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© bigstock | BarbraFord | Zubau im Gesamtjahr 2020 in Deutschland ist mit 1.431 MW oder 420 Anlagen deutlich zu niedrig, obwohl die Steigerung zum Vorjahr etwa 46 Prozent beträgt.

Ausblick für Windkraft onshore und offshore

Windbranche überspielt Flauten und „Löcher“

Die Zeiten für die Windkraft bleiben schwierig. Bei Wind an Land macht sich vorsichtiger Optimismus breit, Wind auf See schwimmt sehendes Auges in ein „Ausbauloch“. Hier wie dort fehlt es weniger an hehren Zielen als an Flächen und Genehmigungen.

Bei der Windkraft zu Lande konnte es 2020 nur besser werden. Nach 2019 – mit einem Zubau von nur 1.000 Megawatt das schwächste aller Windkraftjahre – kamen letztes Jahr rund 1.400 Megawatt neu ans Netz. Zieht man den Rückbau ab, bleiben noch 1.200 Megawatt übrig.

Das Plus von niedrigem Niveau aus reicht, dass sich die Branche derzeit in Optimismus übt. Grund: Nicht nur beim Ausbau, sondern auch bei den Genehmigungen gebe es ein „deutliches Plus“, sagte Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Branchenverbandes BWE, am Freitag in einem Online-Forum des Verbandes.

Offshore-Windkraft schloss 2020 gar mit einem Erzeugungsrekord von nahezu 30 Milliarden Kilowattstunden ab. Noch nie kam so viel Strom von der deutschen Nord- und Ostsee. Zu verdanken ist der Rekord aber größtenteils günstigen Winden. 2020 stieg die gesamte Offshore-Kapazität nur um ganze 250 Megawatt an. Im zweiten Halbjahr ging dabei nicht ein einziges Windrad auf See neu ans Netz.

Der künftige Offshore-Ausbau von den derzeit 7.800 zu den für 2030 geplanten 20.000 Megawatt gleicht allerdings einer Fieberkurve, wie ein Chart von Dennis Kruse von der Beratungsfirma Deutsche Windguard zeigte. Dieses Jahr geht voraussichtlich keine einzige Offshore-Anlage neu ans Netz. Viel mehr passiert auch bis 2024 nicht.

Erst das Jahr 2025 soll einen Jahres-Zubau von gut 2.000 Megawatt bringen. Damit läge die Offshore-Kapazität bei 10.800 Megawatt. In den dann folgenden fünf Jahren sollen die zu den 20.000 noch fehlenden 9.200 Megawatt dazukommen. In einem Jahrfünft soll gebaut werden, wozu vorher gut 15 Jahre gebraucht wurden.

Offshore-Branche warnt vor „Fadenriss“

Angesichts des absehbaren „Ausbaulochs“ zeigen sich bei der Offshore-Branche einige Sorgenfalten. Für Heike Winkler von der Windkraftagentur WAB gibt es bis 2024 einfach zu wenig Bauaktivitäten, um den eingetretenen „Fadenriss“ durchzuhalten. „Wir wünschen uns, dass schon vor 2025 mehr gebaut werden kann.“

Dazu schlägt die Branche eine zusätzliche Ausschreibung vor. Es sei sinnvoll, jetzt einen Investitionsschub auszulösen und die für 2029 und 2030 erwartete „Ausbauspitze“ von  nach vorn zu entzerren.

Stefan Thimm vom Offshore-Verband BWO schaut schon jetzt auf die Zeit nach der Bundestagswahl im Herbst. Für die Monate danach hat die Branche einige Wünsche. Zunächst müssten die Ausbauziele in einer entsprechenden Raumplanung abgesichert werden. Thimm: „Es ist kein Geheimnis, dass der Platz für Offshore-Windanlagen im Meer begrenzt ist.“ Es gebe Interessenkonflikte mit Artenschutz, Fischerei, Schifffahrt, Rohstoffgewinnung und Militär.

Zwar seien im Entwurf der Raumplanung bis 2040 Offshore-Vorrangflächen im Umfang von 34.000 bis 41.000 Megawatt vorgesehen. Das sei aber zu wenig, betonte Thimm. Die Branche rechnet mit einigem Flächenschwund, wenn die Gebiete dann konkret genehmigt werden sollen. Das könne in eine Situation münden, in der Deutschland die Ausbauziele verfehle. Hier werde ein „Planungspuffer“ benötigt, forderte Thimm.

Ausbauflaute an Land absehbar

Die Windkraftleute, die zu Lande unterwegs sind, wollen noch vor der Wahl etwas erreichen. Im Moment sind sie dabei, das EEG 2021 zu verdauen. Was der Paragrafenwust der Novelle für die Windkraft bringt, ist vielfach noch ziemlich unklar. Für Ende Februar kündigte BWE-Mann Axthelm am Freitag eine detaillierte Analyse des neuen EEG an.

Repowering – hier in Schleswig-Holstein – ist einer der Hoffnungsträger der Windbranche. (Foto: Jens Meier/​BWE)

Der inzwischen berühmt gewordene Entschließungsantrag der großen Koalition, mit dem sie unter anderem das bisherige Wind-an-Land-Ziel von 71.000 Megawatt aufstocken will, hat für Axthelm eine eher symbolische Kraft. Wichtiger für die Branche sei, wie mehr Tempo in die Genehmigungsverfahren kommt, mehr Flächen ausgewiesen und mehr Genehmigungen generiert werden können, die dann wiederum mehr Projekte mit sich bringen – damit schließlich die Ausschreibungen „ausgelastet“ und nicht unterzeichnet sind. Axthelm: „Das ist für uns fast wichtiger als neue Zieldefinitionen.“

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Jörg Staude) 2021 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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