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WikiCommons | Financial Express | Kamuthi SolarPark Indien

© WikiCommons | Financial Express | Der Solarpark Kamuthi in Tamil Nadu ging vor fünf Jahren ans Netz.

IEA sieht Indien vor Solarrevolution

Bericht der Internationalen Energieagentur

Indien bekommt bei Weitem nicht so viel Aufmerksamkeit wie China, dabei ist es für den Kampf gegen die Klimakrise vielleicht sogar noch wichtiger. In keinem Land steigt der Energiebedarf schneller – und die indische Regierung hat es in der Hand, ob das auch für die Emissionen gilt.

Indien hat den dreckigsten Strom der Welt: Pro Kilowattstunde werden gut 700 Gramm CO2 freigesetzt (Deutschland: 485 Gramm). Das Land produziert 70 Prozent seines Strombedarfs in Kohlekraftwerken und weniger als vier Prozent mit Solarpaneelen.

Doch das ändert sich gerade, wie die Internationale Energieagentur IEA in einem neuen Bericht zeigt.

Noch sind einige Kohlekraftwerke im Bau, doch das werden wohl die letzten sein. Umgekehrt nimmt der Zubau an Solarkraftwerken massiv zu.

Die IEA schreibt daher: „Der indische Stromsektor steht an der Schwelle zu einer Solarrevolution.“ IEA-Chef Fatih Birol sagte: Im Oktober „haben wir gesagt, dass Solarkraft zum König des Strommarkts wird, und unser Indien-Bericht macht klar, dass Indien der Königsmacher für Solarenergie ist“.

Der Grund sind die Kosten. Schon heute ist Strom aus einer neuen Solaranlage billiger als aus einem neuen Kohlekraftwerk. In zehn Jahren gilt das auch für bestehende Kohleblöcke. Das heißt, es ist billiger, ein altes Kohlekraftwerk stillzulegen und ein Solarkraftwerk zu bauen, als den Kohlemeiler weiterzubetreiben.

Hinzu kommen die rapide fallenden Kosten für Batterien. Diese sind für Indien besonders wichtig. Solaranlagen produzieren zur Mittagszeit am meisten Strom. Der Strombedarf ist in Indien aber in den frühen Abendstunden am größten, wenn die Menschen nach Hause kommen und die Klimaanlage anschalten.

Dieses Angebots-Nachfrage-Ungleichgewicht von wenigen Stunden lässt sich am besten mit Batterien überbrücken. Die IEA erwartet daher, dass Indien mehr Batteriespeicher haben wird als jedes andere Land.

„Indien ist in einer einzigartigen Position“

Damit wird Indien zum größten Markt für Grünstromtechnologien. Jeder siebte Dollar, der weltweit für Solar- und Windkraftanlagen sowie Batterien ausgegeben wird, wird im Jahr 2040 in Indien investiert, schätzt die IEA. Derzeit ist es noch nicht mal jeder zwanzigste Dollar.

Ein Grund ist der Ausbau der indischen Stromerzeugungskapazität. In keinem Land der Welt steigt der Energiebedarf so stark wie in Indien. In den letzten Jahren haben dort hunderte Millionen Menschen erstmals Zugang zu Elektrizität bekommen, aber noch liegt der Pro-Kopf-Energieverbrauch deutlich unter dem globalen Durchschnitt.

Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien führt denn auch nicht zu einem nennenswerten Rückgang der Kohleverstromung, sondern deckt nur die wachsende Nachfrage ab. Daher bleiben die Emissionen des Stromsektors quasi gleich.

© IAE.org | Entwicklung der Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung und der CO₂-Emissionen von 1990 bis 2040: Wenn sich Indien nicht für das „nachhaltige“ Szenario (SDS, gestrichelte Linie) entscheidet, werden die Emissionen deutlich ansteigen.

Gekoppelt mit einer deutlich steigenden Nachfrage nach Öl erwartet die IEA daher, dass Indiens CO2-Emissionen bis 2040 um die Hälfte steigen. Das ist der größte Anstieg weltweit.

Das ließe sich allerdings verhindern. Die IEA hat auch ein „nachhaltiges“ Szenario für Indien durchgerechnet.

In diesem spielt Energieeffizienz eine größere Rolle und die Investitionen in Erneuerbare wären in den nächsten 20 Jahren um 70 Prozent oder 1,4 Billionen Dollar höher. Dem stehen allerdings Einsparungen allein bei den Ölimporten „in der gleichen Größenordnung“ gegenüber.

Wie sich Indien entwickeln wird, liegt für die IEA an der Politik: „Indiens Energiezukunft wird von der Regierungspolitik bestimmt“, denn es „hängt von Gebäuden und Fabriken ab, die noch gebaut werden müssen, und von Geräten und Fahrzeugen, die noch gekauft werden müssen“.

Indien sei daher „in einer einzigartigen Position, den Weg für ein neues Wachstumsmodell zu bahnen“. Jetzt muss Delhi diese nur noch nutzen.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Christian Mihatsch) 2021 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! | (Foto: Financial Express/​Wikimedia Commons)

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