Schweiz: Photovoltaik-Markt wächst, Solarthermie schrumpft

Balkendiagramm mit Photovoltaik-Absatzzahlen für die Schweiz seit 2010Grafik: Swissolar
Die Photovoltaik-Neuinstallationen sind zum dritten Mal in Folge gestiegen und haben 2020 einen neuen Rekordwert erreicht.
Der Schweizer Photovoltaikmarkt ist 2020 in allen Marktsegmenten gewachsen. Die Solarthermie-Absätze gingen dagegen zurück. Das besagt die „Statistik Sonnenenergie“ des Branchenverbands Swissolar.

Demnach sind die gesamten Photovoltaik-Verkäufe in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr um 48 Prozent gestiegen. Sie erreichen nun einen neuen Rekordwert von 493 MW. Anders ausgedrückt kaufte ein Schweizer im Schnitt 0,3 Quadratmeter Solarmodule. Zum Jahresende 2020 waren in der Schweiz Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von knapp 3 GW installiert. Zur Deckung des Strombedarfs steuerten sie 4,7 Prozent bei. Im Vorjahr waren es 3,8 Prozent. Mittlerweile dürfte die Fünf-Prozent-Marke überschritten sein, schätzt Swissolar.

Die Statistik „Sonnenenergie 2020“ wurde von Swissolar erarbeitet und vom BFE (Bundesamt für Energie) plausibilisiert. Swissolar hat eine vertiefte Analyse der Zahlen vorgenommen.

Größere Photvoltaik-Anlagen, mehr Stromspeicher

Das Wachstum machte sich bei allen Anlagengrößen und Anwendungen bemerkbar – besonders stark aber bei großen und gewerblichen Anlagen. Darunter fallen Anlagen auf Industrie-, Gewerbe- und Dienstleistungsbauten sowie Anlagen mit mehr als 100 kW Spitzenleistung. Die durchschnittliche Anlageleistung stieg von 22,5 kW im Jahr 2018 auf nun 24,5 kW.

Die Anzahl verkaufter Batteriespeicher wuchs gegenüber dem Vorjahr um 65 %. Mittlerweile werden 15 % der Photovoltaik-Anlagen auf Einfamilienhäusern mit einem Batteriespeicher kombiniert. Meist ist das Ziel, die niedrigen „Rückliefertarife“ der lokalen Energieversorger für die Einspeisung zu vermeiden. Die installierte Speicherkapazität lag zum Jahresende bei gut 28 MWh.

Solarthermie: Verkäufe gehen weiter zurück

Der Absatz von Solarthermie-Anlagen ging dagegen erneut zurück – und zwar um 18 Prozent. Stärkste Konkurrentin ist die Wärmepumpe, sowohl im Neubau als auch bei Heizungssanierungen. Swissolar ist jedoch überzeugt, dass Solarthermie eine wesentliche Rolle bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung der Schweiz spielen muss. Einsatzgebiete sollen unter anderem Einspeisung in Wärmenetze zur Einsparung von Holz und die Regeneration von Erdwärmesonden sein.

Photovoltaik-Ausbau beschleunigen statt AKW-Laufzeit verlängern

Für eine zügige Energiewende reicht der Ausbau allerdings noch nicht, wie Swissolar vorrechnet. „Für die Dekarbonisierung des Energiesystems und für den Ersatz der Atomkraft braucht es einen massiven Ausbau der Solarenergie auf rund 50 Gigawatt mit einer jährlichen Stromproduktion von 45 Terawattstunden“, sagt Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger. „Innerhalb von nur 30 Jahren müssen wir das 15-fache der heute installierten Leistung zubauen. Dazu müsste der jährliche Zubau innert den nächsten Jahren auf mindestens 1.500 MW pro Jahr steigen, was dem Dreifachen des heutigen Zubaus entspricht.“

 Die Photovoltaik-Anlagen könnten größtenteils auf Gebäuden installiert werden, erklärt der Verband. Die Vorlage zum „Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien“ gebe nicht genug her. In der „bunderätlichen Botschaft“, also der Begründung zur Gesetzesvorlage, sei für die Zeit von 2023 bis 2035 nur ein Zubau von 700 MW pro Jahr vorgesehen. Außerdem beinhalte die Vorlage Regelungen, die den weiteren Ausbau der Solarenergie gefährden würden. Dazu gehöre insbesondere, ins Netz eingespeisten Solarstrom basierend auf dem Marktpreis zu vergüten.

Das Parlament müsse diese Aspekte daher rasch korrigieren, fordert der Verband. Der kürzlich gefasste Beschluss des österreichischen Parlaments, bis 2030 eine hundertprozentig erneuerbare Stromversorgung zu erreichen, könnte dabei ein Wegweiser sein. Stattdessen über eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten nachzudenken, sei unverantwortlich und missachte den Volkswillen.

14.7.2021 | Quelle: Swissolar | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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