© photoshopper24 Bela Geletneky - pixabay.com
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Weltklimabericht: Gefährliche Klimakrise nur durch rasche Energiewende aufzuhalten

Umweltschützer:innen fordern Ende der Verharmlosung der Klimakrise in Österreich und Beschluss von Erneuerbaren-Wärmegesetz als nächsten Schritt

Heute hat der Weltklimarat (IPCC) die Zusammenfassung des Sechsten Sachstandsberichts zum Klimawandel vorgestellt und eindringlich auf die Gefahren der Klimakrise hingewiesen. Schon jetzt heizt sich der Planet auf und Extremereignisse nehmen zu.

Der Bericht warnt erneut vor wachsender globaler Ungleichheit durch die Klimakrise. Wie etwa aktuell der Zyklon Freddy in Malawi, Mozambique und Madagaskar auf dramatische Weise zeigt, sind oft jene Länder am stärksten von der Klimakrise betroffen, die am wenigsten dazu beigetragen haben.

Der Weltklimarat weist erneut darauf hin, dass weltweit verheerende Konsequenzen drohen, wenn der bisherige Kurs fortgesetzt wird. Eine Temperaturzunahme von etwa 3° C bis zum Jahr 2100 hätte schlimme Folgen für das gesamte Leben auf diesem Planeten. Mit einem weiter wie bisher würden die Pariser Klimaziele weit verfehlt werden und die Gefahr eines Überschreitens von Kipppunkten in Kauf genommen werden - mit irreversiblen Folgen. Schon der bisherige Temperaturanstieg kostet viele Menschenleben, setzt weltweit Ökosysteme unter Druck und verursacht milliardenschwere Schäden.

Die Antworten der Staatengemeinschaft fallen dagegen weit hinter die bisherigen Versprechungen zurück: "Klimaforscherinnen und Klimaforscher zeigen uns heute klar und deutlich, dass wir auf eine gefährliche Klimakatastrophe zusteuern, wenn nicht endlich gehandelt wird. Wir fordern auch die österreichische Bundesregierung und Bundeskanzler Karl Nehammer auf, diese Gefahr nicht länger zu verharmlosen, sondern ihr entschieden entgegenzutreten. Wir können diese Krise meistern, aber nur wenn die Energiewende entschlossen vorangetrieben wird. Der nächste Schritt in Österreich ist der Beschluss eines Erneuerbaren-Wärmegesetzes das klimafreundliche Wärmeversorgung für alle Menschen in Österreich ermöglichen soll. Längere Verzögerungen sind nicht tragbar", so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000.

Die nächsten Jahre entscheiden, ob wir ein menschenwürdiges Leben auf diesem Planeten für alle noch ermöglichen können: "Niemand kann sagen, er hätte nichts gewusst. Die Fakten liegen auf dem Tisch, jetzt ist es Zeit zu handeln! Diese weltweite Überlebensfrage darf nicht länger kleinkarierter Parteipolitik geopfert werden. Was wir brauchen ist ein entschlossener Einsatz für die Energiewende von Politik, Wirtschaft und der gesamten Gesellschaft!" so Johannes Wahlmüller.

Klimagerechtigkeit als Notwendigkeit

Die Menschenrechtsorganisation Südwind fordert einen umfassenden politischen Wandel auch von Bundeskanzler Karl Nehammer. „Dass Österreichs Bundeskanzler, wie in seiner Grundsatzrede deutlich wurde, weiter am Status Quo festhalten möchte, ist inakzeptabel. Die klimapolitische Untätigkeit befeuert die Klimakrise und gefährdet Menschenleben, insbesondere im Globalen Süden“, sagt Konrad Südwind-Geschäftsführer Rehling. „Die Frage der Klimagerechtigkeit muss endlich auch in der österreichischen und europäischen Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik im Mittelpunkt stehen.“

Zusätzlich zu mehr Tempo in der nationalen Klimaschutzpolitik und der Reduktion der Treibhausgasemissionen fordert Südwind einen umfassenden Wandel hin zu einer sozial und ökologisch gerechten Wirtschaft. Dazu zählen konkrete Reduktionsziele beim Energie- und Rohstoffverbrauch, eine konsequente öko-soziale Förder- und Steuerpolitik sowie eine strenge Haftung für Unternehmen für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards entlang ihrer Lieferketten. Gleichzeitig muss auch die Entwicklungszusammenarbeit mit den Pariser Klimaschutzzielen im Einklang gebracht werden.

Zusätzlich zu klimatischen Entwicklungen beschränken auch wirtschaftspolitische Faktoren die Anpassungsfähigkeit von Menschen im Globalen Süden – von Ocean Grabbing durch die industrielle Fischerei über Wasserentnahme für Monokulturen bis hin zu ausbeuterischer Arbeit. „Die Klimakrise ist ein Brennglas für bestehende Ungleichheiten. Ausbeuterische Wirtschaftspraktiken auf Kosten der Menschen im Globalen Süden müssen endlich ein Ende haben“, so Konrad Rehling. „Unternehmen sind dringend gefordert, ihre Verantwortung zu übernehmen und ihren Beitrag zur Verringerung von Treibhausgasemissionen zu leisten. Die Politik muss dafür den geeigneten Rahmen schaffen.“

Keine Zeit für Atomphantastereien in der Klimakrise!

Schnellen Ersatz für fossile Energieträger - und das in ausreichender Menge, kann auch die Atomindustrie nicht annähernd bieten.

»Dass mit Atomstrom die Klimakrise nicht eingedämmt werden kann, ist längst bewiesen: Der Neubau von Atomreaktoren jeglicher Art dauert wesentlich länger, als Zeit für effektive Maßnahmen zur Verfügung steht - ganz zu schweigen davon, diese in nötig hoher Dichte errichten und in Betrieb nehmen zu können. Und die Stromproduktion in bestehenden Meilern klappt genau durch die Folgen der Erderhitzung reihenweise zusammen, wie sich besonders im letzten Sommer in Frankreich gezeigt hat. Also erweisen sich auch Investitionen in Laufzeitverlängerungen ebenso als Zeit - und Geldvergeudung. Im Portfolio einer seriösen, zukunftstauglichen Energiestrategie hat Atomkraft einfach keinen Platz!«, sind Gabriele Schweiger und Roland Egger von atomstopp_oberoesterreich überzeugt.

»Es wäre ein fataler Fehler mit weittragenden Auswirkungen, wenn bei der aktuell laufenden Anpassung der Erneuerbaren Richtlinie im Rahmen des EU-Klimapakets 'Fit for 55' die EU-Gremien nun tatsächlich Atomkraft den rasch umsetzbaren, bedeutend günstigeren Erneuerbaren gleichstellen wollen. Das Zeitfenster für effektive Maßnahmen gegen die Erderhitzung ist extrem klein, das macht der IPCC-Bericht deutlich. Für die Stromversorgung heißt das: Energiequellen die zügig angezapft werden können sind gefragt. Für ein Herumbrodeln mit teuren, behäbigen AKW bleibt genau gar keine Zeit. Wer heute noch behauptet, mit Atomkraft könne die Eindämmung der Klimakatastrophe in dieser relevanten Zeit von kaum zehn Jahren erreicht werden, ist ein Heuchler, dem es um alles Mögliche geht, nicht aber darum, die Erdüberhitzung zu verhindern. Wir fordern die österreichischen Vertreter_innen in allen EU-Gremien auf, die Gleichstellung von Atomkraft mit Erneuerbaren standhaft zu blockieren."

Schluss mit der Vogel-Strauß-Politik beim Klimaschutz

Bislang wird Klimapolitik in Österreich meist anhand von Einzelmaßnahmen und ohne klares Ziel betrieben. „Die Rede von Bundeskanzler Nehammer hat einmal mehr belegt, dass die Politik keinen Plan für das Erreichen der Klimaziele hat. Es ist, als wäre das klimapolitische Wappentier Österreichs der Vogel Strauß, der seinen Kopf bei Bedarf in den Sand stecken kann”, kritisiert WWF-Klimasprecher Thomas Zehetner. Anstatt auf fragwürdige Klima-Verharmloser zu hören, solle der Bundeskanzler lieber die speziell an Entscheidungsträger*innen gerichtete Zusammenfassung des Weltklimarats zu Rate ziehen: “Darin wird sehr anschaulich dargelegt, welche Folgen weitere Untätigkeit in der Klimakrise haben wird und was jetzt zu tun ist. Der Handlungsauftrag an die Politik ist eindeutig: Wir haben alle Mittel, um die Emissionen zu reduzieren, aber die Zeit ist knapp”, sagt Zehetner.

Besonderes Augenmerk muss die Rolle der Natur im Kampf gegen die Klimakrise bekommen. Intakte Ökosysteme können die Auswirkungen der Klimakrise verlangsamen, indem sie vom Menschen gemachte Treibhausgasemissionen aufnehmen. „Die Natur ist unsere beste Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise. Nur mit der Natur können wir die beiden Zwillingskrisen unserer Zeit, die Erderhitzung und den Verlust der biologischen Vielfalt, in den Griff bekommen“, sagt Zehetner.

Der WWF fordert daher auch groß angelegte Naturschutz- und Renaturierungs-Programme. Zudem brauche es einen Bodenschutz-Vertrag und die Abschaffung klimaschädlicher Subventionen in Österreich. “Nur eine naturverträgliche Energiewende wird unseren kaputten globalen Energiemix wieder in Ordnung bringen. Das ist möglich, erfordert aber rasches und entschlossenes politisches Handeln,“ ist Zehetner überzeugt


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /