© Hans Braxmeier - pixabay.com / Hochwasser
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Hochsaison für Lawinen und Hochwasser

Lawinenschutz: Klimawandel erfordert neue Lösungen. Österreich Impulsgeber für Entwicklung Internationaler Standards.

Der Winter geht seinem Ende zu, die Temperaturen steigen. Doch mit der beginnenden Schneeschmelze erhöht sich auch die Gefahr von Lawinen und Überschwemmungen. Erfahrungen und Statistiken der vergangenen Jahre zeigen eine deutliche Zunahme von Naturkatastrophen - auch in Österreich. Wildbäche verwandeln sich in reißende Ströme und verwüsten ganze Ortschaften, Lawinen- und Murenabgänge legen Straßen und Zugstrecken lahm. Rascher Temperaturanstieg führt zu einem verstärkten Aufkommen von Nassschneelawinen, die sich neue Wege suchen und bisher ungefährdete Verkehrswege blockieren.

Vorbildliches nationales Regelwerk

Schutz vor Naturgefahren

Dem Schutz vor Naturgefahren kommt damit eine immer wichtigere Rolle zu. "Mit dem Klimawandel steigen die Anforderungen an die Planung und den Bau von Sicherheitseinrichtungen zum Schutz der Menschen und der Infrastruktur", sagt Andreas Rischanek, Komitee-Manager bei Austrian Standards, wo bereits 2008 ein eigenes Komitee zum "Schutz vor Naturgefahren" (Komitee 256) ins Leben gerufen wurde. Seitdem hat das Expertengremium eine ganze Reihe von ONR-Standards entwickelt, die neben bautechnischen Regeln für Schutzbauten gegen Wildbäche, Lawinen und Steinschlag auch Risikobewertungen von Naturgefahren beinhalten.

Der Standard zum Schutz vor Steinschlag wurde auch auf Englisch übersetzt und hat sich schon in Kanada und Neuseeland in der Praxis bewährt. In Bayern und der Schweiz werden die österreichischen Standards in der Planung von Lawinenschutzmaßnahmen angewendet. "Damit ist Österreich bei der Erarbeitung von Sicherheitsstandards in diesen Bereichen international führend", betont Privatdozent Dr. Florian Rudolf-Miklau, Leiter der Abteilung Wildbach- und Lawinenverbauung im BMLFUW (Bundesministerium für ein lebenswertes Österreich) und Vorsitzender des zuständigen Komitees bei Austrian Standards.
Die Standards für den Schutz vor Naturgefahren umfassen drei Hauptbereiche: Schutzbauwerke der Wildbachverbauung (ONR 24800 bis 24803), technischer Steinschlagschutz (ONR 24810) und technischer Lawinenschutz (ONR 24805 bis 24807). Das Regelwerk legt die erforderlichen Begriffe und Definitionen fest, formuliert die allgemeinen Grundlagen zu Entwurf, Bemessung sowie konstruktiver Durchbildung und beschreibt die anzusetzenden statischen und dynamischen Einwirkungen.

Darüber hinaus enthalten die Standards Anforderungen an Betrieb, Überwachung und Instandhaltung derartiger Schutzbauwerke, Karten von Gefahren- und Risikozonen, Modelle zur Analyse und Dokumentation von Naturkatastrophen sowie Monitoring- und Frühwarnsysteme. "Dieses Kompendium erleichtert allen beteiligten Anwendern die praktische Umsetzung nach dem neuesten Stand der Technik", erläutert Rudolf-Miklau.

Einheitliche Standards für mehr Sicherheit

Aufgrund der Komplexität der Materie sei es, so der Experte, besonders wichtig, das Spezialwissen unterschiedlicher Fachgebiete abzustimmen und zu verschränken, was durch die interdisziplinäre Zusammensetzung des Komitees mit Experten aus unterschiedlichsten Fachbereichen sichergestellt wird. Dazu zählen u. a. Wildbachschutz, Lawinenschutz, Hochwasserschutz, Steinschlagschutz, Hydrologie, Geologie, Geotechnik, Forstwirtschaft, Hydraulik, Prozessmodellierung, Gefahrenzonenplanung, Bautechnik (Statik), Ingenieurbiologie, Bau- und Raumordnungsrecht, Risiko- und Sicherheitsmanagement.

Jede Menge unterschiedlichster Akteure arbeitet dabei an einer gemeinsamen Sicherheitsaufgabe. Damit alle Beteiligten nach einheitlichen Prinzipien, Zielen und Verfahren vorgehen können, ist ein hohes Maß an Standardisierung nötig. Auch die öffentliche Auftragsvergabe nimmt in diesem Bereich stark zu, sodass es hohen Bedarf an einheitlichen Standards und Grundlagen für die Vergabe von Lieferungen und Leistungen gibt.

"Wir müssen uns den Herausforderungen des globalen Wandels, insbesondere des Klimawandels, stellen. Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Standards können wir einen bestmöglichen Grad an Sicherheit gewährleisten", resümiert Rudolf-Miklau.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /