BDEW: Stromnetze müssen 2030 ein Fünftel mehr Energie transportieren

Zu sehen ist ein Arbeiter, der auf einen Strommast einer Hochspannungsleitung klettert. Die Bundesnetzagentur setzt die Eigenkapitalkosten für Strom- und Gasnetzbetreiber fest.Foto: EnBW
Investitionsfreundliche Rahmenbedingungen sind laut BDEW unverzichtbar für den dringend erforderlichen Netzaus- und Umbau.
Mit seiner „Zahl der Woche“ weist der BDEW darauf hin, dass Netze künftig mehr Strom transportieren müssen – und fordert günstige Investitionsbedingungen für Betreiber.

Mit Fortschreiten der Energiewende würden auch die Anforderungen an die Netze steigen. Schon im Jahr 2030 werde voraussichtlich rund 20 Prozent mehr Strom durch die Leitungen fließen als heute. Das erklärt der Verband der Elektrizitäts- und Wasserwirtschaft (BDEW). Deshalb seien Investitionen in die Stromnetze und gute Bedingungen für ebendiese nötig, so der BDEW.

Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Die Verzinsung für Investitionen in Stromnetze in der nächsten Regulierungsperiode wird gerade neu festgelegt. Verbraucherschützer, der Ökostromversorger Lichtblick und der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) haben die von der Bundesnetzagentur vorgeschlagenen Zinsen kritisiert. Sie seien deutlich zu hoch und „Milliardengeschenke an die Netzbetreiber“. Diese Aussage haben sie vor einigen Tagen mit einem Gutachten hinterlegt.

Elektrifizierung und dezentrale Einspeisung fordern die Stromnetze  

Um die Klimaschutzziele 2030 zu erreichen, sind laut BDEW-Berechnungen rund 15 Millionen Elektro-Fahrzeuge, 15 Gigawatt Elektrolysekapazität zur Produktion von Wasserstoff und mehrere Millionen Wärmepumpen in Deutschland notwendig. Der Stromverbrauch würde so bis 2030 auf rund 700 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) jährlich steigen. Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr 2019 betrug der Stromverbrauch 567,6 Mrd. kWh, im Jahr 2020 waren es 545,3 Mrd. kWh. Gleichzeitig würden künftig Millionen neuer Solar- und Windenergieanlagen ihren Strom dezentral ins Netz einspeisen. Die Stromnetze müssten in der Energiewende also mehr leisten, so der BDEW.

BDEW fürchtet schlechteres Investitionsklima

Angesichts der steigenden Herausforderungen seien Investitionen in die Netzinfrastruktur dringend notwendig und würden die Energiewende erst möglich machen, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Doch anstatt Investitionen in die Netze im Sinne der Klimaziele zu fördern, droht in den kommenden Jahren eine empfindliche Verschlechterung des Investitionsklimas“, so Andreae. Die Bundesnetzagentur plant, die Mindestverzinsung für die Netzbetreiber im Zusammenhang mit der allgemeinen Niedrigzinsphase zu senken.

Auch der Beirat der Bundesnetzagentur betone zu Recht, dass investitionsfreundliche Rahmenbedingungen unverzichtbar für den Aus- und Umbau der Netze seien. „Die Bundesnetzagentur sollte dies in ihrer für den Herbst dieses Jahres angekündigten Festlegung der Eigenkapitalverzinsung berücksichtigen und ihre bestehenden Bewertungsspielräume nutzen“, sagt Andreae.

Die Nutzung des Bewertungsspielraumes hatten Lichtblick, Verbraucherschützer und bne auch gefordert – allerdings in die andere Richtung.

10.9.2021 | Quelle: BDEW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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