meeresbereiche vermehrt zur Umwälzströmung beitragen, die sich teilweise im Nordpolarmeer, vor allem aber in gemäßigten und teilweise subtropischen Breiten befinden.

„Bisher hat man angenommen, dass die Mechanismen, die heute die Stärke der Umwälzströmung bestimmen, sich auch in wärmerem Klima nicht ändern. Doch unsere Ergebnisse stellen dieses Paradigma nun in Frage.“ Camille Lique und Matthew Thomas (Quelle: scinexx).

Sollten sich die Zonen verschieben, hätte dies höchstwahrscheinlich Auswirkungen auf den Austausch von Wärme und Kohlenstoff mit der Atmosphäre. Welches Klima Europa mit einer solchen Verschiebung erwartet, können Lique und Thomas zwar noch nicht genau sagen, doch dass erhebliche Veränderungen eintreten werden, sollten sich Umwälzströmungen verschieben, da sind sich die Forscher sicher.

Der schwächelnde Golfstrom macht sich bereits bemerkbar

Denn die Veränderung eines sich abschwächenden Golfstroms zeigt schon jetzt Auswirkungen, vor allem im südlicheren Teil des Stroms. Durch den geringeren Wärmeaustausch und weniger kaltem Tiefenwasser erhitzt sich der Atlantik im karibischen Raum immer stärker. Die Folge: vermehrt Hurrikanes, die den Norden Südamerikas, die Karibik und die Ostküste der USA in immer kürzeren Abständen heimsuchen. Auch führt die Erwärmung der Ozeane zu einem immer schnelleren Abschmelzen der Polkappen, was einen steigenden Meeresspiegel zur Folge hat. Gleichzeitig könnte ein Versiegen des nördlichen Teils des Golfstroms weite Teile Europas in eine neue Eiszeit stürzen.

RedAndr / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0 | Im Nordatlantik wird der Golfstrom bislang mit kaltem Tiefenwasser angereichert. Die Umwälzströmungen dienen dabei als Motor des gesamten Meeresstroms.
Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion “energiezukunft“ (mf) 2018 verfasst – der Artikel darf nicht
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Heft 25 / Herbst 2018 | „Baustelle Energiewende – Was jetzt zu tun
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