© Christoph Glanzl Global 2000 /Das AKW Krsko steht in einer Erdbebenzone
© Christoph Glanzl Global 2000 /Das AKW Krsko steht in einer Erdbebenzone

AKW Krsko: Entscheidung zur Laufzeitverlängerung des Uralt-AKWs ist Riesenproblem

Kärnten wird Möglichkeiten prüfen, weitere Rechtsmittel zu ergreifen - Österreichische Bundesregierung muss sich für Sicherheits-Upgrades des Erdbeben-gefährdeten Reaktors einsetzen

Wie heute, Montag, bekannt wurde, hat das slowenische Umweltministerium dem Atomkraftwerk Krsko die Genehmigung für die Verlängerung der Laufzeit bis 2043 erteilt.

"Diese Entscheidung der slowenischen Behörden ist absolut enttäuschend und aus unserer Sicht schwer nachvollziehbar", so Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser in einer ersten Reaktion. "Die Entscheidung für eine Laufzeitverlängerung dieses Reaktors, der unweit unserer Grenze direkt auf einer Erdbebenlinie steht und der in der Vergangenheit schon für mehr als eine Schrecksekunde gesorgt hat, entspricht in keinster Weise einer verantwortungsbewussten Energiepolitik der Zukunft im Sinne unserer Kinder und Enkelkinder. Ich hätte mir erwartet, dass Slowenien genauso viel Energie in Überlegungen für den Ausbau erneuerbarer Energie, bei denen Kärnten als Europameister, gerne mit seinem Know-how und Rat und Tat zur Seite steht, steckt, wie in seine Bemühungen, den Betrieb dieses Uralt-AKWs, koste es was es wolle, weiter zu verlängern. Von der österreichischen Bundesregierung erwarte ich mir jetzt ein klares und geschlossenes Auftreten. Slowenien müsste gemeinsam mit Miteigentümer Kroatien verbindlich einen Plan vorlegen, wie sie die Atomkraft schnellstmöglich ersetzen werden", so Kaiser.

In der Vergangenheit hat sich Kärnten gemeinsam mit der Steiermark und dem Bund für die Stilllegung des alten und gefährlichen Atomkraftwerks eingesetzt. So konnte eine länderübergreifende UVP erwirkt werden. Bei einer öffentlichen Anhörung im Mai 2022 wurden die wesentlichen Kritikpunkte breit erörtert, auch die slowenischen Behörden waren anwesend.

Für die Kärntner Umwelt- und Klimaschutz-Landesrätin Sara Schaar ist die Erkenntnis der slowenischen Behörden ebenfalls nicht nachvollziehbar: "Der entsprechende Bescheid zur Laufzeitverlängerung liegt dem Land Kärnten noch nicht vor. Im Rahmen der grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung sind viele Kritikpunkte aufgekommen. Ob auf diese eingegangen wurde, werden wir jedenfalls prüfen. Da geht es zum Beispiel um dringend notwendige Sicherheitsupgrades für die Erdbebensicherheit. Wir werden - wie gewohnt gemeinsam mit dem Bundesland Steiermark - schnellstmöglich eruieren, welche Möglichkeiten es noch gibt, Rechtsmittel zu ergreifen. Kernkraft ist auf gar keinen Fall der richtige Weg, um den Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, zu begegnen", betont Schaar.

Viele Sicherheitsaspekte überhaupt nicht berücksichtig

GLOBAL 2000 hat zusammen mit ihrer slowenischen Partnerorganisation Focus seit Weihnachten die vom slowenischen Ministerium gestellten Auflagen für den Krsko-Reaktor analysiert:

Eine Erst-Analyse zeigt: viele im Rahmen des grenzüberschreitenden Verfahrens angesprochenen Punkte der Zivilgesellschaft und auch der offiziellen Stellungnahmen bleiben unberücksichtigt.

Bedingungen für die maximale Erhitzung des Save-Wassers durch das Krsko-Kühlwasser werden aufgrund der fortschreitenden Klimakrise dazu führen, dass der Reaktor in den kritischen Sommermonaten noch weniger verfügbar sein wird. "Hier zeigt sich klar, dass moderne erneuerbare Energien wie Wind und Sonne viel zukunftsfähiger und krisensicherer sind als die Verlängerung eines 41-jährigen Uralt-Reaktors, dessen Alterung laut EU-Stresstests schlecht überwacht wird", so Reinhard Uhrig, Anti-Atomsprecher von GLOBAL 2000.

Fehlende Sicherheits-Upgrades bei AKW in Risikozone

Bei der jetzt vorliegenden Genehmigung werden keine Sicherheits-Upgrades für die Erdbebensicherheit des einzigen AKW in einer "roten" hochaktiven Erdbeben-Zone in Europa verlangt - bis Ende des Jahres sollen nur neue Daten für die Erdbebensicherheit überhaupt erhoben werden, die Genehmigung basiert also auf bis zu 19 (!) Jahre alten Daten, die von der geologischen Forschung der letzten Jahre völlig überholt sind.

GLOBAL 2000 fordert die österreichische Bundesregierung auf, nachdrücklich die notwendigen Sicherheits-Upgrades für den Uralt-Reaktor im Erdbebengebiet einzufordern, wei bereits in der Stellungnahme der Republik Österreichs im Rahmen des Umweltverträglichkeitsprüfungs-Verfahrens gefordert.

"Ein "Weiterlaufenlassen bis zum Super-GAU" ohne Sicherheits-Upgrades wäre ein unverantwortliches Spiel mit der Gesundheit aller Menschen in Zentraleuropa", kritisiert Reinhard Uhrig, Anti-Atomsprecher von GLOBAL 2000.

Nur Abschalten des Reaktors bringt Sicherheit für Europa

"Schon bei der öffentlichen Anhörung am 19.5.2022 in Graz wollten die Betreiber des AKW Krsko nichts zu den Schutzmaßnahmen gegen kriegerische Bedrohungen oder durch Terror sagen. Weiterhin unklar bleibt auch, wie das Atomkraftwerk ausreichend gegen Erdbeben geschützt werden kann. Wir erwarten die deutschen Übersetzungen zur Umweltverträglichkeitsprüfung in den nächsten Tagen und werden die Details analysieren. Die Betriebsverlängerung ist für mich noch lange nicht abgehakt", sagt der Anti-Atom-Sprecher der Grünen, Martin Litschauer.

"Vor allem muss nun geprüft werden, ob bei der Umweltverträglichkeitsprüfung wirklich auf alle Einwendungen eingegangen wurde. Aus meiner Sicht kann Europa nur durch das Abschalten des Reaktors sicher gemacht werden. Der Betrieb in diesem Erdbebengebiet ist das Risiko nicht wert", hält Litschauer fest.

Planung der nächsten Schritte

GLOBAL 2000 wird im nächsten Schritt, wenn das UVP-Abschlussdokument vorliegt, mit seiner slowenischen Partnerorganisation Focus die unzureichend oder überhaupt nicht aufgegriffenen Punkte in der Entscheidung analysieren und dann sämtliche offenen Punkte als Einspruch national einfordern und wenn nötig auch über das Espoo-Kommittee der Vereinten Nationen als Beschwerde einbringen. Die Veröffentlichung der beim öffentlichen Hearing in Graz im Mai 2022 angekündigten slowenischen Seismik-Studie wird ebenso verlangt werden wie die Durchführung einer unabhängigen Erdbebenrisiko-Studie durch internationale Geolog:innen und der Umsetzung.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /