Biokraftstoffe: Studie bestätigt Treibhausgas-Einsparung

Zu sehen ist eine Grafik aus der Studie zur Treibhausgas-Einsparung durch Biokraftstoffe.Grafik: studio Gear Up
Biokraftstoffe in Deutschland und ihre Ausgangsstoffe.
Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie hat eine Studie in Auftrag gegeben, die untersucht hat, inwieweit Biokraftstoffe Treibhausgase gegenüber Diesel und Benzin einsparen können.

Die Studie im Auftrag des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) zeigt, dass entgegen den Aussagen von Kritikern Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse eine große Treibhausgas-Einsparung gegenüber Diesel und Benzin erzielen können. Dies gelte selbst dann, wenn man indirekte Effekte des Rohstoffanbaus für Biokraftstoffe berücksichtigt. Damit widerlege die Studie „Greenhouse gas savings from biofuels in Germany“ Behauptungen von Umweltorganisationen wie Transport & Environment, wonach Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse angeblich sogar mehr Treibhausgase ausstoßen als fossile Kraftstoffe.

„Viele Kritiker unterliegen einem fachlichen Missverständnis in Bezug auf die indirekten Effekte von Biokraftstoffen. Indirekte Effekte können nur bei einer starken Zunahme der Produktion auftreten, nicht für die bestehenden Mengen. Zudem berufen sich die Kritiker auf veraltete Daten. Betrachtet man die Realität, so zeigt sich, dass in der Vergangenheit tatsächlich aufgetretene indirekte Effekte deutlich kleiner waren als zunächst befürchtet“, sagt einer der Autoren der Studie, Carlo Hamelinck vom Think Tank studio Gear Up.

Biodiesel aus Raps senkt CO2-Ausstoß um 60 Prozent

So senkt Biodiesel aus Raps nach den Ergebnissen der Studie den CO2-Ausstoß unter Einbeziehung indirekter Effekte durchschnittlich um rund 60 Prozent im Vergleich zu fossilem Diesel. Die Produzenten erreichen die hohe Einsparung auch durch den vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energien und Wärmerückkopplung im Herstellungsprozess. „Die deutsche Politik kann auf Grundlage dieser Erkenntnisse guten Gewissens Biokraftstoffe aus landwirtschaftlichen Rohstoffen fördern. Wir brauchen in den kommenden Jahren eine stetig ansteigende Treibhausgasminderungsquote, damit Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse nicht durch andere erneuerbare Energien im Straßenverkehr verdrängt werden. Der Beitrag von Biokraftstoffen ist für die deutschen Klimaziele nämlich unverzichtbar“, sagt Elmar Baumann, Geschäftsführer beim VDB. „Wir lehnen es allerdings grundsätzlich ab, indirekte Effekte auf die Treibhausgasbilanz von Biokraftstoffen anzurechnen. Nichtregierungsorganisationen fordern deren Berücksichtigung, um die Treibhausgas-Einsparung der Biokraftstoffe schlecht zu rechnen. Die Anrechnung indirekter Effekte sieht jedoch zum Beispiel der Weltklimarat sehr kritisch. Wir folgen dieser Einschätzung der Wissenschaft.“

Die Studie zeigt, dass die Produktion von Biodiesel und Bioethanol aus Anbaubiomasse in der EU zum größten Teil in den Jahren 2000 bis 2010 anstieg. Für die Rohstoffherstellung nutzten die Landwirte dabei Stilllegungsflächen und Ausgleichsflächen für die Aufgabe von Ackerland. „Die Landwirte bauten Rohstoffe zur Biokraftstoffherstellung auf Flächen an, die zunächst als Agrarflächen genutzt worden waren, dann aber aus der Produktion genommen wurden. Damit konnte vom Rohstoffanbau für Biokraftstoffe auf diesen Flächen keine indirekte Landnutzungsänderung ausgehen“, sagt Hamelinck. Beim Raps habe zudem die gestiegene Nachfrage nach Pflanzenöl bis 2010 zu großen Verbesserungen der Erträge geführt, was nicht zu indirekten Verdrängungseffekten führen kann.

Globiom-Studie führte zu restriktiven Regelungen

Hamelinck ist einer der Autoren der so genannten „Globiom-Studie“ aus dem Jahr 2015. Auf die Ergebnisse dieser Studie beruhten sehr wesentlich die restriktiven Regelungen des europäischen Gesetzgebers für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse in der Erneuerbare Energien-Richtlinie II (Renewable Energy Directive II, RED II). Auch Nichtregierungsorganisationen nutzen in ihren Papieren die Zahlen der Globiom-Studie. Daher sind die jetzt vorliegenden Ergebnisse von besonderer Bedeutung.

Viele Kritiker von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse missverstehen die Globiom-Studie laut Hamelinck aus einem weiteren Grund. Damals hatten die Autoren berechnet, welche Folge eine erhöhte Nachfrage nach Biokraftstoffen in Europa von einem Prozentpunkt theoretisch hätte. In der Realität gab es eine solche Nachfrageerhöhung nach Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse jedoch nicht. Eine geringere Steigerung der Nachfrage nach Biokraftstoffen führt jedoch nach dem Modell zu geringeren Emissionen, denn die Verdrängungseffekte verlaufen nicht linear, sondern exponentiell. „Kleinere Steigerungen der Nachfrage sind einfacher durch das bestehende Agrarsystem aufzufangen. Die vielfach befürchteten großen indirekten Effekte sind aufgrund der geringeren Nachfragesteigerung nach Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse in der Zeit von 2010 bis 2019 damit in der Realität nicht eingetreten“, sagt Hamelinck. Zwar sei die Nachfrage nach Biokraftstoffen aus anderen Rohstoffen gestiegen, aber um weniger als einen Prozentpunkt.

„Selbst wenn man der Argumentation der Kritiker folgt und indirekte Effekte in die Betrachtung einbezieht, belegt die Studie, dass Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse zur deutlichen Treibhausgas-Einsparung führen. Dies zeigt eindrucksvoll, dass die Nutzung von Biodiesel und Bioethanol aus landwirtschaftlichen Rohstoffen sinnvoll und geboten ist. Wir fordern daher den Bundestag auf, beim jetzigen Gesetzgebungsverfahren zur Fortentwicklung der Treibhausgasminderungsquote sicherzustellen, dass diese Biokraftstoffe mit dem heutigen Beitrag berücksichtigt werden“, sagt Baumann.

20.4.2021 | Quelle: VDB | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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