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COP27: Zu wenig Aufmerksamkeit für Konfliktländer

Austrian Centre for Peace (ACP) bietet Zusammenarbeit als Lösung für Klimaschutz und Frieden.

Bei der COP27 (UN-Klimakonferenz) wurden die Auswirkungen der Klimakrise in Konfliktländern nur am Rande gestreift, obwohl der Druck der Klimakrise auf solche Länder am höchsten ist. Das Austrian Centre for Peace (ACP), das jahrzehntelange Erfahrung in der Konfliktbearbeitung hat, sieht hier großen Bedarf und entwickelt neue Wege, um über Dialog zwischen Konfliktparteien das Bewusstsein zu stärken in welchem Ausmaß die Klimakrise in bestehende Konflikte mit einspielt und noch einspielen wird, und wie Zusammenarbeit die Auswirkungen für alle mildert.

Im ägyptischen Badeort Sharm El Sheikh verhandelten die Mitgliedsstaaten der UNO zwei Wochen lang über die globalen Klimaschutzziele. Das geplante Ende war für Freitag anberaumt, Diskussionen um die Abschlusserklärung machten jedoch eine Verlängerung bis zum frühen Sonntag-Morgen notwendig. Unter den rund 34.000 Teilnehmer:innen war auch Olivia Lazard (Beiratsmitglied Austrian Centre for Peace), die bereits während der Konferenz Lücken bei den Themen, die die Tagesordnung bestimmten, feststellte: "Es ist sehr schade, dass sich die Gespräche bei der Klimakonferenz nicht den Auswirkungen der Klimakrise auf Konfliktländer widmet, obwohl gerade diese am wenigsten für den Umgang gerüstet sind." Damit meint Lazard unter anderem die fehlenden funktionierenden Strukturen und vor allem fehlendes Vertrauen in diesen Ländern.

Darüber hinaus zeigen Erkenntnisse, dass die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen und die Auswirkungen des Klimas bestehende Konflikte verlängern und das Potenzial haben, neue Konfliktherde auf der ganzen Welt zu schaffen. Daher plädiert Lazard - gemeinsam mit Moritz Ehrmann (Direktor des Austrian Centre for Peace) - ganz klar dafür, dass es die Konfliktländer sind, die hinsichtlich Klimaschutz neue Herangehensweisen und breite Unterstützung brauchen. "Konflikte können in einer vom Klimawandel betroffenen Welt nicht mehr gleich gedacht werden wie früher. Länder in denen Krieg herrscht oder in dem die Strukturen zerstört sind, brauchen Unterstützung, um ein Mindestmaß an Vertrauen aufzubauen, um mit den Bedrohungen der Klimakrise umzugehen, die letztlich jeden dort betreffen", bringt Ehrmann die problematische Situation weiter auf den Punkt. Seitens des Austrian Centre for Peace (ACP) wird hier bereits an konkreten Lösungen in verschiedenen Konfliktländern auf der Welt gearbeitet.

Regenerationsvorhaben als Instrument für Dialog

Ehrmann nennt dafür ein seit 2020 laufendes Projekt in Libyen, wo es seit Jahren in Teilen des Landes klima- und konfliktbedingt zu einer Wasserknappheit kommt. Der durch das Austrian Centre for Peace (ACP) initiierte Dialog zwischen den Akteuren aus den südlichen wasserreichen Gebieten mit jenen aus den wasserarmen Städten des Nordens sowie weitere Konfliktmanagement-Maßnahmen brachte eine erste Annährung, um so ein besseres Management der Wasserversorgung für das ganze Land zu erzielen. Aktuell wird das Projekt weiter ausgedehnt. Neben dem Wasserversorgungs-Management soll Dialog um die Wiederherstellung des hydrologischen Kreislaufs mit einfachen Landschaftsplanungselementen für eine nachhaltige Anpassung sorgen. Das gemeinsame Regenerationsvorhaben wird somit zum Instrument des Dialogs und dient als vertrauensbildende Maßnahme. Mit den Fragen "Was würde passieren, wenn wir zusammenarbeiten würden?" und "Was würde passieren, wenn alles so weiterläuft, wie bisher?" wird die Bewusstseinsbildung gefördert und somit die Lösungsmöglichkeiten erweitert. Sowohl hinsichtlich Klimaschutz als auch im Hinblick auf bestehende Konflikte. Nebst Libyen startet das Austrian Centre for Peace (ACP) demnächst auch in anderen besonders vom Klimawandel betroffenen Konfliktregionen mit ähnlichen Initiativen. Auch hier braucht es ein multidisziplinäres Zusammenwirken in Form von Konfliktbearbeitungskompetenz zur Vertrauensbildung, sowie forschende Kompetenz, um die Bewusstseinsbildung zu unterstützen und technische sowie landschaftsplanerische Kompetenz, um die Vorhaben zu realisieren. Direktor des Austrian Centre for Peace (ACP) Moritz Ehrmann wendet sich mit einem Aufruf an bestehende Partner, aber auch potenzielle neue Partner: "Ich würde mir wünschen, dass Österreich zu diesen Themen eine Verantwortung wahrnimmt und eine friedensschaffende Funktion zur Linderung der Auswirkungen des Klimaschutzes in Konfliktregionen einnimmt." Mit der Entwicklung eines europaweit einzigartigem Trainings-Curriculum zum Schwerpunkt Environmental Peacebuilding setzt das Austrian Centre for Peace (ACP) weitere Maßnahmen in diesem Bereich. Anfang des kommenden Jahres soll die Ausbildung - zur Schulung und Stärkung anderer Akteure, die auf diesem Gebiet tätig sind (EU- und UNO-Missionen, NGO, etc.) - präsentiert werden.


Quelle: ACP


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /