TÜV-Test: 20 Prozent Wasserstoff im Gasnetz läuft

Zu sehen sind Gaspipelines. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert die Pläne im EU-Gaspaket.Foto: freedom_naruk / stock.adobe.com
Das deutsche Gasnetz kann mindestens 20 Prozent Wasserstoff aufnehmen. Das zeigt ein Praxistest des TÜV Rheinland. Nächster Schritt ist der Test von 30 Prozent.

Der TÜV Rheinland testet mit Partnern den Einsatz von 20 Volumenprozent Wasserstoff im Gasnetz. Dies erfolgt laut TÜV-Mitteilung gemeinsam mit dem Energieversorger GVG Rhein-Erft und die Rheinische NETZgesellschaft (RNG) als regionaler Netzbetreiber in Erftstadt. Es geht dabei darum zu erfahren, wie sich die Beimischung von 20 Wasserstoff im Gasnetz auswirkt. Zwischenbilanz: Die angeschlossenen Gasverbrauchseinrichtungen liefen während des ersten, 6-monatigen Testzeitraums zu 100 Prozent störungsfrei. Die Bürgerinnen und Bürger sowie das angeschlossene Gewerbe konnten über die gesamte Heizperiode hinweg ihre Geräte wie gewohnt nutzen. Diese mussten für das veränderte Gasgemisch nicht umgestellt werden. Auch hatte die veränderte Zusammensetzung des Gasgemisches keine Auswirkungen auf die Dichtigkeit des Gasnetzes. Der Feldtest soll noch bis Ende Dezember andauern; insgesamt nehmen 100 Haushalte aus den Stadtteilen Niederberg, Borr und Friesheim daran teil. 

„Bisher ist das deutsche Gasnetz nur für eine Beimischung von 10 Volumenprozent Wasserstoff zugelassen. Der aktuelle Test bestätigt: Sowohl das Gasnetz als auch die angeschlossenen Gasverbrauchseinrichtungen vertragen eine doppelt so hohe Beimischung an Wasserstoff“, erklärt Projektmanager Reiner Verbert von TÜV Rheinland. Weitere Besonderheit: Es ist deutschlandweit der erste Test dieser Art, der in einem L-Gasnetz durchgeführt wird. Weite Teile Westdeutschlands werden noch mit sogenanntem L-Gas versorgt, das sich in seiner Beschaffenheit und Herkunft von sogenanntem H-Gas unterscheidet. 

Niederberg, Borr und das Gewerbegebiet Friesheim eignen sich besonders gut für einen Feldtest dieser Art. Der Grund: Das rund neun Kilometer lange Netz gibt es erst seit 2007 errichtet und ist damit technisch auf einem sehr modernen Stand. Mit seinen Hausanschluss- und Verteilleitungen lässt es sich zudem sehr gut überwachen. Sowohl Netztopologie als auch Gerätetechnik der Testhaushalte eignen sich besonders gut für eine repräsentative Ergebnisauswertung, die sich auf andere Gebiete übertragen lässt.

Tests mit 30 Prozent geplant

„Die positive Zwischenbilanz des Feldtests ist eine gute Nachricht für die Energiewende“, ergänzt Reiner Verbert. „Denn das bestehende Erdgasnetz stellt einen idealen Speicher für klimaneutrale Gase dar. So könnte beispielsweise Grünstrom, der in wind- und sonnenreichen Zeiten auf Grund drohender Netzüberlastung bisher nicht ins Netz eingespeist wird, mittels Elektrolyse vermehrt in Grünen Wasserstoff umgewandelt und im bestehenden Gasnetz eingespeichert werden.

Im Fachjargon wird dies Power to Gas genannt. Allein in Deutschland gibt es 500.000 Kilometer Gasnetz. Neben dem Wind- und Photovoltaik-Ausbau sowie Wärmepumpeninstallationen könnte mittels Power to Gas auch das bestehende Gasnetz einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Bisher steht besonders die Stromerzeugung im Fokus der Energiewende. Dabei kann Grüner Wasserstoff auch wesentlich zu einer Dekarbonisierung des Wärmebereichs beitragen. Um die technischen Möglichkeiten von Power to Gas weiter auszuloten, plant TÜV Rheinland aktuell, in geeigneten Gasnetzen eine Wasserstoffbeimischung von bis zu 30 Volumenprozent Wasserstoff zu testen.  

Die Fachleute haben den Wasserstoff im Testgebiet in Erftstadt in mehreren Stufen beigemischt. Beginnend mit zunächst 10 Prozent erhöhten sie nach vier Wochen schrittweise auf 15 Prozent. Seit Oktober 2022 läuft das Gasnetz mit 20 Prozent Wasserstoffbeimischung.

25.5.2023 | Quelle: TÜV Rheinland | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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