EE-Verbände: Keine neuen Ölheizungen im Überschwemmungsgebiet

Luftbild eines Dorfes mit Hochwasser.Foto: mb67 / stock.adobe.com
Die Wiederaufbauhilfe für Betroffene der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen startet. Von den 30 Milliarden Euro, die der Bund freigegeben hat, stehen 12,3 Milliarden Euro für Nordrhein-Westfalen bereit.

Betroffene können ab Freitag Anträge stellen. Die entsprechende Förderrichtlinie der Landesregierung ist seit dem heutigen Montag öffentlich. Dass dabei auch neue Gas- und sogar Ölheizungen im Überschwemmungsgebiet gefördert werden sollen, stößt auf Kritik.

Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) und den Landesverband Erneuerbare Energie Rheinland-Pfalz/Saarland (LEE RLP/SL) finden es überhaupt nicht nachvollziehbar, dass man zerstörte Heizungen nun durch neue Öl- und Gasheizungen ersetzen wolle. „Beim Wiederaufbau dieser massiv betroffenen Regionen dürfen die Verantwortlichen nicht auf klimaschädliche Instrumente der Vergangenheit setzen“, betonen Christoph Zeis, Vorsitzender des LEE Rheinland-Pfalz und Thomas Griese, stellvertretender Vorsitzender des LEE NRW. Der Wiederaufbau müsse sich vielmehr komplett am ökologischen Hochwasserwasserschutz und an klimagerechten Heizsystemen orientieren.

Durch die Hochwasserwasserkatastrophe leckgeschlagene Öltanks hätten massive Schäden an Umwelt und Gebäuden verursacht, die so teilweise unbewohnbar geworden seien. Das Gebäudeenergiegesetz verbietet neue Ölheizungen ab 2026. Im Überschwemmungsgebiet sind Ölheizungen ebenfalls seit 2018 gesetzlich stark eingeschränkt.

Neue Gasnetze aus Klimaschutzgründen schon heute überholt

Es mache aus Klimaschutzgründen auch keinen Sinn mehr, neue Gasnetze zu verlegen, so die Verbände. Sie werben dafür, dass in den betroffenen Regionen Wärmepumpen oder dezentrale Nahwärmekonzepte auf der Basis Erneuerbarer Energien und Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zum Einsatz kommen. Die Nahwämezentralen sollten an hochwassersicheren Standorten errichtet werden. So würde man bei einer späteren Flut Schäden durch Heizöl vermeiden.

Zeis betont auch die lokale Wertschöpfung: „Die jeweiligen Stadtwerke in der Region können die Nahwärmenetze planen, später betreiben und bei Bedarf flexibel erweitern, sodass sie im zukünftigen Energiesystem mittels KWK-, Power-to-Heat- und Wärmepumpen-Anlage auch Ausgleichsfunktionen positiver wie negativer Residuallasten übernehmen können.“

Noch in diesem Monat solle es eine zweite Zukunftskonferenz für das Ahrtal geben. Der stellvertretende Landrat des Kreises Ahrweiler, Horst Gies, hatte im Vorfeld von einem nachhaltigen und zukunftsfesten Wiederaufbau ohne Denkverbote gesprochen.

Die Verbände betonen, man nehme die Verantwortlichen beim Wort. Es könne nicht sein, dass mit öffentlichen Geldern demnächst Gasleitungen oder Öltanks gebaut werden sollen, die überhaupt keine Antwort auf die für die Flutkatastrophe Mitte Juli verantwortliche Klimakrise seien.

Nicht alle im Überschwemmungsgebiet werden vor dem Winter reguläre Heizungen haben

Auch die Energieagentur Rheinland-Pfalz wirbt für einen Aufbau mit regenerativen Energien. Sie rechnet zugleich damit, dass nicht alle Haushalte bis zum Winter eine reguläre Heizung haben werden. Grund seien Lieferengpässe und Fachkräftemangel.

Übrigens sind auch Erneuerbare-Energien-Anlagen nicht zwangsläufig hochwassersicher. Batterie- und Wechselrichterhersteller warnten davor, unter Wasser stehende Technikräume zu betreten und veröffentlichten weitere Sicherheitshinweise.

13.9.2021 | Quelle: LEE NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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