© silviarita auf pixabay
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Wiesenvögel in Gefahr

BirdLife Österreich fordert Blumenwiesen anstelle von Graswüsten!

Wien – Österreichs Feld- und Wiesenvögel sind in großer Gefahr, das zeigt der aktuell von BirdLife Österreich veröffentlichte Farmland Bird Index 2020: Rund 40 Prozent der Vögel sind seit 1998 von den heimischen Feldern und Wiesen verschwunden. Für zwölf untersuchte Vogelarten (*) zeigt sich im Grünland ein negativerer Bestandstrend als im Ackerland. Blumenwiesen, deren Mahd auf Mitte Juni verzögert wird, könnten diesen Abwärtstrend stoppen und Braunkehlchen, Goldammer und Baumpieper das Überleben sichern.

61 Prozent weniger Braunkehlchen seit 1998, 48 Prozent weniger Baumpieper, 34 Prozent weniger Goldammern – das ist die traurige Bilanz heimischer Wiesenvögel. Begann früher die Wiesenmahd erst zur Zeit der Hollerbüte, setzt die intensivierte und auf maximalen Profit ausgerichtete Land- und Milchwirtschaft auf starke Düngung sowie möglichst frühes und zu häufiges Mähen, das als Hauptursache des Wiesenvogelsterbens anzusehen ist. „Je nach Höhenlage beginnen unsere Wiesenvögel gerade mit dem Nestbau oder ziehen ihre Jungen auf. Ein früher Wiesenschnitt führt zum Tod der Muttervögel, die während des Brütens ihr Nest erst im letzten Moment verlassen, sowie der Jungvögel, die noch nicht flügge sind“, weiß Katharina Bergmüller von BirdLife Österreich. Zugleich führen starke Düngung und fehlendes Aussamen der Wiesenblumen zu einem massiven Biodiversitätsverlust auf der Wiese und in weiterer Folge zum Aussterben der Blumen, Insekten und Vögel. So hat etwa die Feldlerche die Grünlandflächen fast völlig geräumt. Daher fordert BirdLife Österreich: Bunte Blumenwiesen anstelle von Graswüsten!



Doch die Lage ist nicht hoffnungslos. Dem dramatischen Biodiversitätsverlust im Grünland kann entgegengewirkt werden. Katharina Bergmüller: „Eine verzögerte Mahd bis zumindest nach dem 15. Juni in Tieflagen oder eine zehnwöchige Pause zwischen den Mahden sind die Grundvoraussetzungen für das Wiedererlangen der Artenvielfalt.“ Da die Ansätze im derzeitigen Entwurf der Intervention des GAP-Strategieplans nur auf sieben Prozent der Fläche Verbesserung versprechen, fordert die Expertin von der Politik: „Unsere Tierwelt braucht zehn Prozent Naturflächen wie Hutweiden und Hecken, und die Hälfte aller Grünlandflächen muss wieder zwei- bis dreimähdig werden!“ Diese Forderungen wurden bereits in der großen GAP-Analyse vom 4. Mai und in der offiziellen Stellungnahme zu den GAP-Interventionsentwürfen vom 17. Mai erhoben.

Der Farmland Bird Index 2020

Die aktuelle Auswertung der Daten des Brutvogel-Monitorings durch die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich zeigt anhand von 23 Indikator-Vogelarten, dass der langjährige Abwärtstrend im Bestand der Feld- und Wiesenvögel zwar gestoppt scheint (siehe Tabelle 1), „doch um eine Trendumkehr zu ermöglichen, müssten die Fördermaßnahmen des ÖPUL-Programmes größerflächig und mit höherem Nutzen für die Vogelwelt vor allem im Grünland auf deutlich größerer Fläche angeboten werden“, so Bergmüller.

Seit 1998 erfasst die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich alljährlich den Bestand häufiger heimischer Vogelarten und berechnet daraus den sogenannten Farmland Bird Index (FBI). In Österreich wird der FBI jährlich im Auftrag des BMLRT aus den Daten des Brutvogel-Monitorings erstellt, das mit Unterstützung von Freiwilligen (Citizen Science) ausgeführt, von Experten validiert und ausgewertet wird. Der FBI wird seit 2007 von der EU zur Evaluierung der Maßnahmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes verwendet. Er stellt die Bestandssituation von Vögeln der Agrarlandschaft (vor allem Ackerland, Grünland, Obstbau, Weinbau) dar. Der Farmland Bird Index setzt sich aus den Bestandstrends 23 typischer, überwiegend auf Feld und Wiese vorkommender Vogelarten zusammen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /