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Quelle: Pia Grund-Ludwig

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Sanierung

Kita St. Konrad in Neuss in neuem Glanz

Dank der innenliegenden Entwässerung und dem nahtlosen Übergang von Fassade- zu Dachflächen wirkt das Ensemble besonders harmonisch. © Ingo Jensen/tubag

Dass der Neubaukomplex mit Pfarrzentrum und Kindertagesstätte St. Konrad in Neuss etwas ganz Besonderes ist, das haben Architekt Paul Böhm und sein Auftraggeber, die Katholische Kirchengemeinde St. Konrad, jetzt ganz offiziell bestätigt bekommen. Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) und die Architektenkammer NRW zeichneten das Projekt mit dem Kita-Preis 2020 aus.

In der Tat haben Bauherr, Architekt, die ausführenden Handwerker und die beteiligten Partner aus der Industrie eine Besonderheit geschaffen: Denn erstmals überhaupt wurde bei einem Hochbauprojekt das Konzept der gebundenen Systembauweise aus dem Garten- und Landschaftsbau angewandt. Allerdings nicht im Garten oder auf der Zuwegung, sondern ganz woanders – auf dem Dach. Dort sind keine Dachziegel verbaut, sondern klassische Klinkersteine, die im halben Steinformat als so genannte Sparverblender im Mörtelbett verlegt wurden. Die insgesamt sieben Gebäude wirken dadurch wie monolithische Baukörper, denn es gibt keine sichtbaren Dachrinnen und an der Fassade wurde derselbe Klinker wie auf dem Dach verwendet. Beides in Anlehnung an die Kirche St. Konrad, die vor über 70 Jahren von Gottfried Böhm, dem Vater von Paul Böhm, erbaut wurde, längst ein Denkmal ist und schon von weitem die Umgebung prägt.

Ein Dorf im Dorf

„Unser Ziel war es, direkt neben der Kirche ein kleines Dorf im Dorf entstehen zu lassen. Denn das Ensemble ist ja eingebettet in eine Einfamilienhaussiedlung. Die neuen Gebäude sollten sich nicht von der städtebaulichen Körnung her von der umliegenden Bebauung abheben und dennoch der Kirche zugehörig sein. Es sollte sichtbar werden, dass Kirche und Dorf nicht aus der gleichen Zeit stammen und trotzdem eine gewachsene Einheit ergeben“, sagt Paul Böhm. Mit dieser Idee hatte sich der Architekt aus Köln bereits 2012 in einem Architektenwettbewerb durchgesetzt.

Für die besondere architektonische Gestaltung mit Dach-und-Wand-Einheit standen Bauwerke Pate, die in ähnlicher Konstruktion bereits realisiert wurden, wie zum Beispiel der Speicherturm des Landesarchivs NRW in Duisburg. „Den haben wir uns gemeinsam angeschaut und diese harmonische Optik konnten wir uns durchaus auch für unser neues Kita- und Pfarrzentrum vorstellen“, erklärt stellvertretend für die Bauherrenseite Norbert Reuber, der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstandes der katholischen Pfarrgemeinde St. Konrad.

Keine Fertigteile

Es gab verschiedene Gedankenansätze, um den monolithischen Gestaltungswunsch der Architekten und die Anforderung einer innenliegenden Entwässerung in die Praxis umzusetzen: „Ursprünglich hatten wir Betonfertigteile im Sinn, bei denen die Klinker bereits werksseitig eingegossen sind. Alternativ war auch eine Lösung mit Pflasterklinker aus dem Gala-Bau in Frage gekommen, die erste Variante war bei genauerer Betrachtung zu teuer. Am Schluss wurden die Dachflächen wie Platzflächen gesehen, vergleichbar mit dem Aufbau einer Tiefgarage“, erklärt Paul Böhm. Genauso wurde es dann auch umgesetzt: Mit herkömmlicher Stahlbetondecke plus EPS-Dämmung, Bitumenabdichtung – und eben mit Pflaster-Klinkersteinen, die auf einer hochbelastbaren Drainagematte in Systembauweise im Mörtelbett verlegt wurden.

Besondere Projekte benötigen besonders engagierte Partner. Diese fand das Architekturbüro Böhm in den Verarbeitern André Hamacher (Dachdecker), Jerzy Wagner und Michael Korczynski (Klinkerer Dach) sowie den Projektverantwortlichen von Wienerberger (Tonbaustoffe für die gesamte Gebäudehülle), tubag (Bettungs- und Fugenmörtel sowie Haftschlämme), Gutjahr (Drainagematte) und Jordahl (Befestigungstechnik).

Rezepturen angepasst

Speziell für das Neubauprojekt St. Konrad in Neuss änderte Wienerberger den Farbton des Dachklinkers KKF ½-DF im Werk Bramsche-Pente von rot auf „leicht bunt“, um ihn genau an die Farbe des Fassadenklinkers anzupassen. Und bei tubag in Kruft wurde die Rezeptur der Trass-Fugenmörtel TKF (Fassade) und TWM-s (für Lagerfugen, Gratfugen und Stoßfugen) exakt auf die Fugenfarbe der benachbarten Kirche eingestellt.  

„Für uns ist es natürlich toll, dass unser im Garten- und Landschaftsbau bewährtes System aus dem wasserdurchlässigen Trass-Drainagemörtel und Trass-Naturstein-Haftschlämme gemeinsam mit den Komponenten aus unserem Restaurationssortiment wie dem Trass-Werksteinmörtel Spezial und den diversen Fugenmörteln auch im Hochbau ein absolut stimmiges System abgegeben haben“, erklärt Christian Stoltze, der verantwortliche Projektleiter bei tubag, der Premiummarke der Sievert SE für den Garten-, Landschafts- und Straßenbau sowie die Restaurierung von historischen Gebäuden. Durch die Verlegung in Systembauweise und den Einsatz der Trass-Naturstein-Haftschlämme wird ein besonders starker Haftverbund erzeugt, der die Dachfläche auch bei starken Umwelt- und Witterungseinflüssen zuverlässig schützt. Der hohe Trassanteil der Tubag-Fugenmörtel schützt zudem nachhaltig vor Kalkausblühungen und hält sowohl die Wand- also auch die Dachflächen lange schön.

Zweite Entwässerungsebene

Zusätzlich zur innenliegenden Dachrinne wurde bei der besonderen Dachkonstruktion als zweite Entwässerungsebene die Drainagematte AquaDrain HU-EK von Gutjahr verwendet, eine 16 mm hohe hochbelastbare kapillarpassive Flächendrainage. „Die Matte lässt sich sehr gut schneiden und das kam den Handwerkern natürlich sehr entgegen. So konnte die Drainage exakt an die jeweiligen Dachformate angepasst werden“, erklärt Pier Petzinger, Leiter Anwendungstechnik von Gutjahr. In Kombination mit dem Trass-Drainagemörtel von tubag wurde hier ein bewährtes wasserdurchlässiges System aus dem Garten- und Landschaftsbau quasi zweckentfremdet. Als Dehnfugen fungieren jeweils die 14 Meter langen Gratfugen. Um die Sparverblender bei einer Dachneigung von 45 Grad im Mörtelbett verlegen zu können, wurden auf den Dächern Konsolen von Jordahl montiert.

„Alle Beteiligten haben sich wirklich hervorragend ins Zeug gelegt und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagt Norbert Reuber. In der Kirchengemeinde gibt es viele positive Stimmen zum neuen Pfarrzentrum mit Kindertagesstätte. „Ein Mitglied hat es so passend formuliert: Die Kirche hat jetzt in den Nachbargebäuden ihre Entsprechung gefunden“‘.

Das findet auch Wilfried Dettmer, Key Account Manager von Wienerberger Project Sales. „Das Beispiel St. Konrad in Neuss zeigt, was möglich ist, wenn alle Beteiligten das Beste geben und über den Tellerrand hinausblicken. Klinker auf dem Dach – ab jetzt ist das ein Thema“.

Über das Neubauprojekt Kindertagesstätte und Pfarrzentrum St. Konrad in Neus

Im Jahr 2010 hatte die Pfarrgemeinde St. Konrad grob mit den Planungen begonnen. Ausschlaggebend war das Projekt „Zukunft jetzt“ des Erzbistums Köln gewesen. Ziel war es, die Räume der Gemeinden so zu gestalten, dass sie zum veränderten Gemeindeleben passen: Weniger Mitglieder brauchen weniger Platz, durch weniger Platz und gemeinsame Gebäudestrukturen sinken Heiz- und Stromkosten. So liegen Bücherei, Pfarrbüro und Gemeindesaal sowie die Kita in einem Gebäudekomplex. Dieser ist multifunktional ausgestaltet, so dass der große Multifunktionsraum für die Kita als Turn- und Bewegungsraum genutzt werden kann, aber auch für Veranstaltungen wie zum Beispiel den beliebten Karnevalssitzungen der Pfarrgemeinde oder auch für den jährlichen Trödelmarkt.Für den Neubau waren das alte Pfarrhaus, die alte Bücherei und Kaplanei abgerissen worden. „Wir haben es mit dem Neubau geschafft, uns auf der einen Seite zu reduzieren, und trotzdem alle Funktionalitäten wie bisher zu erhalten. An diesem Beispiel sieht man eindeutig, dass weniger wirklich mehr sein kann. Das ist uns gelungen“, sagt Norbert Reuber.

Auszeichnung mit dem KITA-Preis 2020

Die Jury des Kita-Preises 2020, den das Land Nordrhein-Westfalen und die Architektenkammer NRW gemeinsam ausgelobt haben, hat das Neubauprojekt St. Konrad in Neuss zu den zehn Preisträgern erkoren und begründet diese Auszeichnung so: Der Neubau der Kita und des Pfarrheims verfolgt ein eindeutiges städtebauliches Konzept. Durch seine klare Grundrissgeometrie und die ruhige Gestaltung des in einzelne Häuser aufgelösten Neubaus entsteht ein feinkörniger „Ortskern“, der eine kompositorische Einheit mit der vorhandenen Kirche aus den frühen sechziger Jahren eingeht und einen ruhigen, der Nutzung angemessenen Hof mit dem Kirchturm als Mittelpunkt schafft.

In der klaren innenräumlichen Orientierung des Neubaus wird das Entwurfskonzept konsequent fortgeführt. Die subtil umgesetzte Zonierung der Funktionsbereiche durch verschiedene Bodenbeläge und Wandmaterialien wird positiv gesehen. Mit wenigen elementaren Materialien und einer disziplinierten Entwurfshaltung sind hier ein überzeugendes städtebauliches Ensemble und ein Bauwerk von hochwertiger Anmutung entstanden.

Quelle: Sievert / wh

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