© John Hain / pixabay.com
© John Hain / pixabay.com

Abfallsortierung in neuer Dimension im Burgenland errichtet

Möglichst viele Wertstoffe sollen erhalten bleiben

Wulkaprodersdorf - Der burgenländische Entsorgungsspezialist Hackl eröffnete gestern seine neue Abfallsortieranlage. Diese gilt nicht nur als modernste Müllaufbereitungsanlage Europas, sondern setzt auch auf nachhaltigen Betrieb durch Rückgewinnung von selbst produzierter Energie.

Als Oswald Hackl sen. 1978 seinen Betrieb für das Sammeln und Handeln von Altmaterialien gründete, hatte er sich nicht träumen lassen, dass sein Unternehmen 40 Jahre später eine Vorreiterrolle einnehmen wird: Am 8. Oktober eröffnete sein Sohn Oswald Hackl jun., der mittlerweile die Geschäfte leitet, am burgenländischen Standort Wulkaprodersdorf eine neue Abfallsortieranlage. Sie entstand in rund einjähriger Bauzeit und gilt als modernste Anlage ihrer Art in Europa. Trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten, die nicht nur von Covid-19, sondern auch durch verfallende Wertstoffpreise geprägt sind, ist die Firmenleitung überzeugt, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben: „Die Branche steht derzeit vor zahlreichen Entscheidungen, neuen Bestimmungen und Auflagen. Langfristig führt an modernen Sortieranlagen kein Weg vorbei“, ist Oswald Hackl jun. überzeugt.

Lange Planung, kurze Bauzeit

Die Planungen zu einer neuen Anlage hatten Ihren Ursprung im Forschungsprojekts „Value from Waste“ aus dem Jahre 2014. Als 2017 ein verheerender Brand große Schäden auf dem Firmengelände anrichtete, konnte auf die Erkenntnisse des Projektes sofort zurückgegriffen werden. Im Juni 2019 begann der Bau der Anlage, bereits im Dezember nahm sie den Probebetrieb auf und war im Juni 2020 – trotz Covid-19-bedingter Verzögerung – fertiggestellt. Die Errichtungskosten belaufen sich auf 13 Millionen Euro, sie ist die erste neu errichtete Sortieranlage in Österreich seit zwölf Jahren.

Neue Wege aus Überzeugung

Mit den entwickelten Systemen hat Hackl in vielen Bereichen einen komplett neuen Weg eingeschlagen, was Planer und Errichter teilweise vor enorme Herausforderungen gestellt hat. Um möglichst viele Wertstoffe zu erhalten, entfällt die Vorzerkleinerung. Die Steuerung der Anlage erfolgt über Tablets, auf eine Leitwarte wurde verzichtet. Und die Zahlen können sich sehen lassen: 38.000 Tonnen beträgt die Gesamtkapazität der Anlage, bei Kunststoffverpackungen bis 15.000 Tonnen. Die Sortierquote liegt bei 60 Prozent und hat somit weitgehend den Höchstwert erreicht – bloß eine Änderung der Verpackungsmaterialien könnte die Werte noch verbessern.

Recycling = gelebte Nachhaltigkeit

Modernste Technik – unter anderem sind Sortierroboter mit künstlicher Intelligenz im Einsatz – bedeutet jedoch keine Reduktion der Arbeitsplätze, ganz im Gegenteil. Durch die Anlage wurden 20 Mitarbeiter aufgenommen. Zudem wurde bei der Errichtung auch darauf geachtet, vorhandene Ressourcen möglichst wiedereinzusetzen. Die Beheizung der Sortierkabinen erfolgt ausschließlich durch die Abwärme der Kompressoren, in den Kabinen wird noch zusätzlich über Wärmetauscher Wärme bzw. im Fall der Klimatisierung im Sommer Kälte zurückgewonnen. So konnten gegenüber den ersten Planungen etwa 150 KW Klimaleistung eingespart werden.

Für die Zukunft gerüstet

Auch wenn der Vollstart der Anlage in die coronabedingt wirtschaftlich schwierige Zeit fällt, in der zudem auch neue Umweltstandards erarbeitet werden, ist Oswald Hackl dennoch optimistisch: „Die Anlage ist so konzipiert, dass wir uns auf die jeweils vorgeschriebenen gesetzlichen Anforderungen zur Erreichung der Ziele des EU-Kreislaufwirtschaftspaketes einstellen können. Wir werden die an uns gestellten Aufgaben mit oder ohne Einwegpfand bewältigen.“


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /