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Blühflächen werden mit jedem Jahr wertvoller

Zum Internationalen Tag der Artenvielfalt (22.05.) – Engagierte Landwirt*innen schaffen mit mehrjährigen Blühflächen wichtige Rückzugsflächen für bedrohte Arten.

Mit jedem Jahr wächst die Zahl von wertvollen Pflanzenarten auf den Blühflächen, die bedrohten Tieren Nahrung und Schutz bieten.

Selbst vor der bunten Farbexplosion der vielen unterschiedlichen Blüten sticht diese elegante Schönheit sofort ins Auge: der Schwalbenschwanz mit seinem markanten Schwarz-Weiß-Muster und den Farbtupfern in Rot und Blau. An diesem Tag im Mai umflattert er die violettfarbenen Blüten des Natternkopfs. Die Blühfläche bewirtschaftet der Landwirt Mathias Gutekunst aus Opfingen bei Freiburg. Als Puppe konnte der große Tagfalter an einem trockenen Pflanzenstängel auf der Blühfläche überwintern. Denn Gutekunst verzichtet bereits seit drei Jahren darauf, im Winter die trockenen Pflanzen unterzupflügen – für den Schwalbenschwanz und viele andere Insekten.

Am 22. Mai ist der Internationale Tag der Artenvielfalt. Dazu mahnt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle: „Für den Schutz der Tiere und Pflanzen in Baden-Württemberg kann man sich nur wünschen, dass das Beispiel aus Freiburg im ganzen Land Schule macht. Hier sieht man: Mit hochwertigen Rückzugsflächen lässt sich in der Agrarlandschaft effizienter Artenschutz umsetzen. Damit der Schwalbenschwanz überall gut und sicher durch den Winter kommt.“

Mehrjährige Blühflächen bieten Mehrwert

Angesäte Blühflächen entwickeln erst mit der Zeit den vollen Nutzen für den Erhalt der Artenvielfalt, da sie erst nach zwei bis drei Jahren ihre volle Pracht entfalten. Außerdem bleiben sie im Gegensatz zu einjährigen Blühflächen über den Winter stehen. Einjährige werden im Herbst abgemäht und bieten keinen Schutz für Insekten, die dort überwintern, oft werden sie sogar für Tiere wie den Schwalbenschwanz zu Todesfallen. Bisher sind über 90 Prozent der Blühflächen im Land einjährig. Blühflächen, die für mehrere Jahre erhalten bleiben, schützen Tieren und Pflanzen dagegen das ganze Jahr über. Mit jedem Jahr wächst auch die Zahl von wertvollen Pflanzenarten, die bedrohten Tieren Nahrung und Schutz bieten.

Landwirte setzen Naturschutz effizient um

Mitten im bunten Blütenmeer bei Opfingen schaut Gutekunst zufrieden dem Schwalbenschwanz hinterher. Gemeinsam mit drei weiteren Freiburger Landwirtinnen und Landwirten hat er hier ein Refugium für die Natur geschaffen und bereits auf zwölf Hektar besonders wertvolle mehrjährige Blühflächen angelegt. Der Gewinnausfall wird ihnen aus privaten Spenden über das Projekt „Blühfelderpatenschaften am Tuniberg“ des NABU Freiburg ersetzt. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz wurde am 6. Mai dieses Jahres mit dem Landesnaturschutzpreis ausgezeichnet.

Blühflächen müssen im ganzen Land besser werden

Gemäß dem Biodiversitätsstärkungsgesetz des Landes müssen bis 2030 auf rund zehn Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen im Südwesten hochwertige Rückzugsräume, sogenannte Refugialflächen, eingerichtet werden. Die mehrjährigen Blühflächen aus dem Freiburger Projekt sind ein kleines, aber wichtiges Puzzleteil für die Artenvielfalt in der Landwirtschaft. Wie kann das in ganz Baden-Württemberg gelingen? Und wie steht es um den Unkrautdruck auf den Flächen und die Förderhöhe im Vergleich zu einjährigen Blühflächen? Landwirt Gutekunst begegnet dem Unkraut in Opfingen so: „Unerwünschte Beikräuter laufen meist schneller auf als die ausgebrachten Blühmischungen. Ein Pflegeschnitt des noch nicht blühenden Unkrautes etwa acht bis zehn Wochen nach der Ansaat auf etwa fünf bis zehn Zentimeter Wuchshöhe drängt dieses erfolgreich zurück. Ist eine erfolgreiche Etablierung der Blühmischung infolge einer massiven Verunkrautung gefährdet, ist ein Pflegeschnitt empfehlenswert.“

NABU: gezielte Förderung der Mehrjährigen notwendig

Miriam Willmott leitet beim NABU Baden-Württemberg das Projekt „Landwirt-schaf(f)t Lebensraum- Refugialflächen für die Artenvielfalt“. Sie betont, dass sich der erheblich höhere ökologische Wert mehrjähriger Maßnahmen in der finanziellen Förderung widerspiegeln muss. Mit dem Anlegen von Refugialflächen leisten Landwirtinnen und Landwirte einen wertvollen Dienst für die Gesellschaft und die biologische Vielfalt. In der kürzlich erschienenen Verwaltungsvorschrift zu den Refugialflächen wurde bereits ein klarer Fokus auf mehrjährige Maßnahmen gelegt. Jetzt ist es wichtig, dass das Land diese Maßnahmen so attraktiv wie möglich gestaltet, damit wir eine Trendumkehr beim Verlust der Artenvielfalt schaffen. Projekte wie das Freiburger zeigen, dass dies auch der gesellschaftliche Wille ist.“

Hintergrund:

Vorteile mehrjähriger Blühflächen:

  • Sie schützen Tiere und Pflanzen im Gegensatz zu einjährigen Blühflächen wesentlich effektiver, da sie ihnen ganzjährig einen Lebensraum bieten.
  • Bodenbrüter finden darin auch im Winter und Frühjahr Schutz und Nahrung sowie Verstecke zur Brutzeit.
  • Insekten, darunter viele Wildbienenarten und Schmetterlinge, können in den hohlen Stängeln von abgeblühten Pflanzen überwintern oder nutzen den Hohlraum, zur Eiablage oder für die Raupenkokons.
  • Je hochwertiger die angelegten Refugialflächen, desto wirksamer sind sie für den Schutz der biologischen Vielfalt
  • Über das Projekt „Blühfelderpatenschaften am Tuniberg“: Vor drei Jahren taten sich Opfinger Landwirtinnen und Landwirte und der Arbeitskreis Wildbienen des NABU Freiburg am Tuniberg zusammen, um mit dem Projekt „Blühfelderpatenschaften am Tuniberg“ gegen das Verschwinden der Insekten anzugehen. Auf mittlerweile zwölf Hektar ehemaliger Maisfelder wachsen nun mehrjährige bestäuberfreundliche Pflanzen. Mit ihnen kehren auch die Insekten zurück. Außerdem profitieren viele weitere Tiere wie Vögel und Feldhasen von den Blühflächen – mehr
Quelle

NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V. 2023

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