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Wie Andrew Forrest das deutsche Wasserstoff-Dilemma lösen will

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Fortescue will Erneuerbare Energien, grünes Ammoniak und grünen Wasserstoff aus Australien exportieren / Automatisierte Elektrolyseur-Produktion könnte Schlüssel für Kostenreduktion sein.

Deutschland braucht sehr große Mengen grünen Wasserstoff, um die Stahl– oder Chemie-Industrie dekarbonisieren zu können. Bislang klafft eine gewaltige Lücke zwischen möglichem Angebot auf Basis vorgestellter Projekte und der zu erwartenden Nachfrage aus der energieintensiven Industrie, die fossile Rohstoffe durch grünen Wasserstoff ersetzen möchte. Mögliche Lösung: Der australische Multi-Milliardär Andrew Forrest stellt seine ambitionierten Pläne für grünen Wasserstoff aus Australien gerade der Regierung und Unternehmen vor.

Andrew Forrest ist, so berichtet es das Handelsblatt, mit seinem Unternehmen Fortescue Metals Group vermögend geworden. Mit rund 27 Milliarden US-Dollar gilt er heute als zweitreichster Australier. Das Unternehmen fördert Eisenerz, ist global zur Nummer 4 aufgestiegen.

Erst Mitte Mai hatte Fortescue Future Industries angekündigt, den Aufbau einer Lieferkette für grünes Ammoniak mit Japan prüfen zu wollen. Forrest gehört zu denjenigen, die das Geschäft seines Imperiums umbauen und zukunftsfähig machen will – nicht selbstverständlich, und entgegen Widerstände aus Politik und Gesellschaft.

Fortescue will Landflächen für Wind und Solar nutzen

Fortescue besitzt große Landflächen – mehrere zehntausend Quadratkilometer – in Australien, die Forrest nun für den Aufbau von Solarkraftwerken und Windkraftanlagen nutzen möchte. Konkret sollen bis 2030 Windräder und PV-Anlagen mit einer Leistung von 150 Gigawatt installiert werden – Deutschland verfügt derzeit über Solar und Wind mit einer Leistung von 109 Gigawatt.

Derzeit ist Forrest auf Werbetour für sein Vorhaben, grünen Wasserstoff über Rotterdam als Umschlagplatz auch nach Deutschland liefern zu können. Der Gedanke macht Sinn, weil bislang eine gewaltige Lücke klafft zwischen dem, was im eigenen Land realisiert werden soll (0,5 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff bis 2030 laut Nationaler Wasserstoffstrategie) und dem, was allein die Industrie benötigen wird, um das eigene Business umbauen zu können. Forrest hält es für realisierbar, schon 2023 grünen Wasserstoff in großindustriellen Mengen liefern zu können.

Bis 2030 sollen es, so Forrest gegenüber dem Handelsblatt, 15 Millionen Tonnen werden. Man arbeite seit Jahren an diesem Projekt, wolle 2023 mit der Produktion beginnen, und diese dann sukzessive steigern. Nur durch die Industrialisierung der gesamten Wasserstoff-Prozesskette könne die notwendige Kostenreduktion gelingen.

Deutsch-australisches Kooperationsprojekt Hysupply

Forrest arbeitet bereits in einem deutsch-australischen Kooperationsprojekt Hysupply mit deutschen Unternehmen, der acatech oder dem BDI zusammen. Darüber werden die Potenziale für eine deutsch-australische Wasserstoff-Partnerschaft ausgelotet.

Zuletzt waren vorwiegend Partnerschaften Deutschlands etwa mit der Ukraine oder Russland ins Spiel gebracht worden, die höchst zweifelhaft erscheinen. Beide Länder haben derzeit keinerlei Ambitionen in Erneuerbare Energien zu investieren – dabei sollte es aus Klimagesichtspunkten immer die erste Aufgabe sein, im eigenen Land die Hausaufgaben zu machen. Australien hat dafür den Nachteil, dass es viel weiter entfernt ist, und auch schneller aus der Kohle aussteigen, und in Erneuerbare einsteigen müsste.

Letztlich könnte die automatisierte Elektrolyseur-Produktion der entscheidende Schlüssel für die notwendige Kostenreduktion bei grünem Wasserstoff sein. In seinem Kernbusiness setzt Fortescue auf autonome Bergbaufahrzeuge und sonstige Vorrichtungen. Die Denkweise will Andre Forrest nun auch auf den Wasserstoff- und Ammoniak-Sektor übertragen.

Kann Forrest die Elektrolyseur-Fertigung ankurbeln?

Einige Bedingungen stellt Andrew Forrest durchaus. So will der Unternehmer die Herstellung von grünen Wasserstoff mit Elektrolyseuren effizienter gestalten. „Die Produktion von Elektrolyseuren muss aus dem Garagenmaßstab herauskommen“ – ein Anspruch, den auch die deutschen Lieferanten wie ThyssenKrupp,

Deutsche Hersteller wie Sunfire, Siemens Energy, ThyssenKrupp oder MAN Energy Solutions können offenbar durchaus mit Großaufträgen für Elektrolyseure rechnen, wenn sie es schaffen, eine robotergestützte, automatisierte Produktion im industriellen Maßstab aufzubauen.

Denkbar ist, dass die Australier Wasserstoff in Form von Methanol oder Ammoniak nach Europa transportieren werden. In Rotterdam könnte es dann wieder in Gas verwandelt werden unter Nutzung existierender Pipelines von Shell, die beispielsweise die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid ermöglichen.

Vom Champagner zum Tafelwasser?

An europäische Sprachregelungen hat sich Forrest bereits gewöhnt: Er will den von Prof. Claudia Kemfert beschworenen „Champagner der Energiewende“ zum von Verkehrsminister Scheuer und Wirtschaftsminister Altmaier benannten „Tafelwasser“ machen.

„Wir sind dabei, einen Handelsplatz für grünen Wasserstoff einzurichten. Das wird Transparenz in die Preisgestaltung bringen und kleineren Unternehmen Zugang zum Markt für grünen Wasserstoff verschaffen“, so der Unternehmer im Handelsblatt. Ob Andrew Forrest mit Fortescue das deutsche Wasserstoff-Dilemma lösen kann?

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1 Kommentar
  1. Dr. Hans-Otto Möckel sagt

    Wie mir scheint hat Herr Forrest vergessen, dass bei einer installierten Leistung von 150 GW wegen des Faktors von ca. 0,2 (Lieferleistung/installierter Leistung) im Jahresmittel nur 30 GW geliefert werden. Das reduziert die erzeugte H2-Menge auf ca. 5,1 Mio t/a. Wenn 15 Mio t/a produziert werden sollen müssten also ca. 450 GW installiert werden. Aber selbst wenn wegen besserer Wetterverhältnisse in Australien ein höherer Faktor möglich wäre, passen die Werte nicht zusammen.

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