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Öko-Institut Analyse: Großes Klimaschutz-Potenzial bei Film-Produktionen

Im Rahmen von "Green Shooting" nahmen 78 Produktionen, vom Kinofilm bis zu GNTM, teil

Im Rahmen einer ÖkoInstitut-Analyse wurden die Treibhausgasemissionen von Filmen und Serien in einer umfangreichen Studie erstmals systematisch analysiert. Die Daten dazu stammen von 78 Produktionen, direkt aus der Flimbranche, aus der Nachhaltigkeitsinitiative "Greenshooting". Ziel war, die Klimafolgen künftig vom Produktionsbeginn an mit zu berücksichtigen und zu reduzieren.

78 Film- und TV-Produktionen nahmen an der Nachhaltigkeitsinitiative „100 grüne Filmproduktionen“ des Arbeitskreises „Green Shooting“ der MGF Filmförderung Baden-Württemberg teil, bei der während der Produktion eine Reihe von Umweltkriterien eingehalten werden mussten, darunter Produktionen für Fernsehausstrahlung genauso wie Spielfilme.

Auf der Grundlage der THG-Bilanzen und der Abschlussberichte wertete ein Forschungsteam des Öko-Instituts die Nachhaltigkeitsinitiative im Auftrag der MFG Filmförderung Baden-Württemberg aus, um dadurch die Weiterentwicklung der Kriterien zu unterstützen.

Die Auswertung umfasste verschiedene Bereiche: zum einen die Analyse der Treibhausgas­emissionen der beteiligten Produktionen, eine quantitative und qualitative Auswertung zur Einhaltung der Kriterien sowie die exemplarische Quantifizierung der Einsparungen, die durch die Produktionen durch die Einhaltung der Kriterien erzielt werden konnten.

Unterschiedlichste Einflussfaktoren: Transport, Reise, Energie, Drehtage, Catering

Pro Filmminute stoßen verschiedene Formate unterschiedlich viel aus: aufwendige Serien und Spielfilme mehr als Daily Soaps, Dokumentarfilme oder Dokuserien. Mehr als das 50-fache an THG emittiert etwa die Produktion einer Minute einer aufwendig produzierten Serie (1.400 Kilogramm CO2-Äquivalente (CO2e)) als ein Dokumentarfilm (25 Kilogramm CO2e).


Den größten Anteil an den THG-Emissionen hatten mit 40 bis 80 Prozent, über alle Formate hinweg der Sektor „Reise und Transport“. Einen größeren Anteil hatten Ausstattung, Catering, Raumwärme (bei Daily Soaps), Klimatisierung und Beleuchtung des Studios. Lange Drehzeiten stehen nicht zwingend für mehr ausgestoßene Treibhausgase.

Die Einsparungen sind umso größer, je früher der Klimaschutz bei der Vorbereitung eines Films mitgeplant und der Aufwand sowie die Kosten einkalkuliert werden. Das gilt sowohl für die strategischen Entscheidungen zum Drehort oder der Größe des Teams, aber auch für operative Entscheidungen, wie beispielsweise die Auswahl des Caterers oder die Miete von Fahrzeugen.

Einhaltung der Kriterien

Ein Pflicht-Kriterium war, dass ein „Green Consultant“ die jeweilige Produktion begleiten musste. Diese Expert:in berät während des kompletten Produktionsprozesses für eine möglichst ressourcenschonende und THG-arme Umsetzung. Außerdem musste der Ausstoß mit einem THG-Rechner bilanziert werden. Zudem gab es die, Pflicht einen Abschlussbericht zu liefern.

Hürden für klimafreundliche Drehs: mangelndes Angebot, Verträge, Kosten

Neben vielen weiteren sind in der Analyse drei Gründe hervorgestochen, die es erschweren, ökologische Standards einzuhalten:

Das knappe Angebot umweltfreundlicher Alternativen, wie zum Beispiel Elektrofahrzeuge und Ladestationen war ein Hindernis für deren Einsatz.
Langfristige Stromverträge von gemieteten Studios ließen sich nicht für eine Produktion umstellen. In den Schauspieler-Verträgen ist oft das Recht auf Flüge fixiert, was klimafreundliches Reisen untergräbt.
Vor allem bei der Nutzung von Baustrom, Bio-Hotels oder regionalem Bio-Catering wurden die höheren Kosten als Hemmnis für die Einhaltung der Kriterien genannt.

Ausblick auf klimaverantwortliche Filmproduktionen

Die Analyse zeigt, dass selbst Produktionen, die alle Kriterien einhalten, teils hohe Treibhausgasemissionen verursachen. „Es hat sich jedoch herausgestellt: Je früher Umweltaspekte im Produktionsprozess mitgedacht werden – bei Zeitplanung, Drehort oder Personal – umso größer sind die Spielräume für klimafreundliches Drehen“, so Ina Rüdenauer vom Öko-Institut.

Es ist aber auch eine Transformation auf übergeordneter Ebene und die Änderung von Rahmenbedingungen notwendig, das heißt Sender oder Produktionsstudios müssen Strukturen schaffen, die es Produktionen erleichtern, klimafreundlich zu drehen. Nicht zuletzt sollten Filmförderungen und Sender die Erfüllung von ökologischen Standards bei der Vergabe von Aufträgen und Fördermitteln verbindlich fordern.

Studie „100 Grüne Produktionen – Evaluation der Nachhaltigkeitsinitiative des Arbeitskreises ‚Green Shooting‘“ des Öko-Instituts

Quelle: Öko-Institut e.V.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /