Solarthermie: Forschungs-Strategie für 30 TWh 2030

Grafik seigt die parallel verlaufenden Lernkurven von Photovoltaik- und solarthermischen Trinkwarmwasser-AnlagenQuelle: Uni Kassel
In der logarithmischen weltweiten Lernkurve der Kostensenkungen steht die Solarthermie der Photovoltaik nicht nach.
Solarthermie soll bis 2030 einen massiven, kostengünstigen Beitrag zur Wärmewende leisten. 30 Terawattstunden (TWh) pro Jahr in Deutschland strebt die Solarthermie-Arbeitsgruppe im Forschungsnetzwerk "Energiewendebauen" bis 2030 an. In einem neuen Strategiepapier erklärt das Gremium von Expertinnen aus Forschungseinrichtungen und der einschlägigen Industrie, welche Schwerpunkte dafür in Forschung und Entwicklung zu setzen seien.

„Solarthermie – eine Basistechnologie für die zukunftsfähige Energieversorgung Deutschlands“, so betitelt das Netzwerk sein Strategie-Papier zur Solarthermie. Die paritätisch aus Forschung und Industrie besetzte Gruppe führt die Tradition der Deutschen Solarthermie-Technologie-Plattform (DSTTP) fort. Sie beschreibt hier für die drei Marktsegmente Wohngebäude, Prozesswärme und Fernwärme den spezifischen Forschungs- und Entwicklungsbedarf.

Solarthermie als Basistechnologie

Gerade weil die Wärmeversorgung innerhalb sektorengekoppelter Energiesysteme zunehmend komplexer werde, habe die Solarthermie als Basistechnologie in allen Marktsegmenten einen wachsenden Platz, sagt Harald Drück von den Uni Stuttgart, einer der beiden Sprecher der Arbeitsgruppe. „Die Solarthermie stellt eine wichtige Basistechnologie für zukünftige Energieversorgung Deutschlands dar. Welche Beiträge sie dazu leisten kann und wo weiterer Forschung-  und Entwicklungsbedarf besteht haben wir in unserem aktuellen Strategiepapier beschrieben.“

Im Bereich der Wohngebäude gelte es, dafür beispielsweise neue Kollektor- und Wärmespeichertechnologien zu entwickeln, mit denen hohe solare Deckungsanteile bis hin zur solaren Vollversorgung erreicht werden können. Auch neue Geschäftsmodelle – Stichwort „Mieterwärme“ – seien zu erproben.

Im Bereich der solaren Prozesswärme, wo die bislang seltenen Solarthermieanlagen immerhin zunehmend größer werden, sehen die Forschenden andere Aufgaben aus der Agenda. Hier geht es unter anderem um die Abstimmung von Anlagen- und Prozesstechnik an die Möglichkeiten der Solarthermie. Nachholbedarf sehen sie auch bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen. Ihrer bedarf es, um das riesige Potenzial der Prozesswärme vor allem bis 100 Grad nachhaltig für die Solarthermie zu erschließen.

100 solare Wärmenetze mit Multifunktionsspeicher

Breit gefächert sind die Entwicklungsaufgaben auch im Bereich der solaren Fernwärme. Dort ist in den vergangenen Jahren ein stark wachsender Markt zu verzeichnen. Freilich auf geringem Niveau. Das ist vom avisierten jährlichen Ausbaubedarf von einer Million Quadratmeter Kollektorfläche bis 2030 noch um den Faktor 30 entfernt. Dort geht es insbesondere um die Systemintegration der Solarthermieanlagen in komplexe Erzeugungssysteme. Sie sollen eine zunehmend dekarbonisierte Fernwärme mit und ohne Sektorenkopplung ermöglichen.

Ein Manko sieht die Branche dabei in derzeit fehlenden Reallaboren und Evaluationsprogrammen. Von der Bundesregierung wünscht sich die Branche eine Förderinitiative für 100 solare Wärmenetze speziell mit Multifunktionswärmespeichern. Das zuständige Wirtschaftsministerium hat jedoch derzeit erstmal damit zu tun, für die angekündigte Bundesförderung Effiziente Wärmenetze (BEW) das OK der EU-Kommission zu bekommen.

Die Strategie „Solarthermie – eine Basistechnologie für die zukunftsfähige Energieversorgung Deutschlands“ findet sich auf den Internetseiten der DSTTP.

27.5.2021 | Autor: Guido Bröer
© Solarthemen Media GmbH

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