Statt Kohle: Solarstrom für die Lausitz

Blick über einen künstlichen Binnensee mit Kohle-Kühltürmen am Horizont sowie WindkraftanlagenFoto: Oliver Ristau
Auf dem Cottbuser Ostsee soll künftig eine große schwimmende PV-Anlage grünen Strom erzeugen. Noch sind für die Elektrizität in der Lausitz vor allem die Kohlekraftwerke der Leag verantwortlich.
Mit dem Ausstieg aus der Kohleförderung soll die Lausitz künftig eine grüne Vorzeigeregion werden. Stromerzeuger LEAG will künftig statt 8 Gigawatt (GW) Kohle 12 GW Solar- und Windenergie unterhalten.

Gute Perspektiven für Solarstrom in der Lausitz. Denn wegen des geplanten Kohleausstiegs muss sich der Braunkohlekonzern Leag zum Erzeuger von grüner Energie mausern. So plant das Unternehmen langfristig Solar- und Windenergiekraftwerke mit 12 Gigawatt (GW) Leistung. Das kündigte Vorstandschef Thorsten Kramer unlängst an. 12 GW wäre eine höhere installierte Leistung, als die 8 GW, die das Unternehmen aktuell noch an Kohlekraftwerken unterhält.

Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Bisher liegen die eigenen erneuerbaren Energiekapazitäten der Leag erst im Megawatt-Bereich. Und noch ist die Kohlestromerzeugung für Deutschland essentiell. Die Leag-Kraftwerke liefern rund acht Prozent des deutschen Stroms.

Das wird sich nach heutiger Rechtslage definitiv ändern. Denn das Kohleausstiegsgesetz von 2020 schreibt der Lausitz vor, bis 2038 aus der Kohleverstromung auszusteigen. Im Gegenzug fließen allerdings Milliarden Euro an öffentlicher Strukturförderhilfe in die Region.

Leag: Kohleausstieg ist kein Schreckensszenario

Für die Leag ist das Ausstiegs- kein Schreckensszenario. Denn weil erneuerbare Energien wettbewerbsfähig geworden sind, frage die Industrie immer stärker nach grünem Strom, so Konzernkommunikationschef Wolfgang Rolland. „Der Bau erneuerbarer Kapazitäten ist ein Mittel, um neue Industrien in der Lausitz zur Ansiedlung zu bewegen“. Somit könnte das neu entstehende Bahnwerk für die Wartung des ICE 4 in Cottbus künftig zum Grünstromkunden werden. „Weitere Industrien werden folgen“, sagt er. Etwa als Zulieferer für das neue Tesla-Werk in Grünheide. Ein weiterer Vorteil: das auf hohe Einspeisung ausgelegte Stromnetz.

Und die Planungen für die ersten zwei Gigawatt an regenerativer Leistung laufen bereits. Dazu zählt der Bau einer 21 MW starken schwimmenden Solaranlage (Floating PV) auf dem Cottbuser Ostsee. Der 1900 Hektar große Binnensee wird aktuell durch Spree- und Grundwasser geflutet. Mitte des Jahrzehnts soll er fertig sein. Er befindet sich auf einem ehemaligen Tagebaugelände und könnte Vorbild für die noch aktiven Förderfelder der LEAG werden, die in den kommenden Jahren stillgelegt werden. Die Floating-PV-Anlage soll ferner gemeinsam mit anderen grünen Quellen ein neues Hafenquartier mit Strom versorgen.

Die Leag ist nicht der einzige Akteur, der Kohlestandorte zu Orten regenerativer Energien macht. Auch die 6700 Einwohner zählende Gemeinde Schipkau spielt dabei mit. Auf der Hochkippe eines Tagebaus, der bis zur Wiedervereinigung Braunkohle lieferte, baut die ehemalige Bergbaukommune in Kooperation mit dem Projektentwickler GP Joule neben einen existierenden Windpark einen 300 Megawatt (MW) starken Solarpark.

Solar, Wasserstoff und Höhenwindrad

„Es geht uns nicht nur um die regenerative Stromerzeugung“, erzählt die Gemeinderatsvorsitzende Petra Quittel. „Wir wollen auch grünen Wasserstoff produzieren und bauen noch ein neuartiges Höhenwindkraftrad dazu.“ Das soll die regenerative Stromerzeugung verstetigen und mehr Wertschöpfung und Arbeitsplätze in den früheren Tagebau bringen. Die Ansiedlung eines Datenzentrums ist bereits geplant.

Für die Kommune lohnt sich das finanziell: 50 Prozent der Gewerbeeinnahmen stammen aus erneuerbaren Energien. Und auch die Bürger freuen sich: Sie erhalten alle zwei Jahre eine Ausschüttung von 80 Euro aus den Bürgerenergieparks. Schöner Nebeneffekt der lokalen Energiewende: Seit wenigen Jahren wachsen auch die Einwohnerzahlen in Schipkau wieder.

22.6.2022 | Autor: Oliver Ristau
© Solarthemen Media GmbH

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