© Innovative Gebäude - Kopeinig/ Das Cafe Corso in Pörtschach mit gemischter Nutzung
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Ist Förderung im Wohnbau ein Innovationsmotor?

Sanierungsscheck, Wohnbauförderung, Zersiedelung und mehr im Fokus

Wien - Ist Wohnbauförderung noch zeitgemäß und notwendig? Was bringt der Sanierungsscheck oder andere Direktzuschüsse? Was ist eine Mustersanierung?
Die möglichen Förderungen für Neubau oder Sanierung sind in Österreich regional unterschiedlich. Eines haben sie jedoch derzeit gemeinsam: Die Ansuchen gehen zurück. Die Plattform Innovative Gebäude Österreich lud daher am 16.11.2017 zu einem Netzwerktreffen um die Bedeutung von Förderungen als Innovationsmotor zu diskutieren.

Spannende Vorträge zeigten das Spektrum für die Zukunft auf:

Gebäudeintegrierte PV-Anlagen
DI Tim Selke vom Austrian Institute of Technology (AIT) sprach über Photovoltaik und das große Potenzial, das darin steckt. ‘Mit Photovoltaik haben wir einen schlafenden Riesen zu wecken’, zeigte er sich überzeugt. So seien die Kosten für die Paneele bereits enorm gesunken. Nun stehe man vor der Herausforderung, die Photovoltaik in die Gebäude zu integrieren. Hier seien Forschung, Architekten und Bauträger gefragt, zukunftsfähige Technologien zu entwickeln. Ein Blick auf den aktuellen Entwicklungsstand von verschieden farbigen Paneelen bis hin zu flexiblen Oberflächen demonstrierten, dass schon heute an innovativen Lösungen gearbeitet wird.
www.ait.ac.at

Mustersanierung – aus der Praxis geplaudert
Aus der Praxis bei der Durchführung von umfassenden Sanierungen nach dem Fördermodell ‘Mustersanierung’ berichtete DI (FH) Thomas Mayrold von der Grazer Energieagentur. Bei der Mustersanierung handelt es sich um eine Förderung für Gewerbe- und Öffentliche Gebäude – die ‘Königsklasse unter den Förderungen’, so Mayrold. ‘Es gibt viel Geld, aber es ist eine große Herausforderung, Hülle und Haustechnik zu sanieren und aufeinander optimal abzustimmen. Dem Betreiber muss bewusst sein, dass so eine Sanierung ein hoher Aufwand ist’, sagte Mayrold bei seiner Präsentation. Trotzdem sei die Mustersanierung ein ausgezeichnetes Mittel, um Leuchtturmprojekte in den Gemeinden zu schaffen. Mayrold: ‘Wir hoffen, es gibt die Mustersanierung auch 2018 wieder.’
www.grazer-ea.at

Sanierungsscheck – 5 Jahre Entwicklung des Förderinstruments
DI Doris Pühringer von der Kommunalkredit Public Consulting GmbH gab einen umfassenden Überblick über die Entwicklung des Sanierungsschecks in den vergangenen fünf Jahren. Dabei wurde der Rückgang der Anträge seit 2013 deutlich: Wurden 2013 noch 23.000 Förderanträge eingereicht, waren es 2016 nur noch rund 10.000 Anträge. Die Gründe dafür liegen einerseits in der Halbierung des Budgets, die 2015/16 stattfand, andererseits sei auch schon ein gewisser Peak erreicht, führte Pühringer aus. Der Sanierungsscheck sei eine sinnvolle Maßnahme sowohl zur Ankurbelung der Wirtschaft, als auch als Beitrag zur Erreichung der Klimaziele, zeigte sich Pühringer überzeugt.
www.umweltfoerderung.at

Wohnbauförderung: Wohin führt der Weg?
Auch bei der Wohnbauförderung gingen die Zahlen zurück, wie Dr. Wolfgang Amann vom Institut für Bauen und Wohnen (IIBW) feststellte. So werden weniger als 30 Prozent des kleinvolumigen Wohnbaus mit der Förderung kofinanziert. Hier sei vor allem die Dynamik in der Kommunikation verloren gegangen. ‘Die Thematisierung muss wieder gelingen. Umfassendes Sanieren sollte wieder hipp werden’, sagte Amann und ergänzte: ‘Heute ist es eher der Tesla.’ Die Wohnbauförderung als Innovationsmotor beschrieb Amann so: ‘Die Wohnbauförderung war Treiber für die gute Performance, die Gebäude heute in Österreich bezüglich CO2-Ausstoß liefern. Wir liegen dabei unter dem gesetzlichen Limit. Aber es ist noch viel mehr möglich!’ So ist Amann der Überzeugung, die Wohnbauförderung sollte künftig auch in der Quartiersentwicklung greifen. Beim Thema Energie ist er sicher: ‘Die Sektoren Energie und Gebäude werden immer stärker verschmelzen.’
www.iibw.at

Baukulturelle Leitlinien – Lenkungsinstrumente ausbauen
DI Robert Temel, Sprecher der Plattform Baukulturpolitik, erklärte die Ziele und Hintergründe von Baukulturpolitik. Diese betrifft zahlreiche politische Ressorts und Handlungsfelder. Heuer wurden erstmals baukulturelle Leitlinien von der Bundesregierung beschlossen. Die Plattform Baukultur war maßgebend an der Formulierung der insgesamt zwanzig Leitlinien beteiligt. Darin enthalten sind nicht nur die Leitlinien zu Themen wie Bauen, Erneuern und Betreiben oder Wissenschaft und Kompetenzvermittlung, auch konkrete Impulsmaßnahmen sind in dem Papier enthalten. ‘Der Bund soll zum Beispiel als Vorbildrolle seine eigenen Gebäude entsprechend unter die Lupe nehmen’, erklärt Temel nur eine der zahlreichen Maßnahmenvorschläge.
www.baukulturpolitik.at

Im Anschluss wurde rege diskutiert und mögliche Ziele für die künftigen Aufgaben der Wohnbau Förderung formuliert:

- Erhaltung der hohen Kontinuität des Hebels Wohnbauförderung
- Mobilität als abhängiger Themenbereich
- Nutzungsdurchmischung für städtebaulich nachhaltige Entwicklungen
- Gesamtenergieeffizienz als Indikator zukunftsweisenden Bauens
- PV-integrierter Gestaltungsansatz

‘Die Wohnbauförderung muss weiterhin eine hohe Kontinuität aufweisen’, ist Dr. Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) überzeugt. Denn obwohl es Rückgänge gibt, ist die Wohnbauförderung immer noch ein wichtiges Mittel in der Wohnbaupolitik, das waren sich alle Podiumsteilnehmer vollends einig. DI Robert Temel, Sprecher der Plattform Baukulturpolitik, und DI Stefan Geier von der MA 20 der Stadt Wien waren davon überzeugt, dass gemischt genutzter Stadtraum die Zukunft ist und plädierten für eine Förderung auch von gemischt genutzten Gebäuden.

Ein weiterer Trend, der immer stärker wird: Mobilität und Wohnraum sind eng miteinander verknüpft zu sehen. Denn der Wohnort hat zwar immensen Eindruck auf den ökologischen Fußabdruck bei allen zurück gelegten Wegen – Stichwort Zersiedelung – gleichzeitig wachsen Wohnen und Mobilität technologisch enger zusammenwachsen. Elektromobilität ist im kommen. Wenn sie mehr in die Breite geht, wird es notwendig sein, den Wohnraum auch mit Ladestationen für das Auto oder auch mit PV-Anlagen auszustatten. DI Franz Mair, Energieexperte des Landes Salzburg ist überzeugt: ‘Wir müssen weit über das Passivhaus hinausdenken.’

www.innovativegebaeude.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /