Betriebstankstelle für Biogas-CNG öffnet in Thüringen

Vier Menschen, eine Tanksäule: Inbetriebnahme der Biogas-CNG-Tankstelle bei OhraFoto: Ohra Energie
Regionales Biogas aufbereiten, verdichten und tanken - könnte das eine Alternative nach Ende der EEG-Förderung sein?
Auf dem Betriebsgelände des Energieversorgers Ohra Energie im thüringischen Fröttstädt können Firmenwagen jetzt regional vor Ort erzeugtes Biomethan tanken. Die Tankstelle ist die erste Betriebshoftankstelle in Thüringen, die komprimiertes Methan (CNG) aus Biogas anbietet.

Der Tankstelle vorausgegangen war eine Machbarkeitsstudie mit dem Titel „RUM – Regional, Umweltfreundlich, Mobil“, die ein regionales Tankstellen- und Lieferkonzept für Thüringen auf Basis von Biogas im Fokus hatte. Das Institut für Biogas, Kreislaufwirtschaft & Energie, der Fachverband Biogas und das Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk (Theen) erstellten die Studie 2018 gemeinsam im Auftrag der Ohra Energie.

Die Tankstelle als alternativer Vertriebsweg für Biogas nach dem EEG

In Thüringen gibt es gut 270 Biogasanlagen. Viele stehen kurz vor dem Ende der EEG-Förderung. Sie brauchen für den Weiterbetrieb eine neue wirtschaftliche Grundlage. Gelingt das nicht, drohe der Rückbau funktionsfähiger Anlagen.

Für den Weiterbetrieb biete es sich an, das Biogas als Kraftstoff zu nutzen. Im Zuge des Ausbaus der CNG- und LNG-Mobilität könnte die Biogasvermarktung konkurrenzfähig stattfinden, befindet die Studie. Die Betriebshoftankstelle bei Ohra Energie soll das demonstrieren.

Die Bereitstellung von Kraftstoff (CNG) aus Biogas aus bestehenden Biogasanlagen habe relativ günstige Rahmenbedingungen. Eine Tankstelle für aufbereitetes Biogas sei technisch und wirtschaftlich an günstigen Standorten realisierbar, heißt es bei Theen. Allerdings gebe es für die Biogasaufbereitung noch keine Serienanlage. Es sei also ein neues Konzept nötig, auch für Lieferung und Service. Um die Verfügbarkeit des Kraftstoffs sicherzustellen, brauche man auch einen Anschluss an das Erdgasnetz. Kunden könnten sich zudem bei Bedarf über bereits vorhandenen CNG-Tankstellen in Thüringen versorgen.

Serientechnologie und politischer Support nötig

Damit das Modell zum Erfolg werde, brauche es einerseits eine ausgereifte Serientechnologie für die Kette von der Biogasanlage über die Gasaufbereitung bis hin zur Tankstelle. Doch auch politische Rahmenbedingungen seien wichtig. Im Rahmen des Projekts führe man nun an verschiedenen Pilotstandorten in Thüringen Verhandlungen.

Die Anlage bei Ohra stammt von dem lettischen Start-Up Hygen. Sie wurde in Abstimmung mit dem TÜV Thüringen installiert. Das Schnellbetankungssystem von Hygen lässt sich an das reguläre Gasnetz anschließen. So kann man dezentral Gas aus dem Netz tanken, ebenso wie Elektroautos Strom tanken können. Ohra vertreibt über die Anlage aufbereitetes und auf 200 bar verdichtetes Biogas.

Nun will Ohra Energie Erfahrungen sammeln. Ziel ist es, in den nächsten Jahren Biogas-Tankstellen auf den Betriebshöfen von Firmen zu errichten, die CNG-Flotten betreiben.

„Bio-CNG ist ein guter alternativer Kraftstoff um Emissionen im Verkehrssektor zu senken. In Thüringen ist hier infrastrukturell noch Luft nach oben. Die Pilotanlage der Ohra Energie zeigt die einfache Nutzbarkeit von regional erzeugtem Biogas als Kraftstoff und die Mehrwerte für Flottenbetreiber“, sagt Theen-Geschäftsführerin Jana Liebe.

Zurzeit gebe es in Deutschland mehr als 800 CNG-Tankstellen, von denen etwa 60 Prozent Bio-CNG anbieten würden. In Thüringen gebe es etwa 28 CNG-Tankstellen. Voraussichtlich im Herbst 2022 werde mit der im RUM-Projekt geplanten Biogastankstelle in Frohndorf eine weitere hinzukommen.

Auch Biogas-LNG für LKW ist denkbar

Ohra Energie wirbt dafür, Biogas als preiswerten und umweltfreundlichen Kraftstoff in Form von CNG oder LNG stärker zu berücksichtigen. Für den Ausbau von Biogasbetankungsanlagen, gerade im kleinen Maßstab, brauche es vereinfachte Genehmigungsverfahren weitere Akteure.

Prof. Frank Scholwin, Inhaber des Instituts für Biogas, Kreislaufwirtschaft & Energie und Vertreter des Fachverbands Biogas, hat auch LKW mit LNG-Antrieb im Blick. Gerade der Schwerlastverkehr würde von Diesel auf Gas in Form von CNG und LNG umsteigen. Dieses würde künftig vollständig aus Biogas gewonnen werden. Ein Bio-LNG-LKW emittiere 90 Prozent weniger CO2 als ein Diesel-LKW, sagt Scholwin. Das habe auch finanzielle Vorteile, da Biogas steuerbegünstigt sowie von der CO2– Abgabe befreit sei.

8.9.2021 | Quelle: Ohra Energie, Theen | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

https://www.theen-ev.de/de/rum-regional-umweltfreundlich-mobil.html

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