Studie: Stromnetze für verlässliche Versorgung ab 2030 nicht geeignet

Das Bild zeigt eine blau beleuchtete Stadt mit Verknüpfungspunkten und Netzgitter als symbolische Darstellung vom Klimaneutralitätsnetz.Foto: yingyaipumi / stock.adobe.com
Laut ZVEI sollte der Fokus zunächst auf der Digitalisierung der Netze liegen, an der man den physischen Netzausbau ausrichten sollte.
Eine Studie im Auftrag des Branchenverbandes ZVEI kommt zu dem Schluss, dass die Stromnetze in Deutschland derzeit nicht Energiewende-fähig sind. Massive Investitionen in ein Klimaneutralitätsnetz sind nötig.

„Wir müssen das Klimaneutralitätsnetz in Deutschland schleunigst in die Tat umsetzen“, so Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, anlässlich der Veröffentlichung der Studie „Stromnetze der Zukunft“. Wie die neue Studie von PWC im Auftrag des ZVEI zeigt, besitzen insbesondere die Verteilnetze derzeit nicht die Eigenschaften, die ein Stromnetz für die verlässliche und gesicherte Versorgung ab 2030 benötigt. Würden jetzt die für 2030 geplante Zahl an Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen angeschlossen, würde das die Netze heute in die Knie zwingen.

„Wir gehen derzeit von einer Leistungslücke in den Netzen von 80 GW über alle Spannungsebenen aus. Bis 2030 braucht es daher massive Investitionen in diese kritische und für die Energiewende so wichtige Infrastruktur – mindestens 100 Milliarden Euro“, schätzt Weber. Bei diesem Betrag sei es enorm wichtig, ein zukunftsfähiges Zielbild vor Augen zu haben. „Unsere Studie definiert eben dieses als Klimaneutralitätsnetz, das Erzeugung und Verbrauch multidirektional, zeitlich sowie räumlich miteinander koordiniert und die Sektorenkopplung ermöglicht. Über alle Spannungsebenen, Stakeholder und Technologien hinweg.“

Zu den wichtigsten Eigenschaften zählen die zuverlässige Bereitstellung verlässlicher Netz- und Energiezustandsdaten in Echtzeit, der systemdienliche Einsatz von Flexibilitäten für eine effizientere Netzauslastung und die Nutzung und Vorhaltung von Speicherkapazitäten, etwa durch bidirektionales Laden von Elektroautos. Auf Basis der konkret beschriebenen Funktionalitäten in der Studie könne nun eine dringend nötige zukunftsorientierte Netzausbauplanung erstellt werden. Bisher seien nur zwei von 39 Funktionalitäten im gesamten Stromnetz umgesetzt. Der größte Ausbaubedarf besteht dabei der Studie zufolge in der Hochspannung. Allerdings sei zuvor auch eine Bestandsaufnahme durch die Verteilnetzbetreiber essenziell.

Klimaneutralitätsnetz braucht Digitalisierung

Die Ergebnisse zeigen zudem, dass man zunächst gezielt in die Digitalisierung der Netze investieren muss. Nur dadurch kann man den ebenfalls nötigen physischen Ausbau an die größten Engpässe exakt angepasst gehen und extreme Anstiege von Netzentgelten abmildern. Gleichzeitig bildet die Digitalisierung schon heute die Grundlage für flexible Stromtarife, von denen alle Endverbraucherinnen und -verbraucher profitieren können. „Daher müssen wir endlich für mehr Transparenz im Netz sorgen“, so Weber. Dieser Umbau sei eine Transformation ‚am offenen Herzen‘, der reibungslose Netzbetrieb müsse zu jeder Zeit gewährleistet sein.

Für die zügige, flüssige und planungssichere Umsetzung der Transformation zum Klimaneutralitätsnetz sei nun zudem ein Beschleunigungspaket sowie kluge Fachkräfte- und Weiterbildungskonzepte nötig. Weber: „Statt in ewigen Verfahren festzuhängen, muss der Netzausbau schnell vorangehen. Dafür braucht es viele gut ausgebildete Fachkräfte – insbesondere müssen die jetzigen Beschäftigten in die Lage versetzt werden, die veränderten Anforderungen des Klimaneutralitätsnetz zu managen.“

8.3.2023 | Quelle: ZVEI | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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