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STUDIE: Grünen Wasserstoff für Deutschland importieren

Hätte, hätte, Fahrradkette!

Eine durch und durch seriöse Studie offenbart, was die Absicht des Imports von Grünem Wasserstoff nach Deutschland (Europa) bedeutet: a) megaschwierig, b) höchstgefährlich, c) unabschätzbar teuer.

Nüchtern betrachtet schmilzt die darin durchscheinende Wasserstoff-Euphorie bzw. der gute Wille der Beteiligten jedoch auf einen kümmerlichen realisierbaren Rest zusammen, wie ein Schneemann in der Saharasonne.

Zuerst eine Bitte: Lesen Sie die Zusammenfassung (Seite 9 ff.), und zwar jeden Satz und studieren Sie die drei Abbildungen; Danke!

Es beginnt und endet damit, dass die Studie ausdrücklich nur Transportvarianten abbildet, aber nicht die Produktionspotenziale, -chancen und -realitäten für grünen Wasserstoff (also mittels Elektrolyse unter Einsatz von erneuerbarem Strom) im jeweiligen Exportland.
Dort bräuchte es nämlich riesige(!) Mengen Erneuerbare-Energien-Strom, der dann natürlich nicht den EE-Stromanteil dieses Landes schrumpfen lassen sollte. Vermeintliche Exportländer und ihre EE-Stromanteile wären (Daten 2019 oder 2020):
Spanien 43 %, Ukraine 10 %, Marokko 21%, Südafrika 6 %, Saudi-Arabien 0,04 % und Brasilien 84 % (Importeur BRD 46 %).

Außer in Brasilien müssten unvorstellbare Mengen an Ökostromanlagen installiert werden, um endlich eine 100 % erneuerbare Stromversorgung zu erreichen UND ZUGLEICH eine weitere unvorstellbare Zusatzmenge an Ökostromkraftwerken, um die H2-Nachfrage Deutschlands zu bedienen – geschweige denn Europas.

Für Länder mit knappem Wasserangebot (für 1 kg Wasserstoff benötigt man 7 kg Wasser) müssten die Kosten der Meerwasserentsalzung hinzugerechnet werden, welche, weil keine Transportkosten, nicht in der Studie abgebildet sind, aber Gesamtkosten darstellen.

Zur politischen Sicherheit der Exportländer. Spanien ist es. Doch dann geht es in Stufen steil bergab. Womit fraglich ist, ob die für die BRD geplante H2-Importmenge überhaupt zur Hälfte als einigermaßen krisensicher gelten darf.

Weiters betonen die Autoren, dass sie versucht haben Kosten einzuschätzen, nicht aber Preise. Wie z.B. volatil sich in irgendeiner Zukunft die Endkunden-Preise für grünen Wasserstoff gestalten werden, konnten und wollten sie nicht beurteilen. Alles klar!

Letztlich wird zu Studienbeginn apodiktisch festgestellt, dass jene Mengen an grünem Wasserstoff, die Europa benötigt, nicht hier produziert werden könnten. Diese Behauptung kann stimmen oder nicht.
Nachdem an der Studie Vertreter der H2Global Stiftung und des Fossilgiganten SHELL mitwirkten, also wohl ausgewiesene H2-Befürworter, jedoch keine ausgewiesenen kritischen Stimmen, leidet das vorgelegte Werk an Ausgewogenheit; oder auch nicht:
Denn die für die Zukunft angenommenen H2-Mengen schwanken dermaßen, dass letztlich auch dieser Aspekt den Realnutzen der Studie auf eine Wasserpfütze zusammenschmelzen lässt.

Fazit:
Die vielen Details der Studie erbringen in Summe trotzdem einen wertvollen nächsten Beweis, dass H2 eine höchst komplizierte Option innerhalb der Energiewende bleibt.
Die optimale Strategie für Energiewende und Klimarettung besteht daher weiterhin in der Kombination aus Energiesparen (primär Gebäudesanierung) und Ausbau der Erneuerbaren – beides jetzt und endlich Topspeed!

Der dann in 10 bis 15 Jahren verbleibende Restbedarf an grünem H2 wird – ja schau - denkbar klein sein, wetten?

Bleiben wir also weiter kritisch und wach, wenn es um das speziell von Fossilkonzernen enorm gehypte Thema Wasserstoff geht.

energiesysteme-zukunft.de/Analyse_Wasserstoff

Fritz Binder-Krieglstein
renewable.at



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Artikel Online geschaltet von: / Dr. Fritz Binder-Krieglstein /