Brancheninitiative will Herkunftsnachweise für Erneuerbare Energien reformieren

Titelbild des Positionspapiers für die Reform der herkunftsnachweise für erneuerbare EnergienGrafik: dena
Die Marktoffensive Erneuerbare Energien hat ein Positionspapier zur Reform der Herkunftsnachweise für Ökostrom veröffentlicht. Ein Ziel ist es, diese vermehrt in Deutschland zu generieren.

Eine grüne Wirtschaft braucht grünen Strom. Viele Unternehmen würden diesen gern zu einem fest kalkulierbaren Preis direkt aus den Erzeugungsanlagen beziehen. Dabei dienen Herkunftsnachweise als Beleg, dass der Strom wirklich aus Erneuerbaren Energien stammt.

Doch der Einkauf von Ökostrom ist mittlerweile kein isolierter Vorgang mehr, sondern wird immer mehr zum Teil komplexer Nachhaltigkeitsstrategien der Unternehmen. Um den grünen Strom im eigenen Nachhaltigkeitsbericht korrekt zu verbuchen, müssen die Firmen gleich mehrere seiner Eigenschaften betrachten. Die EU-Taxonomie hat die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen noch erhöht. Nun müssen diese nicht nur auf eine klimafreundliche Stromerzeugung achten, sondern zum Beispiel auch auf Additionalität, Regionalität, Erzeugungstechnologien und die Zeitgleichheit von Erzeugung und Verbrauch. Viele Unternehmen seien schon heute bereit, für diese Eigenschaften höhere Preise zu zahlen. Doch auch wenn sich viele der Eigenschaften bereits in den heutigen Herkunftsnachweisen wiederfänden, sei dies bisher nicht ausreichend transparent.

Herkunftsnachweise sollen Dekarbonisierung von Unternehmen erleichtern und Erneuerbare Energien fördern

Die Marktoffensive Erneuerbare Energien hat nun ein Positionspapier mit dem Titel „Herkunftsnachweise als Wertkomponente nutzen!“ erarbeitet. Das 16-seitige Papier enthält sechs Vorschläge, um das System der Herkunftsnachweise zu reformieren. Das Ziel ist, einerseits den Unternehmen die Dekarbonisierung durch den Einkauf von grünem Strom zu erleichtern, und andererseits so zusätzliche finanzielle Mittel für den Ausbau erneuerbarer Energien zu generieren. Dabei sollen mehr Herkunftsnachweise in Deutschland generiert werden, um den Import von Herkunftsnachweisen zu reduzieren. Damit das möglich ist, will die Initiative auch mit gefördertem Ökostrom-Ausbau Herkunftsnachweise generieren. Dabei sollen aber auch „insbesondere Herkunftsnachweise aus ungeförderten, regionalen und im besten Fall zusätzlich errichteten Anlagen trotz steigender Liquidität des Marktes für den Endabnehmer attraktiv bleiben“. Ziel sei, so die Ausbauziele bis 2030 für erneuerbare Energien zu erreichen.

EU-Vorgaben zügig umsetzen und Herkunftsnachweise verstärkt als Wertkomponente konzipieren: Um mehr Herkunftsnachweise aus Deutschland nutzen zu können, sollten zukünftig auch neu geförderte Anlagen Herkunftsnachweise erhalten. So können weitere Mittel zur Refinanzierung des geförderten Ausbaus genutzt werden. Dabei zielt der Vorschlag darauf ab, den nachfragegetriebenen PPA-Markt nicht zu schwächen.

Einfache und transparente Dokumentation von Zusatzinformationen im Herkunftsnachweis ermöglichen: Transparente Informationen zu den qualitativen Aspekten von grünem Strom können die Entstehung unterschiedlicher Qualitäten und Zahlungsbereitschaften im Markt fördern.

Entwertungsbefugnisse für größere Verbraucher einführen: Bisher können nur wenige Unternehmen Herkunftsnachweise entwerten. Um die Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu stärken, sollten mehr Unternehmen diese Rechte erhalten.

Eigenverbrauch im Herkunftsnachweissystem berücksichtigen: Aktuell können nur gesonderte Gutachter die Nutzung von grünem Strom aus eigenen Erneuerbare-Energien-Anlagen bestätigen. Um die Transaktionskosten für Unternehmen zu senken, sollten zukünftig nicht handelbare Herkunftsnachweise erstellt und genutzt werden.

Kleine Erzeugungsanalagen berücksichtigen: Bisher finden kleine Erneuerbare-Energien-Anlage keine Berücksichtigung. Eine aktive Einbindung würde die Verfügbarkeit und das Marktvolumen von Herkunftsnachweisen aus Deutschland steigern. Ähnlich hat sich in diesem Punkt kürzlich der Bundesverband Neue Energiewirtschaft geäußert. Dabei ging es vor allem um kleine Photovoltaik-Anlagen, deren Strom sich direkt im Quartier nutzen ließe. Das ist mit dem bisherigen System der Herkunftsnachweise schwierig.

Chancen der Digitalisierung nutzen: Um Transaktionskosten zu senken und gleichzeitig die Transparenz im System zu stärken, kann die Digitalisierung auf unterschiedlichen Ebenen einen großen Beitrag leisten.

Zum kompletten Positionspapier geht es hier.

Politik soll „Marktrealität“ antizipieren und passende Bedigungen schaffen

Tibor Fischer, Leiter Erneuerbare Energien bei der Deutschen Energie-Agentur, sieht die Herkunftsnachweise können als Mittel für die Dekarbonisierung und zur anteiligen Finanzierung des Ausbaus erneuerbarer Energien. Die Politik solle diese „Marktrealität“ stärker antizipieren und über passende regulatorische und technische Rahmenbedingungen den Ausbau weiter beschleunigen. Sebastian Bolay, Bereichsleiter Energie, Umwelt, Industrie beim DIHK, sagt, nur mit dem Zugang zu deutschen Herkunftsnachweisen für grünen Strom könnten Betriebe ihre Klimaziele erreichen. Philipp Andree, Geschäftsführer der Klimaschutz-Unternehmen betont, dass mehr Transparenz für die abnehmenden Unternehmen erforderlich sei.

Die Marktoffensive Erneuerbare Energien ist ein Zusammenschluss von rund 50 Unternehmen, die sowohl Anbieter als auch Abnehmer von Ökostrom sowie Dienstleister beinhaltet. Initiatoren sind die dena, der DIHK und der Unternehmenszusammenschluss „Klimaschutz-Unternehmen“.

22.11.2022 | Quelle: dena| solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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