© Openclay auf pixabay
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Phantasien von Flüssigsalzreaktoren keine Lösung für die Klimakrise

Wirft Norbert Hofer mit thoriumbasierten Atomkraftwerken die Anti-Atom-Politik über Bord?

Wien - „Wenn Norbert Hofer behauptet ´Und mit neuen, in Österreich entwickelten Technologien wie dem Flüssigsalzreaktor auf Thorium-Basis könnte uns ein weiterer großer Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit gelingen´, entbehrt dies jeglicher wissenschaftlicher Fundierung“, so Nationalratsabgeordneter Martin Litschauer, Anti-Atom-Sprecher der Grünen.

In den Flüssigsalzreaktoren (englisch: Molten Salt Reactors - MS) kühlt flüssiges Salz statt des Wassers. „Trotz hunderter Steuermillionen gibt es keinen funktionierenden MS-Reaktor. Das Öko-Institut Darmstadt hat den aktuellen Stand der Flüssigsalztechnologie untersucht. Fazit: Das Konzept wurde schon in den 1940er Jahren vom US-amerikanischen Militär für Flugzeugantriebe erprobt, konnte sich für die Stromproduktion aber bis heute nicht durchsetzen. Vor 2060 ist mit dem ersten kommerziellen Prototyp nicht zu rechnen. Bill Gates ist dann 105 Jahre alt und sein nobles Winterdomizil in Palm Beach, Florida wird so wie halb Bangladesch im Meer versunken sein. Denn die Klimakrise wartet nicht. Die versprochene SMR-Variante, Small Modular Reaktor, hat er übrigens auch nicht geliefert“, erinnert Martin Litschauer.

„Diverse Thorium-Interessensgruppen, zu den Norbert Hofer scheinbar auch gehört verbreiten die Mär vom atommüllfreien und sicheren Thorium-Reaktor. Thorium kommt zwar viermal so häufig in der Erdkruste vor wie Uran, allerdings ist zu befürchten, dass bei diesen Reaktoren die Tritiumproduktion höher ist und diese Stoffe können dann leicht nach außen gelangen. Hinzu kommt, das Thorium-Reaktoren so ausgestaltet werden können, dass sie eine integrierte Wiederaufarbeitung von waffenfähigem Uran 233ermöglichen. Österreich ist dem TPNW, Atomwaffenverbotsvertrag, beigetreten, und wir haben uns verpflichtet, hier nicht mit entsprechen Materialien zu arbeiten und diese weiter zu verbreiten“ klärt Litschauer auf.

Was viele aber nicht wissen: die Idee ist so alt wie die Atomindustrie selbst. Sicherheitsprobleme, Kostenexplosionen und technische Schwierigkeiten ließen Versuche aus den 1950ern bis 1980ern versanden. Expert:innen bezweifeln, dass Thorium sicherer, sauberer oder billiger ist als Uran.

„In Deutschland war der Thorium-Hochtemperaturreaktor (THTR) im westfälischen Hamm ein riskantes, kostspieliges Atomdesaster. Die erhöhte Zahl von Krebserkrankungen im Umfeld des THTR und der Unfall am 4./5. Mai 1986 bei dem Radioaktivität freigesetzt wurde, aber nicht gemessen werden konnte, weil durch einen "erstaunlichen Zufall" die AKW-Messinstrumente nicht funktionierten, haben das Projekt dann rasch beendet. Es zeigt sich aber das auch Thorium-Reaktoren gefährlich sind und ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie viele kleine Reaktoren in Österreich verteilt Tritium freisetzen oder von Terroristen missbraucht werden können. Jetzt ist nicht die Zeit für atomare Experimente sondern jetzt muss mit aller Kraft die Energiewende mit den Erneuerbaren Energie umgesetzt werden. Daran sollte auch Norbert Hofer arbeiten und nicht die Anti-Atom-Politik über Bord werfen, den der Klimawandel wartet nicht auf den Thorium-Reaktor“, mahnt Litschauer.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /