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/istockphoto.com | esolla | DIW: Zu teuer und gefährlich: Atomkraft ist keine Option für eine klimafreundliche Energieversorgung • Aufgrund von Strahlungs- und Proliferationsrisiken ist Atomkraft eine risikoreiche Technologie • Die Politik sollte Atomkraft als Option für eine nachhaltige Energieversorgung verwerfen.

© /istockphoto.com | esolla | DIW: Zu teuer und gefährlich: Atomkraft ist keine Option für eine klimafreundliche Energieversorgung • Aufgrund von Strahlungs- und Proliferationsrisiken ist Atomkraft eine risikoreiche Technologie • Die Politik sollte Atomkraft als Option für eine nachhaltige Energieversorgung verwerfen.

Atomenergie war, ist und wird immer zu teuer sein

„Zu teuer und gefährlich“ titelt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) über die Atomenergie. Und weiter „Atomkraft ist keine Option für eine klimafreundliche Energieversorgung“.

Dass Atomenergie sicherheits- und umweltgefährdend ist, steht nicht erst seit heute fest. Auch, dass die Kernspaltung keine Technologie ist, die dazu beitragen kann, den Klimawandel zu stoppen, hat der Stanford-Professor Mark Jacobson erst vor Kurzem anschaulich dargelegt.

Nun hat ein Team von WissenschaftlerInnen des DIW die Atomkraft wirtschaftshistorisch betrachtet und betriebswirtschaftlich eingehend untersucht. Es ging hierbei um die Frage, ob es – aus wirtschaftlich-finanzieller Sicht – Sinn ergab und ergibt, in die Atomkraft zu investieren bzw. weiterhin Atomkraftwerke zu bauen und zu betreiben.Das Ergebnis der WissenschaftlerInnen ist eindeutig: „Atomkraft ist zu teuer und gefährlich und daher keine Option für eine klimafreundliche Energieversorgung.

Wirtschaftshistorisch weisen die ForscherInnen nach, dass der Bau von Atomreaktoren niemals eine privatwirtschaftlich gewinnbringende Grundlage hatte. Entstanden als Nebenprodukt der nuklearen Waffenforschung in den 1940ern, war es bereits in den 1950er klar, dass die „zivile“ Nutzung der Atomkraft „keine Chancen auf ökonomische Wettbewerbsfähigkeit hatte.

Dies hat sich seitdem in keiner Weise geändert. Das DIW untersuchte alle bisher gebauten 674 Atomkraftwerke und wies nach, dass privatwirtschaftlicher Motive von „Anfang keine Rolle gespielt haben, sondern militärische Interessen.

Die rein betriebswirtschaftliche Betrachtung ergab, dass privatwirtschaftliche Investitionen in Atomkraftwerke mit enorm hohen Verlusten verbunden sind, im Durchschnitt betragen diese Verluste ca. fünf Milliarden Euro pro Kraftwerk. Würde man die Kosten für den Rückbau der Kraftwerke und die langfristige Lagerung des Atommülls noch mit einbeziehen, dann würden diese Verluste noch um ein Vielfaches ansteigen.

Aktuelle Entwicklungen rund um den Bau des Atomkraftwerkes in Flamanville (Frankreich) zeigen eindrucksvoll, welches allein finanzielle Risiko die Atomenergie birgt. Die geplanten Kosten betrugen 3,3 Milliarden Euro (Inbetriebnahme 2012), nun wurden die voraussichtlichen Kosten noch einmal angehoben, auf nun 10,9 Milliarden Euro, mit einer frühestmöglichen Inbetriebnahme 2022.

Die Energy Watch Group hatte schon 2018 auf das Desaster der Europäischen Atomwirtschaft hingewiesen, für diese der Reaktorbau in Flamanville geradezu beispielhaft ist.

Die derzeit beschworene „Renaissance“ der Atomkraft ist vielmehr ein letztes Aufbäumen einer – vor allem in westlichen Ländern – sterbenden Industrie, welche vor allem dadurch geprägt sei, Atomkraftwerke „möglichst rasch zu schließen“ und „die finanzielle Verantwortung dem Staat zuzuschieben.

Der Mythos der „sauberen Atomkraft“ ist ebenso alt wie falsch, denn neben dem Proliferationsrisiko durch Atomwaffen, der Gefahr eines Atomunfalls und den Risiken durch die nukleare Strahlung des atomaren Mülls, verursacht auch die Prozesskette von Atomkraftwerken eine nicht zu vernachlässigende Menge an CO2-Emissionen. Co-Autorin Claudia Kemfert hierzu: „Die Idee, den Klimawandel mit Atomkraft zu bekämpfen, ist nicht neu, aber wir zeigen, wie falsch und irreführend sie ist“

Die AutorInnen der DIW-Studie fordern abschließend einen raschen weltweiten Ausstieg aus der Atomenergie, ein Ende nuklearer Subventionen, das Streichen nuklearer Forschungsgelder und sie fordern die Bundesregierung auf sich innerhalb der EU und anderer Gremien gegen die Mär der sauberen Atomkraft zu stellen. Atomkraft ist und bleibt keine Alternative, und schon gar nicht für den Klimaschutz.

Die neue Studie des DIW sollte jeder in Detail lesen, der die Atomenergie als Beitrag für den Klimaschutz hält. So auch die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), die gerade eine Kampagne zum Klimaschutz gestartet hat und dort auch noch behauptet, dass der deutsche Atomausstieg wohl zu schnell für den Klimaschutz gekommen sei.

Die INSM wäre gut beraten diese klaren wissenschaftlichen Fakten des DIW zur Kenntnis zu nehmen, denn damit wird klar, dass Deutschland nie in die Atomenergie hätte einsteigen dürfen und zudem der Atomausstieg à la Merkel viel zu spät und daher auch viel zu teuer kommt. Klimaschutz geht mit Umstellung auf Erneuerbare Energien einfach viel billiger und birgt nicht die Gefahren der Atomenergie.

DIW Berlin | Die vom DIW Berlin ermittelten Verluste für die AKW lagen zwischen 1,5 und 8,9 Milliarden Euro.
Quelle

Hans-Josef Fell 2019 | Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG

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