© Sven Lachmann auf Pixabay
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Internationaler Tag der Biodiversität: Die Bedrohung der Artenvielfalt

Am 22. Mai 2023 ist der Internationale Tag der biologischen Vielfalt. Ins Leben gerufen hat ihn die UNESCO im Jahr 2001.

Wien - Der Aktionstag findet jährlich statt und dient dazu, das Bewusstsein für die Bedeutung der biologischen Vielfalt zu schärfen. Die Biodiversität, also die Vielfalt aller Lebewesen auf unserem Planeten, ist eine Grundlage für ein funktionierendes Ökosystem und hat Auswirkungen auf den Klimawandel.

Bernhard Sams, Gründungskanzler der Charlotte Fresenius Privatuniversität in Wien – Österreichs erster Universität mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt – und Stellvertretender Vorsitzender des Naturschutzbundes Salzburg äußert sich dazu, wie brisant die Situation ist und welche Maßnahmen umgehend umgesetzt werden müssen. Viele Studien belegen, dass der Klimawandel weltweit Ökosysteme verändert. Dies führt zu Artenverlusten, einer Zunahme von Krankheiten und einer erhöhten Sterblichkeit von Pflanzen und Tieren. „Mit hoher Sicherheit erleben wir schon heute einen Rückgang wichtiger Ökosysteme durch den Klimawandel“, erklärt Sams.

Artenvielfalt bedroht

Bedrohungen für Arten und Ökosysteme – insbesondere in Biodiversitäts-Hotspots – würden ein globales Risiko darstellen, das mit jedem weiteren Zehntel Grad Erwärmung zunehmen werde. Von all diesen Entwicklungen seien Österreich und Deutschland massiv betroffen. Der Erhaltungszustand der EU-Schutzgüter zeige im Urlaubsparadies Österreich wie in der gesamten EU kein befriedigendes Bild: Nur 18 Prozent der Lebensraumtypen und 14 Prozent der Arten seien in einem günstigen Zustand. Von den 270 österreichischen Vogelarten würden zwar 35 Prozent einen stabilen, aber 25 Prozent einen negativen Populationstrend aufweisen. Der Anteil der bedrohten Arten sei bei Reptilien und Amphibien mit fast 100 Prozent besonders hoch, bei den restlichen Wirbeltiergruppen liege er zwischen 45 und 65 Prozent. Bei den wirbellosen Tieren wie Insekten seien zwischen 38 und 100 Prozent der Arten bedroht. Von den 488 Biotoptypen in Österreich sind 246 gefährdet oder stark gefährdet. Der Gefährdungsgrad ist bei Grünland (90 Prozent), Mooren, Sümpfen und Quellfluren (83 Prozent) sowie Gewässern (76 Prozent) am höchsten.

Wichtige Maßnahmen

„Klar ist, dass alle Maßnahmen, die zu einer Abschwächung der Klima- und Biodiversitätskatastrophe getroffen werden müssen, auch in Art, Umfang und vor allem Zielerreichung dokumentiert und einer regelmäßigen Evaluierung und Nachjustierung der Instrumente und Ressourcen unterworfen werden müssen“, fordert Sams.

Prioritär seien folgende Ziele anzustreben: die Minimierung zusätzlicher Belastungen oder Störungen, die Verringerung von Fragmentierung, die Erhöhung des natürlichen Habitatumfangs, die Verbesserung von Konnektivität und Heterogenität, die Aufrechterhaltung der Vielfalt und ein wirkungsvoller Schutz von Kleinstrefugien, in denen Mikroklimabedingungen das Überleben von Arten ermöglichen können.

„Sofortiges Verschlechterungsverbot für alle Flächen in Bezug auf die ökologische Qualität und ein Verbesserungsgebot für alle kritischen Flächen“, fordert Sams.

Oberstes Ziel sei der Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu erhöhen, die Kohlenstoffbindung zu fördern und die aktive Wiederherstellung von flächendeckend positiven Umweltbedingungen für das Florieren der heimischen Pflanzen- und Tierwelt. Dazu bedürfe es, so der aus Salzburg stammende Sams, eines sofortigen Verschlechterungsverbots für alle Flächen in Bezug auf die ökologische Qualität und eines Verbesserungsgebotes für alle kritischen Flächen. Insbesondere mit der Landwirtschaft müssten weitreichende Partnerschaften und Aktionsprogramme für die Wiederherstellung eines ökologisch hochwertigen Umweltzustandes zur Erhaltung und Wiederherstellung der nativen Biodiversität sichergestellt werden.

„Die Berücksichtigung interdisziplinärer wissenschaftlicher Informationen, lokaler Kenntnisse sowie praktischer Expertise und vor allem die wirksame Überzeugung der lokalen Bevölkerung zur Mitwirkung an den erforderlichen Projekten ist für einen wirksamen und gesellschaftlich anerkannten und getragenen Umweltschutz unumgänglich“, sagt Sams.

www.charlotte-fresenius-uni.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /