© GLOBAL 2000 / U2 Sperre wegen Bau von Stadtstraße
© GLOBAL 2000 / U2 Sperre wegen Bau von Stadtstraße

Umweltorganisationen und Wissenschaft kritisieren Beeinträchtigungen durch Ausbau der Stadtstraße

Wochenlange Einschränkung der Öffis (U2 und S80) wegen Arbeiten zum klimaschädlichen Projekt der Stadtstraße

Seit dem 01. Juli um 22 Uhr werden Teile der U2 gesperrt - und das für den Bau der Stadtstraße. Die Umweltschutzorganisationen GLOBAL 2000 und der Verein VIRUS, als auch die Verkehrsexpert:innen Barbara Laa und Ulrich Leth kritisieren das Vorgehen der Stadt Wien: "Die rückschrittlichen Pläne der Stadtstraße lösen bei uns noch immer Fragezeichen aus. Die Stadt Wien hält stur daran fest, eine Anbindung zu bauen, die nur auf Autos ausgelegt ist. Jetzt wird auch noch die Verbindung der U2 für alle, die aus Aspern raus oder rein wollen, über den Sommer gestrichen. Uns stellt sich die Frage, wie Wien eine Klimamusterstadt werden soll, wenn sich der "Wiener Weg" scheinbar nur mit dem Auto gut beschreiten lässt."

Mit der Absage des Lobau-Tunnels wurde ein erster wichtiger Meilenstein erreicht. Doch die geplante Stadtstraße wird weiterhin gebaut. Aber auch jetzt schon werden Öffi-Fahrer:innen wieder einmal in den Schatten gestellt und müssen Einschränkungen in Kauf nehmen. In den nächsten Monaten fallen erst die U2 und zeitweise auch die S80 wegen den geplanten Arbeiten aus. "Es kann nicht sein, dass Menschen, die Öffis, Rad- und Fußwege benutzen, also insbesondere Kinder, Frauen, ältere Menschen, immer an letzte Stelle gestellt werden. Die Stadt Wien setzt damit ein völlig falsches Zeichen. Mehr teure Autostraßen führen nur zu noch mehr Autoverkehr. Dabei könnten wir die bis zu 690 Mio. Euro gerade viel dringender für Klimaschutzmaßnahmen, die allen zugute kommen, gebrauchen. Wir fordern Bürgermeister Michael Ludwig auf, dass er Ressourcen endlich richtig investiert, um den klimaschädlichen Autoverkehr - wie eigentlich von der Stadt Wien geplant - zu reduzieren. Gute Alternativen durch öffentliche Verkehrsmittel, Rad- und Fußwege sollten ausgebaut werden", fordert Agnes Zauner, Geschäftsführerin von GLOBAL 2000.

"Man muss sich das einmal vorstellen, im Gegensatz zu diesen Anforderungen sollen mit der relativ neuen U2 und der frisch ausgebauten Ostbahn, die im 3. Quartal auch noch gesperrt werden soll, gleich zwei aufwändig ausgebaute klimafreundliche Verkehrsverbindungen teilweise abgerissen werden und das in der Donaustadt, Wiens Schlusslicht bei der Versorgung mit öffentlichem Verkehr. Dies ist das Ergebnis schwerer Planungsfehler, die das Stadtstraßenprojekt seit langem begleiten", kritisiert Wolfgang Rehm, Sprecher der Umweltorganisation VIRUS, die das Projekt vor Kurzem zum Höchstgericht gebracht hat.

Doppelbelastung durch hohe Preise und fehlende Alternativen "Nicht nur, dass die Stadt Wien die Fertigstellung der "Stadtstraße" zur Bedingung für die Verlängerung der Straßenbahn durch den Ortskern Aspern in die Seestadt gemacht hat, jetzt kappt sie sogar die wichtigste bestehende Öffi-Verbindung dorthin für den Bau der vierstreifigen, so gar nicht stadtverträglichen Straße", kritisieren die Verkehrswissenschafter:innen Barbara Laa und Ulrich Leth die Vorgehensweise der Stadt Wien. Statt den Bewohner:innen und Besucher:innen des Smart City Vorzeigeprojekts Seestadt Aspern mehr und bessere Alternativen anzubieten, wird in Zeiten von Klimakrise und hohen Treibstoffpreisen die Autoabhängigkeit mutwillig verstärkt.

Besonders die Energiekrise und steigende Benzinpreise heben erneut hervor wie rückschrittlich das Projekt um die Stadtstraße ist und wie essentiell öffentliche Verkehrsmittel sind. Durch die Teuerung wird für viele Menschen das Autofahren unbezahlbar. Nicht zuletzt trägt die Fokussierung auf das Auto als zentrales Verkehrsmittel zu einer weiterhin hohen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bei. Die öffentlichen Verkehrsmittel werden dadurch noch wichtiger für die Fortbewegung innerhalb der Stadt. Die Einschränkung dieser zum Ausbau einer klimaschädlichen Stadtstraße steht im Gegensatz dazu und wirkt rückschrittlich.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /