Studie zu Importoptionen für Wasserstoff vorgelegt

ESYS-Fachleute zeigen in einer Analyse die Transportoptionen für den Wasserstoffimport sowie ihre Vor- und Nachteile auf.Foto: alexyz3d / stock.adobe.com
ESYS-Fachleute zeigen in einer Analyse Transportoptionen für Wasserstoff sowie ihre Vor- und Nachteile auf und beschreiben Hemmnisse und Herausforderungen für den Aufbau von Transportketten und Wasserstoffkooperationen.

Einige Szenarien sehen für 2030 einen inländischen Bedarf an Wasserstoff und dessen Syntheseprodukten von rund 45 bis 110 Terawattstunden, der bis 2045 auf etwa 400 bis 700 Terawattstunden steigen wird. Diese Mengen kann Deutschland laut Ansicht der Expert:innen kaum selbst herstellen. Somit ist man auf einen ergänzenden Wasserstoffimport aus der EU und voraussichtlich auch aus Nicht-EU-Ländern angewiesen. Doch woher soll der benötigte Wasserstoff kommen? Und wie viel wird dieser Transport kosten?

Eine Arbeitsgruppe von Energiesysteme der Zukunft (ESYS) – einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten gemeinsamen Initiative von Acatech, Leopoldina und Akademienunion – hat sich mit diesen Fragen beschäftigt. Die Analyse „Optionen für den Import von grünem Wasserstoff nach Deutschland bis zum Jahr 2030“ soll aufzeigen, welche Transportoptionen bestehen, und vergleicht diese anhand verschiedener Kriterien. Zudem fließen Berechnungen zu Kosten und Energieeffizienz der jeweiligen Transportketten ebenso in die Betrachtungen ein wie qualitative Kriterien. Darunter Kriterien zu Umweltwirkungen, bestehenden Infrastrukturen sowie zur politisch-rechtlichen Umsetzbarkeit.

Die Analyse zum Wasserstoffimport zeigt, dass die bis 2030 benötigten Importmengen grundsätzlich zu beschaffen sind, wenn die richtigen infrastrukturellen, rechtlichen und unternehmerischen Weichen schnell gestellt werden. Die Fachleute sprechen sich nicht für eine dominante Transportoption aus, sondern zeigen auf, dass eine Reihe von Optionen – mit unterschiedlichen Umsetzungsanforderungen sowie jeweiligen Vor- und Nachteilen – einen Beitrag zur Bedarfsdeckung 2030 leisten können. Dabei ist die Transportdistanz nicht zwangsläufig der treibende Kostenfaktor und eine Vielzahl an Regionen eignet sich für die Herstellung und den Export von Wasserstoff nach Deutschland.

Wasserstoffimport bis 2030: Reiner Wasserstoff per Pipeline, Syntheseprodukte via Schiff

Sowohl der Transport per Schiff als auch der über Pipelines ist möglich, eignet sich aber je nach Verwendung und Transportdistanz nicht für jeden Zweck gleichermaßen: Reiner Wasserstoff lässt sich gut mittels Pipelines transportieren, doch der Aufbau neuer Pipelines bis 2030 ist herausfordernd. Durch eine Umrüstung oder die Trassennutzung bestehender Infrastrukturen ließen sich nicht nur Kosten einsparen, sondern vor allem Planungs- und Umsetzungszeiten verkürzen. Für Syntheseprodukte wie Ammoniak und Methanol bietet sich hingegen der Transport via Schiff an. Denn es gibt bereits bestehende Produktions- und Transportstrukturen, auf die man zurückgreifen kann. Jedoch sollte man das Transportgut dann direkt als Syntheseprodukt nutzen, ohne den gebundenen Wasserstoff wieder zu extrahieren. Denn dies wäre energetisch ineffizienter und teuer.

Weichen stellen für eine grüne Wasserstoffwirtschaft 2030

Ein ambitionierter Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft ist notwendig. Zugleich gilt es, Schnellschüsse und Lock-ins zu vermeiden und im europäischen und globalen Maßstab zu denken – auch über 2030 hinaus. Es braucht nicht nur den Sprung relevanter Technologien von der Entwicklung in die industrielle Serienfertigung, sondern auch rechtliche und politische Rahmensetzungen, um für potenzielle Produzenten, Investoren und Abnehmer mehr Klarheit und Sicherheit zu schaffen. Das betrifft zum Beispiel eine Zertifizierung, die verlässlich definiert, was grüner Wasserstoff und die entsprechenden Derivate sind.

Für die Kooperation mit potenziellen Exportländern ist es wichtig, dass diese genügend Erneuerbare-Energien-Potenziale haben, um neben der eigenen Defossilisierung auch Wasserstoffexporte realisieren zu können. Zudem sind mögliche Konflikte um Ressourcen zu berücksichtigen – etwa hinsichtlich der Flächenverfügbarkeit oder der Wasserversorgung. Ziel der deutschen Wasserstoffpolitik sollte eine nachhaltige Umsetzung auf Augenhöhe sein, die beiden Handelspartnern nutzt.

Die ESYS-Studie zu den Transportoptionen für den Wasserstoffimport ist unter diesem Link zu finden.

1.8.2022 | Quelle: ESYS | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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