Strommix in Deutschland 2021: Wetter drückt die Ökostrom-Erzeugung

Säulendiagramm zeigt Erneuerbare Energien und fossile Energien im Strommix in Deutschland bis 2021.Grafik: Fraunhofer ISE
Im Gesamttrend steigt der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix - doch 2021 ging er zurück.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat die Jahresauswertung zur Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2021 vorgelegt. Der Ökostromanteil fiel dieses Jahr wetterbedingt geringer aus als 2020.

Der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix ist 2021 laut Fraunhofer ISE auf 45,7 Prozent gesunken. Im Vorjahr waren es 50 Prozent. Dabei betrachtet das Institut die Nettostrommerzeugung – also den Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt.

Windstrom bleibt 2021 die Nummer eins in Deutschland – vor Kohle, Atomstrom und Gas

Die Windkraft war mit einem Anteil von 23,1 Prozent und einer Stromerzeugung von rund 113,5 TWh auch 2021 wieder die wichtigste Energiequelle. Im Vergleich zu 2020 (132 TWh) waren es aber 12 Prozent weniger. Dabei ist zu beachten, dass 2020 ein besonders gutes „Windjahr“ war.

Auf den weiteren Plätzen folgten Braunkohle, Kernenergie, Gas, Solar, Steinkohle, Biomasse und Wasserkraft. In neun Monaten übertraf die Windstromproduktion die Erzeugung aus Braunkohle und in allen zwölf Monaten lag die Windenergie vor Steinkohle und vor Gas.

Der Anteil der Onshore-Windstromproduktion betrug ca. 89,5 TWh. Offshore-Windparks lieferten ca. 24 TWh. Davon stammt der Löwenanteil von der Nordsee (18,5 TWh). Der Zubau von Windenergie an Land war gering, auf See entstanden gar keine neuen Windparks.

Photovoltaik im Sommer stärker als Gas und Steinkohle

Die deutschen Photovoltaikanlagen erzeugten 2021 etwa 48,4 TWh. Davon flossen ca. 44,6 TWh ins öffentliche Netz, 3,8 TWh wurden direkt vor Ort verbraucht. Der Zubau von 4,9 Gigawatt erhöhte die installierte Leistung auf ca. 58,6 Gigawatt (Stand November).

Von März bis August war die monatliche Stromerzeugung von Photovoltaik-Anlagen höher als die von Steinkohlekraftwerken. Im Vergleich zu Gaskraftwerken lieferte die Sonne von April bis Oktober mehr Strom.

Gemeinsam produzierten Solar- und Windenergieanlagen im Jahr 2021 ca. 162 TWh. Das sind ca. 15 TWh weniger als 2020. Für beide Technologien war 2021 ein unterdurchschnittliches Jahr.

Die Wasserkraft trug 19,4 TWh zur Stromerzeugung bei (2020: 18,2 TWh). Die Biomasse lag mit 43 TWh leicht über dem Wert des Vorjahres. Die installierte Leistung hat sich dabei kaum verändert.

In Summe produzierten die erneuerbaren Energiequellen im Jahr 2021 ca. 225 TWh und damit etwa 6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres (240 TWh). Ihr Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung sank auf 45,7 Prozent (2020: 50 Prozent).

Die in diesen Zahlen vom Fraunhofer ISE dargestellte Nettostromerzeugung beinhaltet neben der öffentlichen Nettostromerzeugung auch die Eigenerzeugung von Industrie- und Gewerbebetrieben. Diese erfolgt hauptsächlich mit Gas.

Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der gesamten Bruttostromerzeugung einschließlich der Kraftwerke der „Betriebe im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“ liegt gemäß den Berechnungen der AG Energiebilanzen bei ca. 41,8 Prozent.

Mehr Kohle und Kernenergie im Strommix – und weniger Gas

Die Nettostromerzeugung aus Kernkraft lag mit 65,4 TWh etwa 7 Prozent über dem Niveau des Vorjahres (60,9 TWh). Grund für die geringere Erzeugung im Jahr 2020 waren längere Betriebsunterbrechungen von Gundremmingen C. Außerdem wurden bei den Kernkraftwerken Brokdorf und Gundremmingen C wegen der bevorstehenden Abschaltung die Brennelemente nicht mehr gewechselt. Die sonst übliche Unterbrechung fiel also weg.

Braunkohlekraftwerke steigerten ihre Produktion auf 99 TWh netto. Das sind ca. 17 TWh mehr als 2020. Damals schlug Corona mit einem Einbruch zu Buche. Im Vergleich zu 2019 ist die Stromproduktion aus Braunkohle um 3 TWh gesunken.

Die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken betrug 46,4 TWh und war damit um 11 TWh höher als im Jahr 2020. Als Grund hierfür nennt das Fraunhofer ISE die hohen Gaspreise Ende 2021. Diese führten zu einem Brennstoffwechsel (fuel shift) von Gas zu Steinkohle.

Gaskraftwerke lagen mit einer Nettostromproduktion von ca. 51 TWh unter dem Vorjahresniveau (57 TWh). Neben den Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung gibt es auch Gaskraftwerke im Bergbau und im verarbeitenden Gewerbe zur Eigenstromversorgung. Diese produzierten zusätzlich ca. 35 TWh für den industriellen Eigenbedarf, der in diesen Zahlen nicht enthalten ist.

Hoher Verbrauch und hohe Preise an der Strombörse

Die Last stieg 2021 um 29 TWh auf 504 TWh. Damit lag sie auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um 19 TWh höher. Diese umfasst den Stromverbrauch und die Netzverluste. Nicht enthalten sind Pumpstromverbrauch und der Eigenverbrauch der konventionellen Kraftwerke.

Drastisch stiegen die Preise an der Strombörse. Der durchschnittliche volumengewichtete Day-Ahead-Börsenstrompreis lag bei 93,35 €/MWh. Das ist mehr als das Dreifache von 2020 (29,52 €/MWh) und das 2,5-fache von 2019 (36,64 €/MWh). Das Handelsvolumen lag 2021 bei 196 TWh.

Der durchschnittliche volumengewichtete Intraday Stundenpreis betrug 99,20 €/MWh nach 32,53 €/MWh in 2020 und 38,49 €/MWh in 2019. Das Handelsvolumen betrug 46 TWh.

Exportüberschuss bleibt etwa gleich

Der Exportüberschuss (physikalische Flüsse) betrug 2021 etwa 19 TWh und lag damit etwa auf dem Vorjahresniveau. Der Großteil der Exporte floss in die Schweiz (12,6 TWh), gefolgt von Polen (8,4 TWh), Österreich (7,5 TWh) und Luxemburg (3,1 TWh).

Deutschland importierte 5,6 TWh aus Frankreich. Die physikalischen Stromflüsse liefern keine Auskunft darüber, ob der Strom tatsächlich im Land verbraucht wurde, oder ob er an Nachbarländer weitergeleitet wurde.

Beim geplanten Stromhandel ergibt sich ein anderes Bild. Hier zeigen sich Exporte nach Österreich (18,5 TWh), Frankreich (6,5 TWh), Luxemburg (3,9 TWh), Schweiz (1,8 TWh) und Niederlande (1,6 TWh). Importe erfolgen aus Dänemark (9 TWh), Norwegen (3,2 TWh), Schweden (2 TWh) und Polen (1,8 TWh).

Datengrundlage für die erste Auswertung: Strombörse und Statistisches Bundesamt

Diese erste Version der Jahresauswertung vom 3.1.2022 berücksichtigt alle Stromerzeugungsdaten der Leipziger Strombörse EEX bis einschließlich 31. Dezember 2021.

Zusätzlich nutzte das Fraunhofer ISE – soweit schon verfügbar – die Monatsdaten des Statistischen Bundesamtes (Destatis), um die Stundenwerte der EEX energetisch zu korrigieren. Dabei liegen die Daten zur Elektrizitätserzeugung bis einschließlich September 2021 und die Monatsdaten zu Im- und Export von Elektrizität bis einschließlich Oktober 2021 vor. Für die restlichen Monate schätzte das Fraunhofer ISE die Korrekturfaktoren auf Basis der vorigen Jahre.

Zugrunde liegen die Daten zur deutschen Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung. Die Differenz zwischen Bruttostromerzeugung und Eigenverbrauch eines Kraftwerks ist die Nettostromerzeugung, die in das Netz eingespeist wird. Diese Nettogrößen sind auch die Grundlage für Stromhandel, die Netzberechnung, Netzauslastung, Kraftwerkseinsatzplanung und andere Angaben in der Stromwirtschaft.

Stündlich aktuelle Daten bietet die Seite Energy Charts: https://www.energy-charts.info

04.01.2022 | Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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