Schweiz: Kaum Solarstrom im Standard-Strommix

Photovoltaik-Fassade an Mehrfamilienhaus - Solarstrom in der Schweiz kommt nur wenig im Strommix vor.Foto: Marcel Rickli
Der Stromversorger Energie Opfikon hat mit 25 Prozent den höchsten Solarstrom-Anteil in der Schweiz - zum Beispiel aus diesem Projekt von Stiftung Umwelt Arena Schweiz und René Schmid Architekten.
Der Schweizer Solarverband Swissolar und die Vergleichsplattform Mynewenergy fordern einen höheren Solaranteil in den Standardprodukten der Energieversorger. Derzeit liege dieser nur bei 1,85 Prozent.

Die Photovoltaik trägt in der Schweiz rund fünf Prozent zum Strommix bei. Diesen Anteil halten Swissolar und Mynewenergy auch für die Standardprodukte für angemessen. Er sollte zudem steigen, wenn in der Schweiz mehr Solarstrom zur Verfügung stehe. Der Standard-Strommix sei deshalb so wichtig, weil die meisten Kunden nicht gezielt Ökostromprodukte auswählen würden.

Der Anteil an Solarstrom schwankt zwischen den rund 600 Versorgern in der Schweiz. Mynewenergy hat Produkte von 211 Energieversorgern ausgewertet. Davon enthielten 117 – also über die Hälfte – gar keinen Solarstrom. Bei den 94 Versorgern mit Solarstrom im Standardprodukt liege dessen Anteil bei rund 4%. Spitzenreiter sei Energie Opfikon mit 25% Solarenergie. Auch einige große Versorger hätten einen hohen Solarstromanteil. Zu diesen gehörten die AEW Energie AG mit 15%, Groupe E mit 6,1% und ewb mit 8%.

Manche Photovoltaik-Betreiber können Solarstrom nur schwer verkaufen

Wenn die Energieversorger eine Mindestmenge an Solarstrom abnähmen, würden sie damit den Bau neuer PV-Anlagen fördern. Die Kosten würden sich auf viele Kunden verteilen, sodass die Preise niedrig blieben. Derzeit könnten viele Photovoltaik-Betreiber ihren Solarstrom in der Schweiz nicht verkaufen, da zu wenige Kunden gezielt Grünstrom beziehen würden, erklärt David Stickelberger, Geschäftsleiter von Swissolar. „Die Energieversorger sollten ihren Käufern von Standardprodukten mindestens so viel Solarstrom verkaufen, wie ohnehin im Netz ist“, sagt er. Das wären aktuell rund 5 Prozent, wenn man die Anlagen berücksichtigt, die eine Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) erhalten. Mit dem Ausbau der Solarenergie müsste auch der Anteil im Standardstrommix wachsen. Derzeit verzeichnen alle PV-Segmente Zuwächse in der Schweiz.

Wichtig sei dabei, dass die Zertifikate ausschließlich aus Schweizer Solaranlagen stammen würden. Allein um die Atomkraftwerke zu ersetzen, bräuchte die Schweiz 20 TWh Solarstrom, sagt Stickelberger. Zusätzlich fördere der Solarausbau auch das lokale Gewerbe. Dadurch trage er doppelt zum Schweizer Wohlstand bei.

Voreinstellungen beim Stromtarif führen in die falsche Richtung

Viele Energieversorger böten den Solarstrom nur in speziellen Grünstromprodukten an. Einige davon hätten sehr hohen Solar-Anteile und ein erfolgreiches Marketing. Der Großteil der Kunden widme dem Strombezug jedoch wenig Aufmerksamkeit. Ein Wechsel erfordere Zeit und Wissen, und der Strom sei ein eher kleiner Posten in den Haushaltsausgaben. So würden die meisten Kunden bei der Standardoption bleiben.

Dabei seien die meisten Stromkunden dem Solarstrom gegenüber sehr positiv eingestellt. Christina Marchand, Geschäftsleiterin von Mynewenergy, begrüßt es daher, dass engagierte Konsumenten freiwillig mehr Solarstrom beziehen können. „Aber noch besser ist, wenn Kunden im Sinne des Nudging automatisch das optimale Produkt erhalten“, sagt sie. „Nudging“ bedeutet: Die gesetzten Voreinstellungen führen den Kunden zu einem bestimmten Produkt. Aktuell würden die Kunden dadurch im negativen Sinne bevormundet. Sie erhielten automatisch einen Strommix, der nicht den Schweizer Ausbauplänen entspreche.

Den Strommix der verschiedenen Anbieter in der Schweiz können Interessierte Kunden auf Stromlandschaft.ch oder bei mynewenergy.ch einsehen.

9.9.2021 | Quelle: Swissolar | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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