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Coronakrise und Energiewende: IEA fordert grünen Stimulus

Wegen der Coronakrise können die Regierungen plötzlich große Investitionsprogramme auflegen. Dabei eignen sich Mittel für erneuerbare Energien und andere Umweltprojekte besonders gut, um die Wirtschaft zu stimulieren. Das hat Südkorea vor zehn Jahren gezeigt.

„Man sollte eine schwere Krise nicht verschwenden. Es ist die Gelegenheit, Dinge zu tun, die vorher nicht möglich waren“, sagte Rahm Emanuel, der erste Stabschef von US-Präsident Barack Obama, angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009. Heute erlebt die Welt erneut eine Krise, einen Angebots- und Nachfrageschock ausgelöst durch eine Pandemie.

Schon jetzt ist eine tiefe Rezession absehbar, genauso wie die anschließenden Stimulusprogramme der Regierungen. Welche Maßnahmen diese umfassen werden, „hängt davon ab, welche Ideen herumliegen“, wie der US-Ökonom Milton Friedman einmal bemerkt hat.

Das nutzt nun Fatih Birol, der Chef der Internationalen Energieagentur IEA, und fordert grüne Programme zur Ankurbelung der Wirtschaft. Vor allem Investitionen in erneuerbare Energien hätten den „doppelten Effekt, die Wirtschaft zu stimulieren und den Umbau der Energiewirtschaft zu beschleunigen“.

Die meiste Erfahrung mit solch grünem Stimulus hat Südkorea. Das Land hat vor zehn Jahren knapp 80 Prozent der Investitionen zur Ankurbelung der Wirtschaft in Umwelt- und Energieprojekte gesteckt. Damit lag es weit vor allen anderen Industriestaaten.

Eine Analyse der Weltbank zeigt, dass das südkoreanische Programm tatsächlich überdurchschnittlich schnell und erfolgreich war: Während die anderen Industriestaaten nur drei Prozent ihrer Stimulusgelder im ersten Halbjahr 2009 ausgegeben haben, lag dieser Wert in Südkorea bei 20 Prozent. Das zeigte sich dann auch beim Wachstum: Schon im ersten Quartal 2009 wuchs Südkoreas Wirtschaft wieder.

Gerade in Deutschland könnte ein Schwerpunkt bei erneuerbaren Energien ebenfalls schnell Wirkung zeigen, denn zurzeit kommt deren Ausbau aus politischen Gründen langsamer als nötig voran.

Bei Solaranlagen sorgt das für den Sommer prognostizierte Erreichen des „Ausbaudeckels“ schon heute für weniger Investitionen, bei Windkraft tut das der Streit um die 1.000-Meter-Abstandsregel. Außerdem läuft derzeit keine Ausschreibung für Offshore-Wind. Diese Probleme lassen sich in wenigen Wochen lösen.

CO2-Emissionen im Energiebereich stagnieren

Birol fordert zudem, dass die Regierungen den niedrigen Ölpreis nutzen, um die Subventionen für fossile Energien abzubauen. Derzeit werde deren Verbrauch mit 400 Milliarden US-Dollar pro Jahr gefördert. Dadurch würden „die Konsumenten ermuntert, Energie zu verschwenden“.

Ein grünes Stimulusprogramm müsse genau das Gegenteil tun: die Energieeffizienz verbessern, etwa indem die Isolierung von Gebäuden gefördert wird. „Das schafft Arbeitsplätze, reduziert die Energierechnung und nutzt der Umwelt.“ Wie bei der Förderung der Erneuerbaren würden zusätzlich private Investitionen angestoßen.

Birol wünscht sich zudem Mittel für Wasserstoff und für Technologien zur Abscheidung von CO2. Diese beiden Bereiche benötigten „große Investitionen, damit sie wachsen und die Kosten sinken“. Hier könnten die absehbar niedrigen Zinsen und staatliche Kreditgarantien helfen.

Letztes Jahr sind die CO2-Emissionen aus dem Energiebereich nicht weiter angestiegen, obwohl die Weltwirtschaft um drei Prozent gewachsen ist. Birol wünscht sich daher, dass „das Jahr 2019 als das Jahr mit dem absoluten Höhepunkt der Emissionen in Erinnerung bleibt“.

„Das bedeutet, dass wir jetzt handeln müssen, um die Emissionen auf einen kontinuierlichen Minderungspfad zu bringen.“ Ein staatliches Investitionsprogramm kann da nur nützlich sein.

iea.org | Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur IEA
Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „klimareporter.de“ (Christian Mihatsch) 2020 verfasst – der Artikel
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