© Andreas Tischler/ v.l.n.r.Johannes Ehrenfeldner, Matthias Grün, Stefan Ottrubay, Gunnar Landsgesell, Josef Umathum
© Andreas Tischler/ v.l.n.r.Johannes Ehrenfeldner, Matthias Grün, Stefan Ottrubay, Gunnar Landsgesell, Josef Umathum

Das Ende des Neusiedler Sees? Die Region stellt sich der Klimakrise

Mit einem spannenden Weißbuch wurde die Diskussion um Folgen zunehmender Erderwärmung gestartet- Es sieht Chancen für eine Region, die es in die Zukunft geschafft hat.

Am Montagabend wurde in Wien vor zahlreichen Gästen ein neues Buch vorgestellt, das Chance und Bedrohung zusammenbringt: "Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise. Herausforderungen. Perspektiven. Lösungen." Mit wissenschaftlichem Hintergrund und mit persönlicher Note werden im Buch die Klima-Herausforderungen der Region Neusiedler See gut erklärt. Viele Interessen überlagern sich in der Region: vom Tourismus über den Naturschutz bis zur Landwirtschaft und dem kulturellen Erbe. Das Zeitfenster um die Region Neusiedler See in eine klimafitte Zukunft zu bringen ist nicht allzu groß. Es bringt gleichzeitig die einmalige Chance den Transformationsprozess zu schaffen und damit auch auf lange Sicht wirtschaftlich, ökologisch und kulturell zu florieren.

Im Weißbuch kommen nicht nur Experten und Expertinnen zu Wort, sondern auch spannende Menschen und Betriebe aus der Region. Von Winzer Josef Umathum und "Paradeiser-Kaiser" Erich Stekovics über die UNESCO sowie den Wahl-Burgenländer und Meteorologen Marcus Wadsak bis hin zu Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil. Sie alle sind sich einig: Die Sache ist ernst, aber sie ist nicht aussichtslos.

Eine Region mit Potenzial

Nach einleitenden Worten von Stefan Ottrubay (Direktionsrat der Esterhazy Privatstiftungen), diskutierten Johannes Ehrenfeldner (Direktor Nationalparkgesellschaft Neusiedler See - Seewinkel), Matthias Grün (Vorstand der Esterhazy Privatstiftungen), Winzer Josef Umathum und der redaktionelle Leiter der Publikation, Gunnar Landsgesell, über akute Herausforderungen und Chancen für die Region Neusiedler See. Moderiert wurde die Veranstaltung von Corinna Milborn.

Stefan Ottrubay stellte fest: "Als Leitbetrieb sind wir seit vielen Jahren mit der Region eng verbunden. Natürlich sehen wir, wie sich der See und die Region aufgrund der Klimaerwärmung rasant verändert. Als verantwortungsvoller Betrieb sehen wir aber auch eine Zukunft, in der es die Region Neusiedler See geschafft hat, sich mit einer Reihe von Maßnahmen an die neuen Verhältnisse anzupassen."

Der überdurchschnittlich hohe Natur- und Kulturwert der Region um den Neusiedler See ist durch nationale, aber vielmehr durch europäische und internationale Schutzkategorien dokumentiert. "Es liegt an uns allen, für dieses Gebiet Verantwortung zu übernehmen, und uns mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, für den Erhalt dieses Lebensraumes einzusetzen", betonte Johannes Ehrenfeldner.

Gunnar Landsgesell hob das Potential für andere Tourismusregionen Österreichs hervor: "Wie die Region Neusiedler See der Zukunft begegnet, könnte auch für andere Teile Österreichs beispielhaft werden." Dafür sei allerdings noch viel zu tun, nicht nur im Tourismus, sondern auch in der Landwirtschaft, machte Winzer Josef Umathum klar: "Beginnen wir noch heute mit dem Umdenken." Er sprach sich für einen schonenden Umgang mit den Ressourcen und eine Wiederaufforstung des Seewinkels mit Bäumen und Hecken aus.

Matthias Grün, Vorstand der Esterhazy Privatstiftungen, schilderte dem Publikum, die Geschwindigkeit, mit der sich die Gegebenheiten verändern. "Unsere Region ist in unglaublichem Tempo mit klimatischen Veränderungen und deren massiven Auswirkungen konfrontiert, es ist aber kein regionales Phänomen, sondern betrifft alle. Selbst Wintersportgebiete sind jetzt gefordert sich neu zu erfinden", so Grün.

Der letzte Sommer rüttelte die Menschen wach

Spätestens seit dem vergangenen Sommer ist allen klar: Aufgrund der Klimaerwärmung verändert sich der See und damit die gesamte Region. Im Vergleich zum Vorjahr war der Wasserstand im See heuer bereits im Februar um 21 Zentimeter niedriger. "Der See trocknet aus", ist oft zu hören. Und nach wie vor befürchten das viele. Als Steppensee hat er das schon öfters getan. "Doch nichts ist wie früher, als der See immer wieder für ein paar Jahre verschwand und dann wieder auftauchte. Durch rasante klimatische Veränderungen haben wir eine völlig neue Situation", schildern Christian Janisch, Alois Lang und Bibi Watzek, Herausgeber und Herausgeberin des Weißbuches. Gleichzeitig könne der Umgang mit widerstreitenden Interessen und dem steigenden Klimadruck in der Region Neusiedler See beispielhaft für ganz Österreich sein. Das vorliegende Buch solle ein Anstoß für alle Stakeholder sein, diese Chance zu nutzen.

Über das Weißbuch

"Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise. Herausforderungen. Perspektiven. Lösungen."
272 Seiten, Residenz-Verlag, März 2023.

Herausgeber:innen:
Christian Janisch, geboren 1963, seit fast 20 Jahren bei Esterhazy mit regionaler Entwicklung be­schäftigt. Schwerpunkt ist der Neusiedler See mit seinem Umland.

Alois Lang, war im Tourismusmarketing und in der Regionalentwicklung tätig, ab 1993 verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit und Öko-­Tourismus im Nationalpark Neusied­ler See, 2005 bis 2008 Koordination der Initiative Grünes Band Europa.

Bibi Watzek, geboren 1963 in Kärnten, studierte Publizistik und Theaterwissenschaft. Sie ist u. a. für die "Initiative Welterbe" und den Verein "Pro Region Neusiedler See" aktiv.

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /