© lkcjjang /pixabay.com
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Tag der Ozeane: Lachszucht zerstört Ökosysteme im Meer und an Land

Umweltschutzorganisation warnt vor Lachskonsum - Aquakulturen sind keine nachhaltige Alternative zu Meeresfisch

Wien - Anlässlich des Internationalen Tags der Meere am 8. Juni warnt die Umweltschutzorganisation Greenpeace vor dem Konsum von Lachs und Lachsprodukten. Der hierzulande beliebte Fisch stammt zu über 90 Prozent aus Aquakulturen. Die verglichen mit Meeresfisch oft als umweltschonend bezeichnete Fischzucht ist aber tatsächlich eine ökologische Katastrophe. Die extrem beengten und nicht artgerechten Haltungsbedingungen der Fische führen vermehrt zu Krankheiten und erfordern einen enormen Pestizid- und Antibiotikaeinsatz. Diese Giftstoffe, tote Tiere und der Unrat aus den Becken verschmutzen den Meeresboden und gefährden andere Meerestiere. Nicht zuletzt trägt die Herstellung von Fischmehl und Soja als Futtermittel für die Zucht massiv zur Überfischung der Meere und zur Rodung von Wäldern bei. Auch das weit verbreitete ASC-Zertifizierungssystem (Aquaculture Stewardship Council) hat zudem nicht zu mehr Nachhaltigkeit oder besseren Haltungsbedingungen geführt, sondern gaukelt KonsumentInnen lediglich ein falsches Sicherheitsgefühl vor. Greenpeace fordert daher einen raschen Umstieg auf heimischen Bio-Fisch in Handel und Gastronomie sowie eine klare Kennzeichnung von Fisch und Fischprodukten. KonsumentInnen sollten genauer auf Deklaration wie Haltung, Fütterung und Herkunft achten.

“Nachhaltiger Fischkonsum bedeutet, Fisch nur in Maßen zu essen. Wenn, dann sollte es Bio-Fisch aus heimischen Gewässern sein. Lachs aus Aquakulturen ist hier definitiv keine Alternative – ganz gleich, ob das ASC-Siegel darauf abgedruckt ist oder nicht”, sagt Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace Österreich. “Neben Pestiziden, die für andere Meereslebewesen tödlich sind, verursacht die absurd hohe Zahl von Lachsen auf engstem Raum eine ökologische Katastrophe auf dem Meeresboden”, erklärt Bittner. Durch die Unterwasserkäfige in den Fjorden und Meeresarmen in Norwegen, Chile und Schottland geraten neben Pestiziden auch Antibiotika, Ausscheidungen, Futterreste und verendete Tiere auf den Meeresboden. Lachsfarmen verschmutzen unsere Meere. Der Dreck führt dazu, dass hochgiftige Algen entstehen. Erst 2016 haben solche Algen in Chile zu einem Massensterben von anderen Fischen und Meerestieren geführt. Der Abbau dieser Schadstoffe erzeugt außerdem Bakterien, die den Sauerstoffgehalt im Wasser senken und andere Meerestiere in Gefahr bringen. Neben den dramatischen Auswirkungen auf das Ökosystem verlieren außerdem lokale FischerInnen ihre Lebensgrundlage.

Ein weiteres Problem stellt das Futter des Raubfisches dar. So besteht Lachsfutter heute in der Regel zu 25% aus Wildfisch (in Form von Fischmehl und Fischöl), zu 71% aus Soja oder Raps und zu 4% aus anderen Zusatzstoffen. Jeder sechste gefangene Wildfisch wird heute zu Futtermittel verarbeitet. Um ein Kilo Lachs zu produzieren, werden etwa 500 Gramm Sojabohnen und 660 Gramm Fisch benötigt. “Der Sojaanbau für Futtermittel übt weltweit Druck auf unsere Wälder und Ökosysteme aus. Der Anbau oder Fang von Futtermitteln zur Aufzucht von Tieren oder Fischen ist weit ineffizienter als zur direkten Ernährung von Menschen. Der Griff zur zertifizierten Ware macht das nicht besser, denn nur 20 Prozent der ASC-Farmen erfüllen alle Kriterien des Zertifikats - das ist pure Augenauswischerei. Daher gilt auch bei Fisch aus Aquakultur größte Vorsicht", appelliert Bittner.

Greenpeace fordert Handel, Gastronomie und Bäckereien auf, schleunigst auf heimischen Bio-Fisch umzustellen und ihr Angebot damit nachhaltiger und ökologischer zu machen. Auch bei Fisch aus Aquakulturen braucht es klare Kennezichnungen, aus denen die ökologischen und sozialen Standards der Produktion hervorgehen.

Greenpeace-Factsheet mit weiteren Informationen zur Lachszucht


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /