Schulze: Ausbau für Photovoltaik und Wind bis 2030 verdoppeln!

DIagramm zeigt verlauf der Treibhausgasemissionen Deutschlands im Verlauf der JahreGrafik: UBA
Anlässlich der heutigen Vorstellung der Klimabilanz drängt Bundesumweltministerin Svenja Schulze darauf, das Ausbautempo für Photovoltaik und Windenergie bis 2030 zu verdoppeln.

Schulze wiederholte ihre Forderung zum Ausbautempo für Photovoltaik und Windkraft bis 2030 vor dem Hintergrund der heute vom Umweltbundesamt bekannt gegebenen Klimabilanz. Demnach hat Deutschland 2020 rund 739 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert. Das sind rund 8,7 Prozent weniger als 2019.

UBA veröffentlicht vorläufige Emissionsdaten

Dies geht aus den vorläufigen Emissionsdaten des Umweltbundesamtes (UBA) hervor. Die Behörde legt sie erstmals nach den Vorgaben des Bundesklimaschutzgesetzes vor. Die Minderung im Jahr 2020 ist der größte jährliche Rückgang seit dem Jahr der deutschen Einheit 1990. Somit setzt sich der deutliche Emissionsrückgang der beiden Vorjahre auch im Jahr 2020 fort. EInen erheblichen Anteil haben daran die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie.

Im Vergleich zu 1990 sanken die Emissionen in Deutschland um 40,8 Prozent. Somit hat das Land das Emissionsziel der Bundesregierung von 40 Prozent formal erreicht. Den größten Anteil hatte daran die Energiewirtschaft. Die verfügbaren Daten zeigen laut Umweltbundesamt, dass gut ein Drittel der Minderungen 2020 auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist, vor allem im Verkehrs- und Energiebereich.

Schulze: Photovoltaik und Wind bis 2030 verdoppeln

Bundesumweltministerin Svenja Schulze sagte: „Natürlich machen sich in diesem besonderen Jahr auch Pandemie-Effekte bemerkbar, besonders im Verkehrssektor. Aber mir ist wichtig, dass sich auch strukturelle Veränderungen zeigen beim Umbau unserer Volkswirtschaft in Richtung Klimaneutralität.“ Weiter sagte die Ministerin zum Ausbau von Photovoltaik und WInd: „Das höhere EU-Klimaziel wird auch Deutschland mehr abverlangen. Darum sollte die Bundesregierung jetzt schon das geplante Ausbautempo für Wind- und Sonnenstrom in diesem Jahrzehnt verdoppeln. Auch im Gebäudesektor werden rasch weitere Maßnahmen zu prüfen sein.“

Der Präsident des Bundesumweltamtes, Dirk Messner, sagte: „Wir sehen, klimapolitische Instrumente beginnen zu wirken, insbesondere der Ausbau erneuerbarer Energien und die CO2-Bepreisung. Doch ohne die Corona-Lockdowns mit den Einschränkungen bei Produktion und Mobilität hätte Deutschland sein Klimaziel für 2020 verfehlt. Das bedeutet, dass die Emissionen wieder steigen werden, wenn die Wirtschaft anspringt. Das gilt besonders für den Verkehrssektor, der sich nicht auf den vergleichsweise guten Zahlen ausruhen kann.“

Mehr Windkraft weniger Verbrenner-Autos

Auch für Messener steht fest, zukünftig müssten deutlich mehr Windenergieanlagen installiert und die Zahl der Verbrennerautos massiv reduziert werden. Das Klimaschutzgesetz schaffe hierfür einen neuen und innovativen Rahmen, weil die Bundesregierung zukünftig neue Maßnahmen umsetzen muss, wenn die jährlichen Klimaziele verfehlt werden.“

Im Jahr 2020 haben sich die Treibhausgasemissionen wie folgt auf die Sektoren verteilt:

Mit rund 38 Mio. Tonnen CO 2 ist der größte Emissionsrückgang im Sektor Energiewirtschaft zu verzeichnen – das entspricht 14,5 Prozent weniger als 2019. Mit rund 221 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten lagen die Emissionen deutlich unter der im Bundesklimaschutzgesetz erlaubten Jahresemissionsmenge von 280 Mio. Tonnen. Den größten Anteil an dieser positiven Entwicklung hat der Rückgang der Emissionen aus der Verstromung von Braunkohle (minus 23 Mio. Tonnen). Die Emissionen aus der Steinkohle-Verstromung sanken um 13 Mio. Tonnen CO2 und das, wie UBA und Umweltministerium in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung betonen „trotz der Inbetriebnahme des Kohle-Kraftwerks Datteln 4“.

CO2-Preise wirken

Zu den wichtigsten Gründen für die Fortschritte in der Energiewirtschaft zählt neben niedrigen Weltmarktpreisen für Gas die Reform des europäischen Emissionshandels, die zu höheren CO2-Preisen geführt hat. So lag der Durchschnittspreis für eine Tonne CO 2 2020 trotz Wirtschaftskrise mit etwa 25 Euro auf dem vergleichsweise hohen Niveau des Vorjahres. In der Folge war der Betrieb von Kohlekraftwerken 2020 häufig teurer als der von Gaskraftwerken, die weniger CO2 emittieren. Auch erneuerbare Energien, namentlich Photovoltaik und Windenergie kamen mit einem Anteil von 45 Prozent am ⁠ Bruttostromverbrauch stärker zum Einsatz als in den Vorjahren.

Ein weiterer Faktor war der – vor allem durch die Lockdown-Maßnahmen bedingte – Rückgang des Bruttostromverbrauchs um mehr als vier Prozent. Bemerkbar machte sich 2020 auch, dass im Herbst 2019 weitere Braunkohle-Kraftwerksblöcke in die Sicherheitsbereitschaft überführt worden waren. Die im Zuge des Kohleausstiegsgesetzes vorgenommenen ersten Abschaltungen von Braun- und Steinkohlekraftwerken Ende 2020 werden sich erst in der Klimabilanz 2021 signifikant bemerkbar machen.

Verkehrsbilanz profitiert nur von Corona

Die Treibhausgasemissionen des Verkehrs liegen mit 146 Millionen Tonnen CO2 um 19 Millionen Tonnen niedriger als im Vorjahr (minus 11,4 Prozent) – und damit ebenfalls unter der im Bundesklimaschutzgesetz für 2020 festgelegten Jahresemissionsmenge von 150 Mio. Tonnen CO2. Der Hauptteil dieser Minderung ist darauf zurückzuführen, dass während des ersten Lockdowns weniger Auto gefahren wurde, vor allem auf den langen Strecken. Dies belegen die niedrigeren Absatzzahlen für Kraftstoffe und Daten von Zählstellen an Autobahnen und Bundesstraßen.

Ein mit rund 2 Mio. Tonnen kleinerer Teil der Minderung ist auf niedrigere CO2-Emissionen neuer Pkw unter anderem durch den Anstieg der Neuzulassungen von Elektroautos zurückzuführen sowie auf mehr Biokraftstoffe aufgrund der höheren Beimischungsquote. Die ⁠ Fahrleistung ⁠ der Lkw lag im Vergleich zum Vorjahr nur wenig niedriger. Einen deutlichen Corona-Effekt gab es ebenso beim inländischen Flugverkehr, der 2020 fast 60 Prozent weniger CO 2 verursachte – insgesamt rund 1 Mio. Tonnen weniger.

Im Sektor Industrie gingen die Emissionen gegenüber dem Vorjahr um knapp 9 Mio. Tonnen CO 2 -Äquivalente zurück (minus 4,6 Prozent).

Im Gebäudebereich kam es 2020 zu einer Emissionsminderung von gut 3 Mio. Tonnen CO 2 -Äquivalenten (minus 2,8 Prozent) auf 120 Mio. Tonnen CO 2 -Äquivalenten. Trotz dieser Emissionsminderung überschreitet der Gebäudesektor damit seine Jahresemissionsmenge gemäß Klimaschutzgesetz, die bei 118 Mio. Tonnen CO 2 -Äquivalenten liegt. Eine Ursache für diese Entwicklung ist ein geringerer Brennstoffverbrauch im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (minus 4 Mio. Tonnen CO 2 -Äquivalenten / minus 13,5 Prozent). Dagegen sind die Emissionen in den Haushalten leicht angestiegen.

Neue Systematik

Zum ersten Mal wurden die Emissionsdaten im Rahmen des neuen Bundesklimaschutzgesetzes vorgelegt, das beginnend mit dem Jahr 2020 jährliche, kontinuierlich sinkende Jahresemissionsmengen für die Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft und Sonstige festlegt. Die Daten werden nun wie im Gesetz vorgesehen vom neu eingerichteten Expertenrat für Klimafragen geprüft. Der Expertenrat legt innerhalb eines Monats eine Bewertung der Daten vor. Danach hat das Bundesbauministerium laut Gesetz drei Monate Zeit, ein Sofortprogramm vorzulegen, das Vorschläge für Maßnahmen enthält, die den Gebäudesektor in den kommenden Jahren wieder auf den vorgesehenen Zielpfad bringen.

Das UBA weist darauf hin, dass die Ergebnisse die gegenwärtig bestmögliche Schätzung darstellen. Sie seien insbesondere auf Grund der zu diesem Zeitpunkt nur begrenzt vorliegenden statistischen Berechnungsgrundlagen mit entsprechenden Unsicherheiten verbunden.

Die vollständigen, offiziellen und detaillierten Inventardaten zu den Treibhausgasemissionen in Deutschland für das Jahr 2020 veröffentlicht das UBA erst im Januar 2022 mit der Übermittlung an die Europäische Kommission.

16.3.2021 | Quelle: UBA/BMU | Solarserver
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