© Andreas Zajc - zajc.at
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Sachsen schaltet sich ab: Einbruch bei Windenergie gefährdet Industriestandort

Keinen neuen Windkraftanlagen, trotz der Verpflichtung zum Ausbau erneuerbarer Energien

Leipzig - Während die Autoindustrie und andere Branchen in Sachsen dringend auf klimaneutrale Energie angewiesen sind, baut Sachsen die Windenergie ab. Sachsen ist das einzige deutsche Bundesland, in dem im ersten Halbjahr 2021 noch keine einzige neue Windenergieanlage errichtet wurde, gleichzeitig wurden zwölf Anlagen abgebaut. Dabei sieht der Koalitionsvertrag des Landes vor, dass bis 2024 über 200 neue Windenergieanlagen in Sachsen in Betrieb gehen müssen.

„Sachsen gefährdet mit dem Abbau der Erneuerbaren Energien nicht nur die verbindlichen Klimaziele, sondern auch die Zukunft des Landes als Industriestandort“, sagt Martin Maslaton, Vorstand des Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) Sachsen und Fachanwalt für Erneuerbare Energien. Im ersten Halbjahr 2021 wurde in Sachsen keine neue Windenergieanlage gebaut, gleichzeitig wurden zwölf alte Anlagen mit einer Leistung von insgesamt sechs Megawatt demontiert.

Dieser Negativ-Ausbau hat auch mit dazu beigetragen, dass Vestas das benachbarte Werk in der Lausitz schließen will und rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kündigt. „Die Hersteller von Windenergieanlagen bauen ihre Werke dort aus, wo die Anlagen zum Einsatz kommen. Sachsen trägt mit seiner faktischen Null-Windkraft Politik aktiv dazu bei, dass solche Standorte in Deutschland dicht machen“, so Maslaton.

Industrie braucht dringend grünen Strom

Der Schaden für Wirtschaft und Arbeitsplätze gehe aber noch weit darüber hinaus. „Die Regierung in Sachsen muss endlich verstehen, was das neue Paradigma der ‚Klimaneutralität‘ bedeutet“, fährt Maslaton fort. Alle großen Unternehmen aus den in Sachsen wichtigen Branchen Automobilbau, Metallbau und chemische Industrie hätten ehrgeizige Klimaziele veröffentlicht. „Die CO2-Bilanz von Firmen wie VW, BMW, Siemens oder Infineon hängt vor allem an der Klimabilanz ihres Energieverbrauchs. Um klimaneutral zu werden, müssen sämtliche Produktionsprozesse in den kommenden Jahren auf klimaneutral erzeugten Strom umgestellt werden. Wenn Sachsen keinen grünen Strom bereitstellen kann, verliert es zunehmend an Attraktivität“, so Maslaton.

Der BWE Sachsen warnt seit Jahren vor der dramatischen Entwicklung. Die Landesregierung schaffe es nicht, den Strukturwandel in den Kohlerevieren für den Aufbau einer „grünen“ Zukunftsindustrie zu nutzen. Der BWE Sachsen fordert von der Landesregierung, dass sie die Blockade beim Ausbau der Windenergie aufgibt und die Ausweisung von Flächen ermöglicht.

Das gilt umso mehr, als dass sich die sächsische Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag zum konsequenten Ausbau Erneuerbarer Energien verpflichtet hat. Will das Land die im Koalitionsvertrag festgelegten Ausbauziele für Erneuerbare Energien erfüllen, dann müssen in Sachsen bis 2024 über 200 neue Windenergieanlagen ihren Betrieb aufnehmen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /