Perowskit-Photovoltaik: Neue Spektroskopie soll Verständnis der Photophysik verbessern

Zu sehen ist ein zweidimensionales Diagramm in Form eines Perowskit-Pferdes, das helfen soll, die Photophysik der Perowskit-Photovoltaik besser zu verstehen.Grafik: I. Scheblykin / Y. Vaynzof
Perowskit-Pferde: Das Diagramm stellt eine typische 2D-Photolumineszenzkarte dar, die in der Form mit viel Phantasie an den Hals und die Mähne eines Pferdes erinnert.
Die Darstellung der Photolumineszenz-Quantenausbeute und der Abklingdynamik im zweidimensionalen Raum sowohl der Fluenz als auch der Frequenz des anregenden Lichtpulses bietet eine Vielzahl von Informationen, um die Photophysik der Perowskit-Photovoltaik besser verstehen zu können. Forscher:innen der TU Dresden haben mit internationalen Kolleg:innen das neue Verfahren entwickelt.

Metallhalogenid-Perowskite wurden im letzten Jahrzehnt intensiv untersucht, da ihre Leistung in optoelektronischen Bauteilen wie Solarzellen oder Leuchtdioden bemerkenswert gestiegen ist. Trotz enormer Fortschritte auf diesem Gebiet sind viele grundlegende Aspekte der Photophysik der Perowskit-Photovoltaik noch unbekannt. Dazu gehört etwa ein detailliertes Verständnis ihrer Defektphysik und der Mechanismen der Ladungsrekombination. Diese werden typischerweise durch Messung der Photolumineszenz untersucht. Photolumineszenz misst die Emission von Licht bei Photoanregung des Materials sowohl im stationären als auch im transienten Bereich.

Obwohl solche Messungen in der Fachliteratur allgegenwärtig sind, erfassen sie nicht die gesamte Bandbreite der photophysikalischen Prozesse, die in Metallhalogenid-Perowskiten auftreten, und stellen daher nur einen Ausschnitt ihrer Ladungsträgerdynamik dar. Darüber hinaus werden zwar häufig verschiedene Theorien zur Interpretation dieser Ergebnisse herangezogen, ihre Gültigkeit und Grenzen wurden jedoch nicht untersucht, was zu Vorbehalten gegenüber der Anwendbarkeit dieser Theorien führt.

Vollständige Abbildung im zweidimensionalen Raum

Um diese Frage anzugehen, hat ein trinationales Team von Forscherinnen und Forschern der Universität Lund (Schweden), der Russischen Akademie der Wissenschaften (Russland) und der Technischen Universität Dresden (Deutschland) eine neue Methodik für die Untersuchung von Bleihalogenid-Perowskiten entwickelt. Sie basiert auf der vollständigen Abbildung der Photolumineszenz-Quantenausbeute und der Abklingdynamik im zweidimensionalen (2D-) Raum sowohl der Fluenz als auch der Frequenz des anregenden Lichtpulses.

Solche 2D-Karten bieten nicht nur eine vollständige Darstellung der Photophysik der Materialprobe, sondern ermöglichen auch die Überprüfung der Gültigkeit von Theorien, indem ein einziger Satz von theoretischen Gleichungen und Parametern auf den gesamten Datensatz angewendet wird. „Die Kartierung eines Perowskit-Films mit unserer neuen Methode ist wie die Aufzeichnung seines Fingerabdrucks – sie liefert uns eine Vielzahl von Informationen über jede einzelne Probe“, sagt Ivan Scheblykin, Professor für chemische Physik an der Universität Lund. „Interessanterweise ähnelt jede Karte der Form des Halses und der Mähne eines Pferdes, was uns dazu veranlasst, sie liebevoll als ‚Perowskit-Pferde‘ zu bezeichnen, die alle auf ihre eigene Weise einzigartig sind.“

Effizientere Perowskit-Photovoltaik im Blick

Die Forscher zeigen, dass ihre Methode wichtige Implikationen für die Entwicklung von effizienterer Perowskit-Photovoltaik hat. Yana Vaynzof, Professorin für Neuartige Elektronik-Technologien am Institut für Angewandte Physik und Photonische Materialien und dem Center for Advancing Electronics Dresden (cfaed) der TU Dresden erklärt: „Durch die Anwendung der neuen Methodik auf Perowskit-Proben mit modifizierten Grenzflächen konnten wir deren Einfluss auf die Ladungsträgerdynamik in der Perowskit-Schicht quantifizieren, indem wir zum Beispiel die Dichte und Effektivität von Fallenzuständen veränderten. Dies wird es uns ermöglichen, Verfahren zur Grenzflächenmodifikation zu entwickeln, die zu optimalen Eigenschaften und noch effizienteren photovoltaischen Bauelementen führen.“

Von großer Bedeutung ist auch die Tatsache, dass die neue Methodik nicht auf die Untersuchung von Metallhalogenid-Perowskiten beschränkt ist und auf jedes beliebige halbleitende Material angewendet werden kann. „Die Vielseitigkeit unserer Methode und die Leichtigkeit, mit der wir sie auf neue Materialsysteme anwenden können, ist sehr inspirierend. Wir erwarten eine Vielzahl neuer Entdeckungen von faszinierender Photophysik in neuartigen Halbleitern“, sagt Scheblykin.

8.6.2021 | Quelle: TU Dresden | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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