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© Depositphotos | mybaitshop | Inzwischen gebe es jedoch „immer mehr Belege dafür, dass Extreme wie Dürren, Brände, Hitzewellen und Stürme und ihre Auswirkungen auf Gesundheit, Ersparnisse und Arbeitsproduktivität langfristige wirtschaftliche Schäden verursachen“.

Klimakrise viel teurer als bisher angenommen

Ökonomen renommierter Universitäten haben die Schadensbilanzen des Klimawandels neu kalkuliert. Die Folgen von Extremwetterereignissen beeinträchtigen demnach die Volkswirtschaften der Staaten viel stärker als gedacht. So gesehen müsste der CO2-Preis um ein Vielfaches höher liegen.

„Es liegt noch viel Arbeit vor uns“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) jetzt bei ihrem Besuch in den von der Flutkatastrophe besonders betroffenen Orten in Nordrhein-Westfalen.

Der Wiederaufbau werde lange dauern, das werde mit jedem Tag klarer. Auch die nächste Bundesregierung werde daher solche Besuche ansetzen müssen, so Merkel.

Bei den Überschwemmungen im Juli waren mehr als 180 Menschen umgekommen, es entstand ein Sachschaden in zweistelliger Milliardenhöhe – mehr als bei früheren Flutereignissen in Deutschland. Bundestag und Bundesrat wollen in dieser Woche einen Fluthilfe-Fonds verabschieden, der mit 30 Milliarden Euro ausgestattet ist.

Die Flut in Rheinland-Pfalz und NRW, aber auch die Verwüstungen, die der Hurrikan „Ida“ vorige Woche in den US-Metropolen New Orleans und New York verursacht hat, sind Illustrationen zu einer neuen Untersuchung über die Schäden, die der Weltwirtschaft durch einen ungebremsten Klimawandel drohen. Die Kosten könnten danach rund sechsmal höher sein als bisher angenommen.

Forscher bekannter Universitäten in Europa und den USA haben für die Studie die Folgen des Klimawandels für das künftige Wachstum modelliert. Die Abschätzung ergab, dass die weltweite Wirtschaftsleistung, gemessen als Bruttoinlandsprodukt (BIP), in diesem Jahrhundert gegenüber einer Entwicklung ohne Erderwärmung um durchschnittlich 37 Prozent sinken könnte.

Das wäre mehr als das Doppelte des BIP-Rückgangs während der Weltwirtschaftskrise 1929. Die meisten bisherigen Schätzungen gingen nur von BIP-Einbußen im einstelligen Bereich bis 2100 aus.

„Sozialer CO2-Preis“ liegt ungleich höher

Beteiligt an der Studie waren Ökonomen von der ETH Zürich, dem Imperial College London, der Universität Cambridge und weiteren renommierten Einrichtungen, erschienen ist sie in der Zeitschrift Environmental Research Letters. Hauptautor Jarmo Kikstra arbeitet am Wiener Systemforschungsinstitut IIASA und am Imperial College.

Bisherige Untersuchungen zu den ökonomischen Folgen der Klimakrise waren nach Angaben der Ökonomen davon ausgegangen, dass die Folgen von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen und Überschwemmungen das Wirtschaftswachstum nicht dauerhaft beeinträchtigen.

„Die meisten Modelle konzentrieren sich nur auf kurzfristige Schäden“, so die Autoren. Diese würden das BIP laut der Studie bis 2100 um sechs Prozent geringer ausfallen lassen.

Inzwischen gebe es jedoch „immer mehr Belege dafür, dass Extreme wie Dürren, Brände, Hitzewellen und Stürme und ihre Auswirkungen auf Gesundheit, Ersparnisse und Arbeitsproduktivität langfristige wirtschaftliche Schäden verursachen“.

Die Experten räumen ein, dass die Berechnungen noch mit „erheblicher Unsicherheit“ behaftet seien, unter anderem deswegen, weil unklar sei, inwieweit sich die Gesellschaften an die Klimafolgen anpassen können.

Folgen hat die neue Berechnung auch für die ungedeckten Schadenskosten, die durch die Treibhausgasemissionen ausgelöst werden. Pro Tonne belaufen sich diese, so die Studienautoren, „sozialen Kosten des CO2“ auf mehr als 3.000 US-Dollar, das sind über 2.500 Euro.

Bisherige Schätzungen liegen deutlich darunter. Das Umweltbundesamt zum Beispiel setzt die CO2-Kosten mit 195 Euro pro Tonne an.

„Solange wir Treibhausgase emittieren, wird es schlimmer“
Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2021 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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